SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
anders an ihre Stelle trat. »Du kannst es versuchen, Solomon.« Mehr konnte sie ihm nicht entgegenkommen.
Er schloss die Augen und lehnte mit einem langen, aus tiefster Seele kommenden Seufzer seine Stirn gegen ihre. »Jordan«, krächzte er. Sie spürte, dass er nach Worten suchte. »Ich werde jemanden finden«, schwor er schließlich. »Aber, bitte, flieg nicht!«
Vor lauter Bedauern und weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, brachte sie kein Wort heraus. Wie gerne hätte sie ihm die Wahrheit gesagt – dass sie schon in drei Tagen aufbräche. Doch sie befürchtete, dass er sie aufhalten könnte, sie womöglich entführen und mit ihr aufs offene Meer hinausfahren würde – dass er alles Mögliche unternähme, damit sie ihr Flugzeug verpasste.
Nein. Sie durfte ihm nichts erzählen.
Solomon küsste sie zärtlich, dann ließ er sich wieder neben ihr nieder, wobei er mit einem Arm ihre Taille umschlungen hielt, als wäre er auf diese Weise dazu in der Lage, sie fester an sich zu binden. Kurz darauf drang sein leises Schnarchen an ihre Ohren.
Hin und her gerissen zwischen Angst und Schuldgefühlen, erkannte Jordan, dass sie in dieser Nacht wahrscheinlich keinen Schlaf finden würde.
12
Schritte auf dem Kai und eine Frau, die mit strengem Tonfall eine Anweisung rief, ließen Jordan und Silas von dem Comicheft aufblicken, in dem sie gerade lasen. »Wer mag das sein?«, fragte sich Jordan laut selbst.
Silas richtete sich auf den Knien auf und spähte aus dem Fenster. Auf einmal klappte ihm sprichwörtlich die Kinnlade herunter, und er schnappte begeistert nach Luft. »Es ist Tante Ellie mit Christopher, Caleb und dem kleinen Colton!«, rief er und kletterte, um seinen Platz zu verlassen, über Jordans Schoß.
»Langsam«, bremste sie ihn und versuchte, auf dem Weg zur Tür mit seinem halsbrecherischen Tempo mitzuhalten.
Silas schloss auf, riss an der Klinke und jagte der Frau, die gerade hatte anklopfen wollen, einen Riesenschrecken ein. Mit dem Baby auf dem Arm und erhobener Faust blickte sie zu ihm hinunter, lächelte dann aber und ließ, augenscheinlich erleichtert, die Schultern hängen. »Silas!«, rief sie.
Der Junge stürzte ihr entgegen. Seine inbrünstige Umarmung warf sie fast um, doch sie verbarg ihre Erschöpfung, indem sie ihm einen Kuss auf den Scheitel drückte.
»Du bist da!«, sagte Silas staunend und grinste zu ihr hinauf. »Ich habe es mir von einer Sternschnuppe gewünscht, und es ist wahr geworden!« Damit wand er sich aus ihrer Umarmung, passierte die Gangway und rannte über den Steg auf Christopher und Caleb zu, die offenbar angewiesen worden waren, dort zu warten.
»Vorsichtig!«, rief Ellie besorgt und stützte sich dabei am Türrahmen ab.
»Er kann inzwischen schwimmen«, beruhigte Jordan sie.
Zwei Paar Augen waren auf sie gerichtet – die graublauen der Frau, in denen ein wachsamer Ausdruck lag, und strahlend blaue Babyaugen. Die junge Mutter schien nicht älter als fünfundzwanzig zu sein, doch ihre in Falten gelegte Stirn und die Haarsträhnen, die sich aus ihren langen Zöpfen gelöst hatten, ließen sie von Sorgen gezeichnet und müde wirken. Die Schatten unter ihren Augen und ihre gebeugte Haltung zeugten von großer Erschöpfung.
»Sie müssen Ellie sein«, vermutete Jordan und lächelte herzlich. »Silas spricht ständig von Ihnen und seinen Cousins. Ich bin Jordan«, ergänzte sie. »Seine Lehrerin.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen.« Ellie warf einen Blick zu den Jungen herüber, die sich bereits balgten und wie Welpen auf dem Hügel herumtollten. »Ich hatte gehofft, ich könnte mit Solomon sprechen«, fügte sie mit einer gewissen Anspannung in der Stimme hinzu und wurde rot, was auf Verlegenheit schließen ließ.
Jordan hatte noch keine Frau Solomon bei seinem Vornamen nennen hören. »Er arbeitet bis fünf oder so«, antwortete sie und bemerkte überrascht einen Anflug von Eifersucht in sich aufsteigen.
»Natürlich.« Ellie hievte ruckartig das Baby höher, das ihr aufgrund ihrer Erschöpfung wohl zu schwer wurde.
»Wollen Sie nicht reinkommen?«, bot Jordan ihr mitfühlend an. »Silas könnte den Jungs alles zeigen.«
Die Falten auf Ellies Stirn schienen tiefer zu werden. »Oh, ich möchte mich nicht aufdrängen«, entgegnete sie.
»Bitte.« Jordan hielt ihr die Tür auf. »Sie sind so weit gefahren, da können Sie doch nicht einfach wieder gehen. Ich wollte gerade Hühnersuppe mit Nudeln aufwärmen. Davon ist jede Menge da, und ich bin mir sicher, Ihre
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