SdG 09 - Gezeiten der Nacht
Marschkolonne der Edur entgegen. »Natürlich sind sie jetzt näher. Ich wünschte, ich hätte noch ein weiteres Brett mitgebracht, dann könnte ich mit den Einzelheiten weitermachen.«
»Nun, Ihr könntet natürlich immer noch die Mauer benutzen.«
Buschige Brauen wanderten in die Höhe. »Das ist … schlau. Ihr seid tatsächlich ein Gelehrter.«
»Ichmuss jetzt gehen.«
»Ja, ja, hört schon auf, mich abzulenken. Ich muss mich konzentrieren, versteht Ihr, konzentrieren.«
Still und leise stieg Bagg die steinernen Stufen hinunter. »Eine gute Lektion«, murmelte er vor sich hin, als er unten auf der Straße ankam. Einzelheiten … es gab heute noch so viel zu tun.
Er schritt durch verlassene Straßen, vermied die großen Kreuzungen, an denen Barrikaden errichtet worden waren und Soldaten sich voll nervöser Erwartung bewegten. Gelegentlich schoss verstohlen eine Gestalt durch sein Blickfeld, während er weiterstapfte.
Kurze Zeit später umrundete der Diener eine Ecke, blieb kurz stehen und näherte sich dann dem zerstörten Tempel. Nur wenige Schritt entfernt stand Turudal Brizad, der Bagg anblickte, als Letzterer zu ihm trat.
»Irgendwelche Vorschläge?«, fragte der Gott, der als der Abtrünnige bekannt war.
»Was meinst du?«
»Der Sterbliche, den ich ersucht habe, sich dieser Aufgabe zu widmen, ist nicht erschienen.«
»Oh. Das ist nicht gut. Denn während wir uns hier unterhalten, sind die Jheck schon am Tor.«
»Und die ersten Edur haben auch schon die Schiffe verlassen, ja.«
»Warum handelst du nicht selbst?«, fragte Bagg.
»Ich kann nicht. Mein Aspekt erlegt mir gewisse … Verbote auf.«
»Ach, der Stups, das Zerren oder das Stoßen.«
»Ja. Nur das.«
»Du warst so klar und deutlich, wie du nur sein konntest.«
Der Abtrünnige nickte.
»Nun, ich kann dein Dilemma erkennen«, sagte Bagg.
»Und daher meine Frage – hast du irgendwelche Vorschläge?«
Der Gott wartete geduldig, während der Diener einige Zeit nachdachte, schließlich seufzte und sagte: »Vielleicht. Warte hier. Wenn ich Erfolg habe, werde ich dir jemanden schicken.«
»In Ordnung. Ich vertraue darauf, dass du nicht allzu lange brauchst.«
»Ich hoffe es. Das hängt von meinen Überredungskünsten ab.«
»Dann bin ich guten Mutes.«
Ohne ein weiteres Wort stapfte Bagg davon. Er beschleunigte seine Schritte, während er sich auf den Weg zu den Docks machte. Glücklicherweise war es nicht weit, und als er in der Hafenstraße ankam, sah er, dass nur die Hauptpiers von den landenden Edur-Kriegern besetzt waren. Sie ließen sich Zeit, wie er bemerkte, ein Zeichen ihres Selbstvertrauens. Niemand stellte sich ihnen entgegen. Bagg eilte die Hafenstraße entlang, bis er zu den unbedeutenderen Liegeplätzen kam. Wo er das fand, was er gesucht hatte – ein zweimastiges, schlankes Fohlen von einem Schiff, das einen neuen Anstrich brauchte, aber ansonsten noch ziemlich intakt schien. An Deck war niemand zu sehen, doch sobald er das Fallreep betrat, hörte er Stimmen und dann schwere Schritte.
Bagg kam gerade auf das Hauptdeck, als die Kabinentür aufschwang und zwei bewaffnete Frauen mit gezogenen Schwertern an Deck traten.
Bagg blieb stehen und zeigte seine leeren Hände.
Die beiden Frauen traten zur Seite, und drei weitere Gestalten kamen aus der Kabine. Ein großer Mann mit grauer Mähne in einem karmensinroten Wappenrock, gefolgt von einem zweiten, der ganz offensichtlich ein Magier war. Den dritten Neuankömmling erkannte Bagg.
»Guten Morgen, Shand. Hier hat Tehol Euch also hingeschickt.«
»Bagg. Was willst du, im Namen des Abtrünnigen?«
»Das habt Ihr schön gesagt, Schätzchen. Sind diese trefflichen Soldaten Shurq Elalles frisch angeheuerte Mannschaft?«
»Wer ist dieser Mann?«, fragte der grauhaarige Soldat Shand.
Sie machte ein finsteres Gesicht. »Der Diener meines Arbeitgebers. Und Euer Arbeitgeber arbeitet für meinen Arbeitgeber. Seine Ankunft bedeutet, es wird Ärger geben. Mach weiter, Bagg, wir hören dir zu.«
»Zunächst einmal – wie wäre es mit einer kleinen Vorstellungsrunde, Shand?«
Sie verdrehte die Augen. »Eisenhart –«
»Ein Bekenner der Karmesingarde«, unterbrach Bagg sie lächelnd. »Vergebt mir. Macht bitte weiter.«
»Corlo –«
»Sein Hohemagier. Vergebt mir bitte noch einmal, aber das muss reichen. Ich habe sehr wenig Zeit. Ich brauche diese Soldaten.«
»Ihr braucht uns? Wofür?«, fragte Eisenhart.
»Ihr müsst den Gott der Jheck-Wechselgänger töten.«
Der
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