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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ein Land konnte man für eine oder zwei Generationen zähmen, doch am Ende würde die Odhan wieder ihr wildes Gesicht annehmen, geeignet für nichts als Bhederin, Hasen, Wölfe und Antilopen.
    Dann also westwärts, etwa ein halbes Dutzend Tage lang. Woraufhin sie schließlich auf ein längst ausgetrocknetes Flussbett stoßen würden, das sich in einem Tal nordwestwärts wand, dessen Seiten die Spuren der jahreszeitlichen Hochwasser längst vergangener, zahlloser Jahrhunderte trugen und jetzt mit knorrigen Salbeibüschen und Kakteen und Graueichen bewachsen waren. Dunkle Hügel am Horizont, wo die Sonne unterging, ein geweihter Ort, den die ältesten Karten erwähnten, von einem Stamm genutzt, der so lange ausgestorben war, dass sein Name keinerlei Bedeutung mehr hatte.
    Also hinaus auf die übel zugerichtete Straße, während die Stadt hinter ihnen zurückblieb. Nach einiger Zeit drehte Karsa sich zu ihr um und bleckte die Zähne. »Horch. Das ist besser, oder?«
    »Ich höre nur den Wind.«
    »Besser als zehntausend unermüdliche Vorrichtungen.«
    Er richtete den Blick wieder nach vorn, so dass Samar Gelegenheit hatte, über seine Worte nachzudenken. Erfindungen warfen moralische Schatten, wie sie sehr wohl wusste – sogar besser als die meisten, genauer gesagt. Aber … konnte einfache Bequemlichkeit sich als etwas so verderbliches Böses erweisen? Dinge zu tun – anstrengende Dinge, sich wiederholende Dinge solche Arten von Handlungen wurden schnell zum Ritual, und mit dem Ritual kam eine Bedeutung, die über das schlichte Tun hinausging. Aus solch einem Ritual entsprang Identität und damit Selbstwert. Andererseits – das Leben zu erleichtern, musste doch einen ihm innewohnenden Wert besitzen, oder nicht?
    Leichter. Nichts muss mehr verdient werden, die Sprache der Belohnung verblasst, bis sie so vergessen ist wie die Sprache, die jener alte Stamm einst gesprochen hat. Die Bedeutung wird vermindert, der Wert verwandelt sich in Willkür, oh, bei den Göttern hienieden – und ich war so dreist, von Freiheit zu sprechen! Sie gab ihrem Pferd die Fersen, bis sie auf gleicher Höhe mit dem Toblakai war. »Aber ist das alles? Karsa Orlong! Ich frage dich, ist das alles?«
    »Bei meinem Volk«, sagte er nach einem Moment, »ist der Tag ausgefüllt, genau wie die Nacht.«
    »Womit? Mit Körbe flechten, Fische fangen, Schwerter schärfen, Pferde abrichten, kochen, essen, säen, ficken –«
    »Mit Geschichten erzählen und sich über Narren lustig machen, die närrische Dinge tun und sagen, ja, mit all dem. Dann musst du wohl schon einmal da gewesen sein?«
    »War ich nicht.«
    Für einen Augenblick huschte ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. »Es gibt immer etwas zu tun. Und immer Möglichkeiten, sich dem zu entziehen, Hexe. Aber niemand, der wirklich lebt, kann einfältig bleiben.«
    »Der wirklich lebt?«
    »Um sich am Augenblick zu freuen, Hexe, bedarf es keiner wilden Tänze.«
    »Und daher, ohne diese Rituale …«
    »Suchen die jungen Krieger den Krieg.«
    »Genau wie du es getan haben musst.«
    Sie legten weitere zweihundert Schritt zurück, ehe er antwortete: »Wir waren zu dritt, und wir sind losgezogen, um Tod zu säen und Blut zu vergießen. Wie Ochsen ans Joch waren wir an den Ruhm gebunden. An große Taten und die schweren Ketten von Schwüren. Wir sind losgezogen, um Kinder zu jagen, Samar Dev.«
    »Kinder?«
    Er verzog das Gesicht. »Deine Art. Die kleinen Kreaturen, die wie Maden in faulendem Fleisch brüten. Wir hatten vor – nein, ich hatte vor – die Welt von dir und deinesgleichen zu säubern. Ihr, die ihr die Wälder abholzt, die ihr die Erde umbrecht, die ihr die Freiheit fesselt. Ich war ein junger Krieger, und ich habe nach einem Krieg gesucht.«
    Sie musterte die Tätowierung in seinem Gesicht – das Kennzeichen entflohener Sklaven. »Du hast etwas gefunden, womit du nicht gerechnet hattest.«
    »Ich weiß alles über kleine Welten. Ich wurde in einer geboren.«
    »Dann hat die Erfahrung also mittlerweile deinen Eifer gemildert«, sagte sie nickend. »Und du bist nicht mehr unterwegs, um die Welt von der Menschheit zu säubern.«
    Er blickte zu ihr herüber – und auf sie herab. »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Oh. Aber ich schätze, das dürfte schwer zu schaffen sein für einen einzelnen Krieger, selbst für einen Toblakai-Krieger. Was ist mit deinen Gefährten passiert?«
    »Sie sind tot. Ja, es ist, wie du sagst. Ein einzelner Krieger kann keine hunderttausend Feinde töten,

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