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SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)

SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)

Titel: SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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an.
    Kendal legte die Münze vorsichtig auf eine knorrige Wurzel.
    Nach einer letzten Bewegung der Säge fiel der Ast in Chase’ Hand. Er reichte ihn Kendal, ließ aber erst los, als der ihm in die Augen sah. »Ich möchte, dass du dich mit diesem Stück Holz beschäftigst, bevor du etwas daraus zu schnitzen beginnst. Taste es mit geschlossenen Augen ab. Fang erst an, wenn es dir gesagt hat, was es sein will .«
    »Mach ich « , gelobte Kendal. Seine Augen glichen Saras so sehr, dass der Anblick Chase die Kehle zuschnürte.
    »Und schnitz nichts auf dem Weg nach Texas « , ergänzte er in strengerem Tonfall, »sonst schneidest du dich nur wieder .«
    Bei der Erinnerung an ihre bevorstehende Abreise trat ein Schatten auf Kendals Gesicht. Chase konnte ihn verstehen. Er wusste nur zu gut, wie sehr der Junge bereits an der Ranch hing.
    »Darf ich Sie besuchen kommen ?« , fragte Kendal.
    »Ich werde nicht hier sein « , erinnerte Chase ihn. »Ich muss bald wieder arbeiten .« Seine bevorstehende Rückkehr zum Militär war ihm noch nie so hart vorgekommen.
    »Komm jetzt « , sagte er und konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht einen Zweig aus Kendals kurzen Haaren zu pflücken. »Zeigen wir deiner Mama, was du gefunden hast .«

8
    Sara erwachte bei dem ihr inzwischen vertrauten Krähen eines Hahns und blickte in einen Himmel von der Farbe reifer Dattelpflaumen. Vor den verblichenen Vorhängen an Marileighs Fenster gab eine Spottdrossel ihr Repertoire zum Besten.
    Heute ist der Tag der Abreise .
    Sie lag wie gelähmt da und konnte sich zu keiner Bewegung aufraffen.
    Dieser Ort hatte etwas sehr Beruhigendes. Mit jedem Morgen, an dem sie von dem Hahn geweckt wurde, glaubte sie fester daran, dass ihre Trennung von Garret dauerhaft sein würde. Zumindest in den hiesigen Zeitungen fand sich kein Hinweis darauf, dass mittlerweile landesweit nach Kendal und ihr gesucht würde. Die Hoffnung, endlich frei zu sein, weckte ihre Lebensgeister.
    Frei, so zu leben, wie sie es wollte, ohne Vorhaltungen, Schuldzuweisungen und ohne ständige Kontrolle.
    Sara hatte immer nach Dallas gewollt. Sie brannte darauf, ihre Mutter kennenzulernen, von der sie nach ihrer Geburt getrennt worden war, brannte darauf herauszufinden, was sie nun, da Garret ihr nicht länger die Luft zu atmen nahm, aus ihrem Leben machen konnte.
    Aber warum sprang sie dann nicht aus dem Bett, um schleunigst ihre Träume zu verwirklichen? Lag es an der seltsamen Anziehungskraft, die Chase auf sie ausübte? Oder an dem Frieden, den sie hier gefunden hatte und nur sehr ungern wieder aufgeben wollte?
    Was sie auch zurückhielt, sie musste das Band zerreißen, wie ein Küken, das durch die Eierschale brach, um in die Welt zu treten.
    Während Sara ihre paar Habseligkeiten hinten in den Truck warf, kletterte Kendal in die Fahrerkabine und schlug die Beifahrertür zu.
    »Auf Wiedersehen, Chase .« Sara wandte sich ihm in letzter Sekunde zu und gab ihm eine kurze, steife Umarmung. Dennoch traten ihr unerklärlicherweise Tränen in die Augen, als er seine starken Arme um sie legte und sie an sich drückte.
    Der Gedanke, der ihr an jenem Abend auf dem Balkon des Motels in Memphis durch den Kopf gegangen war – er sei so etwas wie ein Stützpfeiler oder ein sicherer Hafen –, bestätigte sich. In seiner Umarmung lag all das und noch viel mehr.
    Sie hätte für immer bleiben mögen, löste sich jedoch stattdessen von ihm. Es brachte ja nichts, die letzten Minuten mit qualvollem Bedauern zuzubringen. Also stieg sie ein und Chase schloss die Tür.
    Dann ging er zur Beifahrerseite, um durch das heruntergelassene Fenster mit Kendal zu sprechen. »Hey .«
    Der Junge blickte von dem Faden an seinem T-Shirt hoch, den er gerade herauszog.
    »Pass gut auf deine Mama auf « , trug Chase ihm auf und machte ein ernstes Gesicht.
    Kendal sah ihn an, halb misstrauisch, halb nach mehr hungernd.
    »Und denk dran, was ich dir gesagt habe « , fügte der SEAL hinzu.
    »Was denn ?«
    »Dass du dich immer an das Gute erinnern sollst « , antwortete Chase.
    Kendal nickte feierlich, während Sara sich fragte, welches Gespräch sie nun schon wieder verpasst hatte.
    Im nächsten Moment klopfte Chase zum Abschied gegen die Beifahrertür und trat zurück. »Ab mit euch !« , sagte er.
    Sara startete den Wagen. Als der Motor stotternd ansprang, lauschte Chase aufmerksam. Dann sagte er etwas zu Kendal, das Sara nicht mitbekam.
    »Was meinte er ?« , erkundigte sie sich, während sie den Sicherheitsgurt

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