Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
neueste Ausgabe der Washington Post auf, die ihr mit dem Frühstück aufs Zimmer geliefert worden war, blätterte sie durch und fand einen kurzen, aber recht informativen Bericht über den Fall, in dem auch auf Kings Vergangenheit, das Ritter-Fiasko und dessen Folgen eingegangen wurde. Nachdem sie den Artikel gelesen hatte, suchte sie wieder den Mann auf dem Bildschirm und spürte plötzlich eine tiefe innere Verbundenheit mit ihm. Beide hatten sie bei ihrer Arbeit schwere Fehler gemacht und entsprechend teuer dafür bezahlen müssen. King hatte offenbar ein gänzlich neues Leben angefangen – und zwar mit Erfolg.
    Ich frage mich, ob es mir auch nur annähernd so gut wie ihm gelingen wird, wieder auf die Beine zu kommen, dachte Michelle.
    Aus einem Impuls heraus rief sie eine ihrer Vertrauenspersonen im Service an. Der junge Mann war kein Agent, sondern in der Verwaltung tätig. Für alle Agenten im Außendienst waren gute Beziehungen zur Verwaltung unerlässlich, denn nur dort wusste man mit der ausufernden Bürokratie umzugehen, von der die meisten Behörden wie von einer Seuche befallen waren. Der junge Mann bewunderte Michelle grenzenlos und hätte vor Freude quer durch die Lobby Purzelbäume geschlagen, wenn sie sich zu einem Kaffee mit ihm herabgelassen hätte. Sie ließ sich in der Tat herab – allerdings um den Preis, dass er ihr Kopien von diversen Akten und andere Unterlagen mitbrachte. Anfangs schwankte er noch – er fürchte, Schwierigkeiten zu bekommen, sagte er, doch Michelle brauchte nicht lange, um ihn zu überreden. Es gelang ihr sogar, ihm die Zusage abzuringen, dass er ihre Beurlaubungspapiere noch eine Weile liegen ließ – auf diese Weise konnte sie sich über ihren Namen und ihr Passwort noch mindestens eine Woche lang Zugang zur Datenbank des Secret Service verschaffen.
    Sie trafen sich in einem kleinen Café in der Innenstadt. Dort nahm Michelle die Unterlagen in Empfang und drückte den jungen Mann aus Dankbarkeit an sich – ein kleines bisschen länger, als es sich gehörte, und genauso lang, wie es nötig war, um sich auch weiterhin seiner Dienste zu versichern. Schließlich hatte sie beim Eintritt in den Secret Service ihre Zugehörigkeit zur Weiblichkeit nicht an der Garderobe abgegeben. Sie war zwar gewissermaßen nur eine Waffe unter vielen, dafür aber, wenn man sie wohlüberlegt einsetzte, viel wirkungsvoller als ihre .357er-Pistole.
    Als sie eben wieder in ihr Fahrzeug steigen wollte, hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um und erkannte einen Agenten, den sie auf der Karriereleiter übersprungen hatte. Sein Blick sprach Bände: Er strahlte vor Schadenfreude.
    »Wer hätte das gedacht?«, begann er mit Unschuldsmiene. »Ihr Stern ging auf wie eine Rakete. Ich begreife immer noch nicht, wie Sie das zulassen konnten, Michelle! Ich meine, wie Sie den Mann da einfach so in einem Raum, den Sie vorher nicht gründlich durchsucht hatten, allein lassen konnten. Was haben Sie sich bloß dabei gedacht?«
    »Wahrscheinlich gar nichts, Steve.«
    Er gab ihr einen Klaps auf den Arm, der etwas härter als unbedingt nötig ausfiel. »Lassen Sie bloß den Kopf nicht hängen. Die werden ihre Superfrau nicht fallen lassen. Sie kommen schon wieder ins Geschäft – vielleicht als Personenschützer von Lady Bird Johnson unten in Texas, vielleicht auch bei den Fords. Das heißt, Sie verbringen sechs Monate des Jahres in Palm Springs und sechs in Vail, und jeden Tag gibt’s was zum Naschen. Natürlich, unsereinen hätte man in so einem Fall gleich einen Kopf kürzer gemacht und dann vergessen, arme Hunde, die wir sind. Aber wer behauptet schon, das Leben sei fair?«
    »Es wird Sie vielleicht überraschen, aber wenn das alles vorbei ist, bin ich wahrscheinlich nicht mehr dabei.«
    Er grinste über das ganze Gesicht. »Na, dann ist das Leben vielleicht doch einmal fair. Passen Sie auf sich auf!« Er wandte sich zum Gehen.
    »Ach, Steve?« Er drehte sich um. »Ich hoffe doch, dass Sie die Hausmitteilung erhalten haben. Nächste Woche steht eine Überprüfung sämtlicher Laptops an. Vielleicht sollten Sie vorher diesen Pornokram löschen – Sie wissen schon, von der Website, die Sie sich im Büro immer zu Gemüte führen. Könnte sein, dass Sie sonst Ihre Sicherheitsüberprüfung in den Sand setzen. Und wer weiß, vielleicht kommt sogar Ihre Frau dahinter. Und da wir gerade beim Thema sind: Glauben Sie wirklich, dass ein paar dicke Titten und stramme Ärsche ein solches Risiko wert

Weitere Kostenlose Bücher