Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman
Sean«, drängte Joan. »Es muss da jemanden geben…«
»Ich habe kaum jemanden von Ritters Leuten gekannt. Gerade mal Sidney Morse und Doug Denby – und vielleicht noch zwei, drei andere.«
»Morse können wir vergessen«, sagte Joan, »den haben wir mit eigenen Augen gesehen. Der sitzt in der Klapse und fängt nur noch Tennisbälle.«
»Und davon mal abgesehen«, sagte King, »wenn der Kerl, hinter dem wir her sind, derselbe ist, der die Waffe in der Besenkammer versteckt hat, von Loretta Baldwin erpresst wurde und sie schließlich ermordete – dann kann es sich unmöglich um jemanden aus Ritters Lager handeln.«
»Sie meinen, er hätte dann ja die Gans umgebracht, die ihm goldene Eier legte?«, sagte Parks.
»Richtig. Auch deswegen können wir Sidney Morse ausschließen, selbst wenn er noch normal wäre. Für Doug Denby gilt das Gleiche. Die beiden hätten einfach kein Motiv gehabt.«
»Was ist mit Bob Scott, dem Einsatzleiter?«, warf Michelle ein und war auf einmal ganz aufgeregt.
»Aber das ergibt doch auch keinen Sinn!«, sagte King. »Scott hätte doch seine Waffe nicht zu verstecken brauchen, ihn hätte doch keiner durchsucht! Und selbst wenn… Es wäre ja eher aufgefallen, wenn er nicht bewaffnet gewesen wäre.«
Michelle schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte auf seine Karriere hinaus. Mit Ritters Tod war er ja ebenso erledigt wie du. Das wäre doch ein Rachemotiv. Weiß denn einer von euch, wo Scott sich jetzt aufhält?«
»Das lässt sich rausfinden«, sagte Joan.
King runzelte die Stirn. »Die Waffe, die ich bei Loretta Baldwin gefunden habe, erklärt das nicht, genauso wenig wie ihre Ermordung. Sie hat jemanden erpresst und wurde deswegen umgebracht. Aber dieser Jemand kann nicht Bobby Scott gewesen sein, denn der hätte ja keinen Grund gehabt, eine Waffe zu verstecken.«
»Okay«, sagte Parks, »sieht so aus, als könnten wir auch Scott abhaken. Kommen wir doch noch mal auf diesen Denby zurück. Was war seine Aufgabe?«
»Er war Clyde Ritters Stabschef«, sagte Joan.
»Und wo ist er heute? Irgendein Anhaltspunkt?«, fragte Parks.
»Nein«, antwortete Joan und wandte sich an King. »Oder weißt du was?«
»Ich hab Denby seit Ritters Tod nicht mehr gesehen. Er ist irgendwie total in der Versenkung verschwunden. Von den großen Parteien wollte ihn keine mehr haben. Seine Partnerschaft mit Ritter machte ihn später wohl zu einer Art Paria.«
»Ich weiß, es klingt höchst unwahrscheinlich, wenn man den jeweiligen ideologischen Hintergrund berücksichtigt«, sagte Michelle. »Aber ich frage mich trotzdem, ob Denby und Arnold Ramsey sich vielleicht gekannt haben.«
»Das sollten wir überprüfen, ja«, meinte Parks.
»Unsere Verdächtigenliste wächst und wächst«, bemerkte Joan, »und dabei wissen wir noch nicht einmal, ob diese vielen Ermittlungsstränge überhaupt miteinander verknüpft sind.«
King nickte. »Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Wenn wir diese Nuss knacken wollen, müssen wir an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten. Ich denke, der Marshal und Michelle sind dabei, aber was ist mit dir?«, fragte er Joan.
Sie lächelte spröde. »Natürlich bin ich dabei. Solange alle Beteiligten sich darüber im Klaren sind, dass meine Teilnahme ein bezahltes Gastspiel ist.«
KAPITEL 46
Sie legten die Kabel exakt aus und verbanden sie dann mit den Sprengkapseln, die zielgerichtet an Stellen platziert waren, die schweres Gewicht trugen. Sie gingen langsam und methodisch vor, denn in diesem kritischen Augenblick blieb für Fehler keinerlei Spielraum.
»Mit drahtlosen Zündkapseln ginge alles viel leichter«, sagte »Hilfspolizist Simmons« zu dem anderen Mann. »Dann müssten wir diese verdammten Kabel nicht mit rumschleppen.«
Buick-Mann unterbrach seine Arbeit, drehte sich um und sah den anderen an. Sie trugen beide batteriebetriebene Lämpchen an ihren Plastikhelmen, denn sie arbeiteten in vollkommener Dunkelheit. Sie hätten sich ebenso gut weit unter der Erde befinden können.
»Und sie sind ebenso unzuverlässig wie Handys im Gegensatz zu Festnetztelefonen, vor allem, wenn die Signale Tausende von Tonnen Beton durchdringen müssen. Tu einfach, was man dir sagt.«
»Ich meine ja bloß«, maulte Simmons.
»Ich brauche keine weitere Meinung, vor allem nicht von dir. Du hast mir schon genug Scherereien gemacht. Ich hielt dich eigentlich für einen Profi.«
»Ich bin ein Profi.«
»Dann fang endlich an, dich wie einer zu verhalten! Ich hab die Schnauze voll von
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