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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gesichtsausdruck des Bekenners verdüsterte sich. »Wechselgänger. Wir sind schon früher Wechselgängern in die Quere gekommen.«
    Bagg nickte. »Wenn die Jheck bis zu ihrem Gott durchkommen, werden sie ihn natürlich verteidigen –«
    »Wie weit weg ist es?«
    »Nur ein paar Straßen, in einem verlassenen Tempel.«
    Eisenhart nickte. »Dieser Gott – ist er ein Wechselgänger oder ein Vielwandler?«
    »Ein Vielwandler.«
    Der Bekenner drehte sich zu Corlo um, der sagte: »Macht euch bereit, Soldaten, wir haben einen Kampf vor uns.«
    Shand starrte sie an. »Und wenn Shurq in der Zwischenzeit kommt? Was soll ich ihr sagen?«
    »Es wird nicht lange dauern«, erwiderte Eisenhart und zog sein Schwert.
    »Wartet!« Shand wandte sich Bagg zu. »Du! Woher hast du gewusst, dass sie hier sind?«
    Der Diener zuckte die Schultern. »Der Stups des Abtrünnigen, nehme ich an. Passt auf Euch auf, und grüßt bitte Hejun und Rissarh von mir, ja?«
     
    Fünfzig Schritt gepflasterter Straße zwischen ihnen und den weit offen stehenden Toren von Letheras. Trull Sengar stützte sich auf seinen Speer und warf Rhulad einen Blick zu.
    Der Imperator, ungeschlacht mit seinem Pelzumhang auf den Schultern, schritt wie ein Tier im Käfig auf und ab, den Blick starr auf den Torweg gerichtet. Hannan Mosag und seine überlebenden K’risnan waren inmitten einer großen Zahl von Schattengespenstern zehn Schritt vorgerückt – und Letztere glitten jetzt noch weiter vor.
    Die Gespenster erreichten das Tor, verharrten einen Augenblick und strömten dann in die Stadt.
    Hannan Mosag drehte sich um und kehrte zu der Stelle zurück, wo der Imperator und seine Brüder warteten. »Es ist, wie wir es gespürt haben, Imperator. Die Präsenz des Ceda lässt sich nirgendwo feststellen. Es sind gerade mal eine Hand voll unbedeutender Magier bei der Garnison. Die Gespenster und die Dämonen werden sich um sie kümmern. Wir sollten uns einen Weg durch die Barrikaden bahnen und das Ewige Domizil um die Mittagszeit erreichen können. Ein passender Zeitpunkt, um den Thron zu besteigen.«
    »Barrikaden«, sagte Rhulad und nickte. »Gut. Wir wollen kämpfen. Udinaas!«
    »Hier.« Der Sklave trat vor.
    »Dieses Mal wirst du den Haushalt unter Uruths Befehl begleiten, Udinaas.«
    »Imperator?«
    »Wir wollen nicht riskieren, dich zu verlieren, Udinaas. Sollten wir allerdings fallen, wirst du unverzüglich zu uns geschickt werden.«
    Der Sklave verneigte sich und trat wieder zurück.
    Rhulad wandte sich zu seinem Vater und seinen drei Brüdern um. »Wir werden jetzt Letheras betreten. Wir werden Anspruch auf unser Imperium erheben. Macht eure Waffen bereit, Blut von unserem Blut.«
    Sie begannen, vorwärts zu marschieren.
    Trulls Blick blieb noch einen Moment länger an Hannan Mosag hängen. Er fragte sich, was der Hexenkönig vor ihnen verbarg. Dann folgte er seinen Brüdern.
    Hull Beddict war bei der zweiten Kompanie, die in Letheras einrückte. Zwanzig Schritt jenseits des Tors trat er zur Seite und blieb stehen, schaute den erschöpften Edur nach, die weitermarschierten. Niemand achtete auf ihn. In den nahe gelegenen Gebäuden spähten blasse Gesichter aus Fenstern und zwischen leicht geöffneten Läden hervor. Über den Docks kreisten Möwenschwärme, ihre Schreie eine Kakophonie der Panik. Ein Stück voraus, weiter die Hauptstraße hinunter, entbrannte an der ersten Barrikade ein Kampf. Ein dumpfes Geräusch deutete darauf hin, dass Zauberei zum Einsatz kam, und dann erklangen Schreie.
    Eine sinnlose Verschwendung von Leben. Er hoffte, dass nicht alle Soldaten der Stadtgarnison so närrisch tapfer sein würden. Es gab keinen Grund mehr weiterzukämpfen. Lether war unterworfen. Alles, was jetzt noch zu tun blieb, war, den kraftlosen König und seine verräterischen Ratgeber abzusetzen. Die einzige wirklich gerechte Tat in diesem Krieg, zumindest was Hull Beddict betraf.
    Die Trauer um seinen Bruder Brys hatte er bereits hinter sich. Obwohl Brys noch nicht tot war, stand nichtsdestotrotz mit absoluter Sicherheit fest, dass er es bald sein würde. Der Kämpe des Königs würde seinen König verteidigen und sterben. Das war tragisch und unnötig, doch es würde die letzte traditionelle Handlung der Letherii sein, und nichts, was Hull oder sonst irgendjemand sagen oder tun könnte, würde es verhindern.
    All die Asche war in Hulls Geist eingesunken. Das Gemetzel, das hinter ihnen lag, das Töten, das noch auf sie wartete. Er hatte Verrat begangen, um der

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