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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Krallen, dolchlangen Zähnen und der Gabe des Vielwandelns, des von einem zu vielen Werdens … wir hätten überleben sollen, wir hätten herrschen sollen. Wir waren die geborenen Herren, und alle Menschen waren rechtmäßig unsere Sklaven. Wenn nur Dessimbelackis uns nicht betrogen hätte. Uns – seine eigenen Kinder.
    Nun, selbst unter den T’rolbarahl war Dejim Nebrahl überragend. Eine Schöpfung, die sogar über die schlimmsten Alpträume des Ersten Imperators hinausging. Herrschaft, Unterwerfung, der Aufstieg eines neuen Imperiums, das war es, was Dejim erwartete, und oh, wie er sich nähren würde. Aufgebläht, gesättigt von menschlichem Blut. Er würde dafür sorgen, dass die neuen Anfänger-Götter vor ihm niederknieten.
    Wenn er seine Aufgabe erledigt hatte, wartete die Welt auf ihn. Auch wenn sie unwissend, auch wenn sie blind und gleichgültig war. Das würde sich alles ändern, auf so schreckliche Weise ändern.
    Dejims Beute kam näher, wurde vollkommen unauffällig auf diesen tödlichen Pfad gezogen. Der nicht mehr lang war.
     
    Die Weste aus Muschelschalen schimmerte weiß im Morgenlicht. Karsa Orlong hatte sie aus seinem Packen gezogen, um sie gegen die zerfetzten Überreste der gepolsterten Lederweste auszutauschen, die er zuvor getragen hatte. Er saß auf seinem großen, schlanken Pferd, und um seine Schultern hing das mit Blutflecken besprenkelte, zusammengeflickte weiße Fell. Ohne Helm, mit einem einzelnen, dicken Zopf, der ihm auf der rechten Seite bis zur Brust baumelte, und in dessen schwarze Haare Fetische verknotet waren: Fingerknochen, Streifen goldfädiger Seide, Eckzähne von Tieren. Eine Reihe vertrockneter menschlicher Ohren war an seinen Gürtel genäht. Das riesige Feuersteinschwert hatte er sich diagonal auf den Rücken geschnallt. Zwei Dolche mit Knochengriffen, jeder so lang wie ein kurzes Schwert und mit einer entsprechend breiten Klinge, steckten in Scheiden in den hochgeschnürten Mokassins, die ihm bis knapp unter die Knie reichten.
    Samar Dev musterte den Toblakai noch einen Moment länger, hob dabei den Blick zu seinem tätowierten Gesicht. Der Krieger blickte gen Westen, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
    Sie drehte sich um und machte sich daran, einmal mehr die Stricke der Packpferde zu überprüfen und zog sich dann in den Sattel. Sie schob ihre Fußspitzen in die Steigbügel und griff nach den Zügeln. »Vorrichtungen, die weder Essen noch Wasser benötigen«, sagte sie, »die nicht müde oder lahm werden – stell dir vor, welche Freiheit das für die Welt bedeuten würde, Karsa Orlong.«
    Die Augen, mit denen er sie anblickte, waren die eines Barbaren; in ihnen spiegelten sich Misstrauen und eine gewisse animalische Vorsicht. »Die Leute würden überall hinkommen. Was bedeutet die Freiheit noch in einer kleineren Welt, Hexe?«
    »Kleiner? Du verstehst das nicht –«
    »Die Geräusche dieser Stadt sind eine Beleidigung für den Frieden«, sagte Karsa Orlong. »Wir verlassen sie – jetzt.«
    Sie blickte zurück zum Palasttor, das geschlossen war und von dreißig Soldaten bewacht wurde, deren Hände sich unruhig in der Nähe ihrer Waffen bewegten. »Der Falah’d scheint nicht geneigt, sich in aller Form von uns zu verabschieden. So sei es denn.«
    Mit dem Toblakai vorneweg stießen sie auf wenig Hindernisse, als sie die Stadt durchquerten und noch vor dem zehnten morgendlichen Glockenschlag das Westtor erreichten. Anfänglich hatte die Aufmerksamkeit, die ihnen buchstäblich jeder Einwohner schenkte – auf der Straße und an den Fenstern der angrenzenden Gebäude dafür gesorgt, dass Samar Dev sich unbehaglich fühlte, doch als sie an den schweigenden Wachen am Westtor vorbeiritten, hatte sie längst begonnen, den Reiz des Berüchtigtseins zu erkennen – genug, um einem der Soldaten ein breites Lächeln zu schenken und ihm zum Abschied zuzuwinken.
    Die Straße, auf der sie sich wiederfanden, war nicht eine der beeindruckenden malazanischen straßenbaulichen Großtaten, die die größeren Städte verbanden, denn die Richtung, für die sie sich entschieden hatten, führte … ins Nirgendwo. Nach Westen, in die Jhag-Odhan, diese alte Steppe, die sich den Pflügen der Bauern widersetzte, diese mythische Verschwörung von Land, Regen und Windgeistern, die nur mit den tief verwurzelten natürlichen Gräsern zufrieden war und ansonsten danach gierte, jede gepflanzte Feldfrucht welk und dürr werden zu lassen und die Ackerkrume in den Himmel zu blasen. Solch

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