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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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im Gleichgewicht. Die Szenerie wirkte auf gefährliche Weise zerbrechlich.
    »Vi han onralmashalle. S’ril k’ul havra En’ev. N’vist’. Lan’te.«
    »Ulshun sagt, seine Leute sind mit einer Knochenwerferin hierher gekommen. Es war eine Sphäre der Stürme. Und Tiere, zahllose Tiere sind aus den Löchern gekommen. Sie wussten nicht, was es für Tiere waren, aber es hat viele Kämpfe gegeben.«
    Der T’lan-Imass-Krieger sprach erneut, und dieses Mal länger.
    »Ihrer Knochenwerferin ist klar geworden, dass die Risse versiegelt werden mussten, und so hat sie auf die Macht von Stein und Erde zurückgegriffen und sich dann in ihrem neuen, ewigen Körper erhoben, um vor den Wunden zu stehen. Und alles in Reglosigkeit zu halten. Und so steht sie jetzt da und wird für alle Zeiten da stehen.«
    »Doch ihr Opfer hat die T’lan Imass hier stranden lassen, oder?«, fragte Udinaas.
    »Ja. Doch Ulshun und seine Leute sind zufrieden.«
    »Vi truh larpahal. Ranag, Bhed, Tenag tollarphal. Kul havra thelar. Kul.«
    »Dieses Land ist ein Pfad, den wir eine Straße nennen würden«, sagte Fund stirnrunzelnd, während er versuchte, den Sinn von Ulshuns Worten zu begreifen. »Herden wandern, vor und zurück. Sie scheinen von nirgendwoher zu kommen, doch sie kommen immer.«
    Weil sie, genau wie die T’lan Imass selbst, nichts als geisterhafte Erinnerungen sind.
    »Die Straße … führt hierher?«, fragte Federhexe stockend in der Handelssprache.
    »Ja«, sagte Fund.
    »Und woher kommt sie?«
    »Epal en. Vol’sav, thelan.«
    Der Junge seufzte und verschränkte die Arme. Er wirkte ein bisschen verzweifelt. »Ulshun sagt, wir sind in einem … Überlauf? Das, woher die Straße kommt, ist ausgeströmt, um Anspruch auf die Straße selbst zu erheben. Und hat diesen Ort umzingelt. Dahinter ist … nichts. Vergessen. Unwirklichkeit.«
    »Dann sind wir also in einer Sphäre?«, fragte Federhexe. »Welche Feste erhebt Anspruch auf diesen Ort?«
    »A evbrox’l list Tev. Starvald Demelain Tev.«
    »Ulshun ist erfreut, dass ihr die Festen versteht. Er ist helljuwelenäugig. Erfreut … und überrascht. Er nennt diese Feste Starvald Demelain.«
    »Diesen Namen kenne ich nicht«, sagte sie stirnrunzelnd.
    Der T’lan Imass sprach erneut, und Udinaas spürte, dass er etwas aufzählte. Als der Letherii die zweite Liste hörte, fing er an, Namen zu erkennen.
    Der Junge zuckte die Schultern. »T’iam, Kalse, Silannah, Ampelas, Okaros, Karosis, Sorrit, Atrahal, Eloth, Anthras, Kessobahn, Alkend, Karatallid, Korbas … Olar. Eleint. Drachenblut. Drachen. Die Reinen Drachen. Der Ort, wo die Straße herkommt, ist verschlossen. Von den Mischblütigen, die sich vor langer Zeit versammelt haben. Draconus, K’rul, Anomandaris, Osserc, Silchas Ruin, Scabandari, Sheltatha Lore, Sukul Ankhadu und Menandore. Er sagt, Menandore hat mich gerettet.« Die Augen des Jungen weiteten sich. »Sie hat nicht wie ein Drache ausgesehen!«
    Ulshun sprach.
    Fund nickte. »In Ordnung. Er sagt, ihr solltet in der Lage sein, von hier aus durchzugehen. Er freut sich darauf, euch wiederzusehen. Sie werden ein Fest für euch vorbereiten. Es wird Tenag-Kälber geben. Ihr kommt doch wieder, oder?«
    »Wenn wir können«, sagte Federhexe, wechselte dann zu Letherii. »Kommen wir wieder hierher, Udinaas?«
    Er runzelte die Stirn. »Woher soll ich das wissen?«
    »Sei barmherzig.«
    »Zu dir oder zu ihnen?«
    »Zu mir und zu ihnen. Aber vor allem zu deinem Sohn.«
    Er wollte nichts davon hören und entschloss sich, stattdessen den Turm mit den Facetten zu mustern. Dann also kein einzelner Pfad, sondern viele Türen. Mindestens zwölf. Hieß das, dass es zwölf andere Welten gab? Wie würden sie wohl sein? Welche Kreaturen würden sie bevölkern? Dämonen. Und vielleicht war das auch schon alles, was das Wort »Dämon« bedeutete. Eine Kreatur, die aus ihrer eigenen Sphäre gerissen worden war. Gebunden wie ein Sklave, von einem neuen Herrn, der sich nicht um ihr Leben kümmerte, ihr Wohlergehen, der sie einfach nur benutzen würde wie irgendein anderes Werkzeug. Bis sie nutzlos werden würde – und dann weggeworfen.
    Aber ich bin des Mitleids müde. Oder zumindest müde, es anderen entgegenzubringen. Ich würde es willkommen heißen, wenn es mir gelten würde, und wenn auch nur, um all mein Selbstmitleid zu beschwichtigen. Sei barmherzig, hat sie gesagt. Ausgerechnet sie muss das sagen. Er blickte wieder auf den Jungen hinunter. Mein Sohn. Nein, nur mein Samen. Sie hat nichts

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