Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
etwas gefunden worden.«
    »Weil die K’Chain Che’Malle nie die Gelegenheit bekommen haben, sie zu benutzen, ganz einfach. Zumindest die meisten.«
    Sie verstummten, als sie an dem ersten Bauwerk vorbeiritten und auf der hiesigen Seite des Dorfes hundert oder mehr Soldaten und Arbeiter versammelt sahen. Es stellte sich heraus, dass sie sich in einen kleinen, länglichen Hügel gruben. Ein Hügelgrab. Pferdegespanne hatten die Decksteine von der Kuppe des Hügelgrabs gezogen, und unzählige Männer wühlten sich an den Seiten hinein.
    »Mit dem da vor uns will ich nichts zu tun bekommen, Bekenner«, sagte Corlo.
    Sie zügelten die Pferde.
    »Was ist da drin?«, wollte Eisenhart wissen.
    »Nichts, was irgendwas mit den Ruinen zu tun haben könnte, würd ich nicht sagen.«
    »Es passt nicht zu Euch, die Sprache der Hafenratten zu benutzen«, sagte Seren.
    »Schön«, krächzte Corlo. »Was ich gemeint habe … der niedrige Grabhügel gehört nicht zu den Dingern da drüben. Und die Beerdigung war eine ziemliche Sauerei. Es gibt jede Menge Schutzzauber. Bekenner, bei der Kompanie da vorne ist ein Magier, der eifrig damit beschäftigt war, diese Schutzzauber aufzuheben.«
    »Alle?«
    »Fast. Ein paar hat er noch an Ort und Stelle gelassen. Ich nehme an, er hat vor zu binden, was auch immer da drin ist.«
    »Man hat uns gesehen«, sagte Seren.
    Ein Trupp berittener Soldaten kam auf sie zu, angeführt von einem Offizier.
    »Erkennt Ihr ihn?«, fragte sie der Bekenner.
    »Finadd Arlidas Tullid«, erwiderte sie. »Er befehligt die Garnison von Brauss.«
    Eisenhart blickte sie an. »Und?«
    »Er ist kein netter Mann.«
    Der Trupp des Finadd bestand aus sechzehn Reitern. Sie zügelten ihre Pferde, und Arlidas nickte Seren zu. »Freisprecherin. Habe doch gedacht, ich hätte Euch erkannt. Von wo kommt Ihr?«
    »Aus Trate.«
    »Das ist ein langer Ritt. Ich nehme an, Ihr habt die Stadt verlassen, bevor sie erobert wurde.«
    Sie widersprach ihm nicht.
    Der Finadd musterte die Männer und Frauen der Karmesin-Garde. Was er sah, gefiel ihm anscheinend nicht. »Ihr kommt genau zum richtigen Zeitpunkt«, sagte er. »Wir heben Soldaten aus.«
    »Sie sind schon rekrutiert worden – als meine Eskorte«, sagte Seren. »Ich bin unterwegs nach Letheras, zu einer Audienz beim König.«
    Arlidas machte ein finsteres Gesicht. »Das ist sinnlos, Freisprecherin. Der Kerl sitzt einfach nur da, hockt voller Angst auf seinem Thron. Und der Ceda hat den Verstand verloren. Daher habe ich beschlossen, unsere Unabhängigkeit zu erklären. Und wir haben vor, uns gegen die verdammten Grauhäute zu verteidigen.«
    Serens Lachen platzte einfach aus ihr heraus, und sie bedauerte es auf der Stelle. »Unabhängigkeit, Finadd? Brauss – dieses Dorf? Mit Euch als Verantwortlichem? Als was – als sein Imperator?«
    »Ihr habt unser Territorium betreten, Freisprecherin, und das bedeutet, dass Ihr und Eure Eskorte jetzt meine Untertanen seid. Es freut mich, dass Ihr alle bewaffnet seid, denn ich kann nicht viele Waffen erübrigen.«
    »Ihr rekrutiert uns nicht«, sagte Eisenhart. »Und ich würde vorschlagen, Ihr macht keine große Sache daraus, Finadd, sonst habt Ihr in kürzester Zeit eine deutlich kleinere Armee.«
    Arlidas grinste höhnisch. »Ihr sechs und eine Freisprecherin –«
    »Finadd.« Einer der Männer aus Brauss trieb sein Pferd nach vorn und machte neben Arlidas Halt. Er war rundlich und haarig, mit kleinen Äuglein und war vom Herumkriechen in den Tunneln völlig verdreckt. »Der da ist ein Magier.« Er deutete auf Corlo.
    »Genau wie du, du verdammtes Nerek-Halbblut«, bellte der Finadd.
    »Sagt es ihm«, sagte Corlo zu dem anderen Magier. »Ihr heißt Urger, nicht wahr? Erzählt es Eurem Finadd, Urger.«
    Der Halbnerek leckte sich die Lippen. »Er wird uns alle umbringen, Finadd. Alle. Und er wird dabei nicht mal ins Schwitzen kommen. Und er wird mit Euch anfangen, Finadd. Er wird Euch das Gehirn rausreißen und es in einen Kessel mit siedendem Öl werfen.«
    »Und jetzt solltet Ihr am besten wieder zum Hügelgrab zurückgehen, Urger«, sagte Corlo. »Euer Dämon versucht herauszukommen, und es könnte sein, dass er es schafft. Ihr werdet Eure Chance verpassen, ihn zu binden.«
    Der Magier drehte sich im Sattel um. »Hol mich der Abtrünnige, er hat Recht! Finadd, ich muss gehen! Jetzt gleich!« Mit diesen Worten riss er sein Pferd herum und gab ihm die Fersen.
    Arlidas starrte Seren, Eisenhart und Corlo finster an, dann stieß er ein

Weitere Kostenlose Bücher