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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Zwischenfall, über den wir gegenwärtig Nachforschungen anstellen, um den Tod eines Nationalgardisten handelte. Es muss ungefähr im Mai 1974 gewesen sein.«
    »Richtig, ich erinnere mich sehr gut an den Fall. Es kommt bei uns ja Gott sei Dank nicht jeden Tag ein Nationalgardist ums Leben. An jenem Tag vertrat ich einen Fall vor dem Bundesgericht, als die Demonstration anfing. Die Verhandlung wurde unterbrochen, und alle setzten sich vor die Fernsehgeräte und schauten zu. Ich hatte so etwas nie zuvor gesehen – und ich hoffe, ich muss es auch nie wieder sehen. Mir kam es vor, als wäre ich mitten in den Sturm auf die Bastille geraten.«
    »Soweit wir wissen, wurde das Verbrechen ursprünglich einer bestimmten Person zur Last gelegt.«
    »Das trifft zu. Der Vorwurf lautete zunächst auf Mord ersten Grades, doch als dann die Einzelheiten herauskamen, bemühten wir uns um die Niederschlagung des Verfahrens.«
    »Sie wissen also, wer mit dem Fall betraut war?«
    »Ich selbst«, sagte Holmgren, und Michelle und King wechselten überraschte Blicke. »Ich war damals schon sechzehn Jahre als öffentlicher Pflichtverteidiger tätig«, fuhr Holmgren fort. »Als ich anfing, gab es den Public Defender’s Service noch gar nicht, sondern nur seine Vorgängerorganisation, die Legal Aid Agency. Ich hatte schon in ein paar ziemlich hochkarätigen Fällen die Verteidigung übernommen – nur, wenn ich ehrlich sein soll, zu diesem speziellen Fall kam ich wohl, weil niemand sonst ihn haben wollte.«
    »Sie meinen, die Beweise gegen den Beklagten waren so eindeutig«, warf Michelle ein.
    »Nein, die Beweislage war alles andere als überwältigend. Wenn ich mich richtig erinnere, dann wurde der Beklagte deswegen verhaftet, weil er aus der Gasse gekommen war, wo das Verbrechen stattgefunden hatte. Eine Leiche, dazu noch in Uniform, und ein Haufen Hippies, die Steine werfend durch die Gegend rennen – also, das ist das Patentrezept für eine Katastrophe. Ich glaube, sie haben einfach die erstbeste Person verhaftet, die ihnen unter die Augen kam. Sie müssen wissen, die Stadt befand sich praktisch im Belagerungszustand, und die Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wenn ich mich korrekt erinnere, war der Beschuldigte ein Student. Ich war alles andere als überzeugt, dass er die Tat begangen hatte, und wenn doch, dann nicht unbedingt in Tötungsabsicht. Vielleicht hatte es ein Handgemenge gegeben, in dessen Verlauf der Gardist stürzte und auf den Kopf fiel. Außerdem stand die Generalstaatsanwaltschaft damals in dem Ruf, bestimmte Fälle einfach zu erfinden. Mein Gott, wir hatten damals Polizisten, die Meineide schworen, falsche Beschuldigungen erhoben, Beweise fälschten, alles, was Sie sich nur vorstellen können.«
    »Erinnern Sie sich noch an den Namen des Beklagten?«
    »Ich denke schon drüber nach, seit Sie angerufen haben, aber ich komme nicht drauf. Er war ein junger Mann und sehr intelligent, das weiß ich noch. Tut mir Leid, seit damals hatte ich Tausende von anderen Fällen, und mit diesem war ich ohnehin nicht lange beschäftigt. An Fälle kann ich mich besser erinnern als an Namen. Außerdem ist es ja schon dreißig Jahre her.«
    King versuchte es mit einem Schuss ins Blaue. »Hieß er vielleicht Arnold Ramsey?«
    Holmgrens Lippen teilten sich. »O la la! Nein, beschwören könnte ich ’s nicht, aber ich glaube, Sie haben Recht. Woher wissen Sie das?«
    »Es würde zu lang dauern, das zu erklären. Derselbe Arnold Ramsey hat vor acht Jahren Clyde Ritter erschossen.«
    Holmgren blieb der Mund offen stehen. »Das war derselbe Mann?«
    »Jawohl.«
    »Na, dann tut’s mir vielleicht doch Leid, dass er damals davongekommen ist.«
    »Aber damals tat es Ihnen nicht Leid?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich sagte ja schon, dass es Leute gab, die um jeden Preis Verurteilungen erreichen wollte. Mit der Wahrheit nahmen sie es nicht so genau.«
    »In Ramseys Fall kam es zu keiner Verurteilung?«
    »Nein. Ich hielt den Fall zwar für eher unwichtig, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass ich mit den Fakten arbeiten musste, und die waren nicht eben überwältigend. Die Regierung stellte sich damals stur. Sie wollte unbedingt ein Exempel statuieren. Ich glaube, ich kann ihr nicht mal einen Vorwurf draus machen. Ja, und dann wurde ich von dem Fall abgezogen.«
    »Warum?«
    »Der Angeklagte erhielt anderen Rechtsbeistand. Eine Kanzlei aus dem Westen, glaube ich. Wahrscheinlich stammte Ramsey von dort. Ich dachte damals, seine

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