Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman
Dillinger war einer der besten Agenten, die wir jemals hatten.«
»Schön, und jetzt arbeitet sie für so eine großkotzige Privatfirma. Sie ermittelt in der Entführung von Bruno, und wenn sie ihn findet, kriegt sie garantiert eine Menge Geld. Nach meinen Erkenntnissen hat die gute Frau Sean King gebeten, ihr bei den Ermittlungen zu helfen, und das macht der bestimmt nicht umsonst.« Nach einer Pause fügte Parks hinzu: »Kein Problem, jemanden zu finden, wenn man schon weiß, wo er steckt.«
»Was soll denn das schon wieder heißen?«, fragte der Direktor in scharfem Ton. »Dass zwei ehemalige Agenten des Secret Service einen Präsidentschaftskandidaten gekidnappt haben und sich nun ein Vermögen dafür zahlen lassen wollen, dass sie ihn wieder herbeischaffen?«
»Sie haben’s erfasst«, erklärte Parks unumwunden. »Ich nehme doch an, man erwartet hier nicht von mir, dass ich die Dinge beschönige und Ihnen nur erzähle, was Sie hören wollen. Das liegt mir nicht. Aber wenn Sie wollen, kann ich Ihnen einen anderen Marshal schicken.«
»Und Sie glauben wirklich, King hätte Howard Jennings umgebracht?«, fragte der Direktor wütend.
»Das weiß ich wirklich nicht. Ich weiß bloß eins: Kings Waffe passt, und er war in der Nähe des Tatorts und hat kein richtiges Alibi.«
»Ziemlich dumm für jemanden, der einen Mord plant.«
»Oder ziemlich clever, denn es könnte ja sein, der Richter und die Geschworenen denken genauso wie Sie und glauben, der Mord wäre ihm angehängt worden.«
»Und Kings Motiv für den Mord an Jennings?«
»Na, wenn King und Dillinger die Entführung von John Bruno geplant haben und Jennings ihnen bei seiner Arbeit für King auf die Schliche gekommen ist – wäre das nicht ein schönes Mordmotiv?«
Minutenlang herrschte Schweigen in der Männerrunde, bis der Direktor es mit einem langen Seufzer brach. »Schön, wir haben sie jetzt alle unter Beobachtung. King, Maxwell und Dillinger – eine höchst unwahrscheinliche Dreierbande, wenn man so darüber nachdenkt. Gehen Sie jetzt wieder an Ihre Arbeit, und halten Sie uns auf dem Laufenden.«
Parks sah vom einen zum anderen. »Okay, aber rechnen Sie nicht damit, dass Sie morgen Früh schon Ergebnisse auf dem Tisch haben. Und erwarten Sie nicht nur Ergebnisse, die Ihnen in den Kram passen.«
»Im Augenblick«, sagte der Direktor, »warten wir einfach nur drauf, dass jemand den gordischen Knoten zerschlägt.« Und als er sah, dass Parks sich zum Gehen wandte, fügte er noch hinzu: »Und wenn dann einer mit dem Schwert kommt und zuschlägt, Marshal, dann passen Sie auf, dass Sie nicht direkt drunterstehen.«
Im Parkhaus sah Jefferson Parks eine Frau, die gerade ihr Fahrzeug bestieg.
»Agentin Maxwell«, sprach er sie an, und Michelle kletterte wieder aus ihrem Land Cruiser. »Ich höre, Sie treten einen wohlverdienten Urlaub an.«
Michelle sah ihn befremdet an. Dann dämmerte ihr, was gespielt wurde. »Hatten Sie da etwa Ihre Finger drin?«
»Wo wollen Sie denn hin? Nach Wrightsburg?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Wie geht’s Ihrem Hals?«
»Gut. Ich kann wieder jederzeit losschreien. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Sind Sie der Grund dafür, dass man mich hat laufen lassen?«
»Vielleicht, obwohl ich mich eher wie ein Pfand als wie ein Grund fühle. Falls Sie tatsächlich nach Wrightsburg fahren… Würden Sie mich mitnehmen?«
»Warum?«
»Klug wie Sie sind, können Sie sich die Antwort doch denken, oder?« Beim Einsteigen bemerkte er: »Sieht ganz so aus, als wären Sie und Sean King seit neuestem miteinander befreundet.«
»Ich mag ihn. Er ist ein anständiger Kerl.«
»Obwohl Sie seinetwegen beinahe umgebracht wurden.«
»Dafür kann er ja nichts.«
»Na ja, nehmen wir ’s mal an.«
Der Tonfall veranlasste Michelle zu einem strengen Seitenblick auf ihn, doch der Hüter des Gesetzes hatte sich schon abgewandt und sah zum Fenster hinaus.
KAPITEL 45
Sie hielten sich gerade in einem Hotel in Washington auf, als Joan Dillinger die Nachricht von dem Mord an Mildred Martin erreichte. Sie rief sofort King in seinem Zimmer an und berichtete ihm davon.
»Ach, verdammt!«, rief er. »Das ist schon die zweite potenzielle Zeugin, die uns verloren geht!«
»Dir ist doch klar, was das bedeutet, Sean?«
»Ja. Wer Loretta Baldwin ermordet hat, hat auch Mildred Martin auf dem Gewissen.« Sarkastisch fügte er hinzu: »Es sei denn, man hält es für möglich, dass zwei verschiedene Mörder ihre Opfer auf ein
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