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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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heiß ist das Wasser in dem Teich? Kocht es schon? Nein? Gut. Alle, die eine Feldflasche oder einen Wasserschlauch haben, füllen sie jetzt –«
    In den Spalt … während die Ratte die schräge, mit Steinen und Steinchen übersäte Straße entlanghuschte, unter einer Decke aus festgestampftem Geröll …
     
    Buddl spürte, wie sein Körper sich durch einen Riss schob, dann nach unten stürzte, auf jenen Teil der Straße, wo die Decke niedrig war. Felsbrocken, Mörtel und Tonscherben unter seinen Händen, an denen er sich schnitt und sich die Haut aufriss, als er weiterkrabbelte. Einst war man gegangen, auf dieser Straße, in einem Zeitalter, das lange vorbei war. Wagen waren hier entlanggerattert, Pferdehufe auf diesem Boden getrappelt, und es hatte viele Gerüche gegeben. Aus den nahe gelegenen Häusern, in denen gekocht wurde, vom Vieh, das zum Marktplatz getrieben wurde. Könige und Bettler, große Magier und ehrgeizige Priester. Alle dahin. Zu Staub zerfallen.
    Die Straße fiel plötzlich steil ab, wo Pflastersteine nachgegeben hatten und nach unten gesackt waren, um einen unterirdischen Raum zu füllen – nein, einen alten Abwasserkanal mit Ziegelwänden; und in diesen Kanal war seine Ratte gekrochen.
    Er schob zerbröckelte Pflastersteine beiseite und zog sich hinunter in den Schacht. Vertrocknete Fäkalien in einem dünnen, flachen Bett unter ihm, tote Insekten, deren Chitinpanzer knirschten, als er sich weiterschlängelte. Eine blasse Eidechse, so lang wie sein Unterarm, floh in einen seitlichen Spalt – es klang wie ein Flüstern. Er blieb mit der Stirn an Spinnweben hängen, die fest genug waren, um ihn für einen kurzen Augenblick aufzuhalten, ehe sie hörbar rissen. Er spürte, wie sich etwas auf seiner Schulter niederließ, über seinen Rücken raste und dann davonhüpfte.
    Buddl hörte Krake hinter ihm husten, als der Staub, den er aufwirbelte, von einer Böe zu dem Sappeur geweht wurde. Irgendwo weiter hinten hatte ein Kind geweint, aber jetzt war es still; alles, was er jetzt noch hörte, waren Geräusche von Menschen, die sich bewegten, und ihr angestrengtes Keuchen. Direkt voraus war ein Stück des Tunnels eingestürzt. Die Ratte hatte einen Weg durch die Barriere gefunden, also wusste er, dass sie nicht unpassierbar war. Er erreichte sie und machte sich daran, das Geröll beiseitezuschieben.
     
    Lächeln stupste das Kind vor ihr an. »Kriech weiter«, murmelte sie, »einfach immer nur weiter. Es ist nicht mehr weit.« Sie konnte das Mädchen immer noch schniefen hören – sie weinte nicht, noch nicht richtig jedenfalls, es war nur der Staub, so viel Staub von all den Leuten, die vorauskrochen. Hinter ihr berührten kleine Hände wieder und wieder ihre von Brandblasen übersäten Füße, was jedes Mal stechende Schmerzen durch ihre Beine schießen ließ, aber sie biss die Zähne zusammen und sagte nichts. Der verdammte Bengel weiß es nicht besser, oder? Und warum haben sie so große Augen, warum sehen sie einen auf diese Weise an? Wie hungernde Hündchen. »Kriech weiter, meine Kleine. Es ist nicht mehr weit …«
    Das Kind hinter ihr – ein Junge – half Tavos Pond, dessen Gesicht mit blutigen Bandagen umwickelt war. Koryk war direkt hinter ihnen. Lächeln konnte hören, dass das Seti-Halbblut unablässig eine Art Singsang von sich gab. Vermutlich das Einzige, was verhinderte, dass der Idiot in Panik ausbrach. Er liebte seine offene Savanne, nicht wahr? Keine engen, sich windenden Tunnel.
    Ihr machte das alles nichts aus. Sie hatte Schlimmeres erlebt. Vor Zeiten – vor langer Zeit – hatte sie in Schlimmerem gelebt. Man lernte, nur auf das zu zählen, was in Reichweite war, und so lange der Weg nach vorn frei blieb, bestand immer noch Hoffnung, gab es immer noch eine Chance.
    Wenn nur dieses Gör nicht andauernd anhalten würde. Ein weiterer Stups. »Kriech weiter, Schätzchen. Es ist nicht mehr weit …«
     
    Gesler zog sich durch pechschwarze Dunkelheit, hörte Tulpes schweres Grunzen vor sich, Krumms verrückt machendes Singen hinter sich. Dem riesigen Soldat, dessen bloße Füße Geslers ausgestreckte Hände immer wieder berührten, ging es nicht gut, und der Sergeant konnte das Blut spüren, das Tulpe zurückließ, als er sich durch den engen, verdrehten Durchgang quetschte und zog. Schweres Keuchen, Husten – nein, das war kein Husten -
    »Hol uns der Abgrund, Tulpe«, zischte Gesler, »was ist denn so lustig?«
    »Es kitzelt«, rief der Mann zurück. »Du. Kitzelst. Dauernd.

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