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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sind? Ich meine, ist das nicht eher was für Sechzehnjährige?«
    Steves Grinsen war plötzlich wie weggewischt. Er zeigte ihr den Stinkefinger und stakste davon.
    Michelle fühlte sich von der Begegnung so erheitert, dass sie erst wieder aufhörte zu grinsen, als sie vor ihrem Hotel vorfuhr.

KAPITEL 13
    Sie breitete die Unterlagen auf ihrem Bett aus, las sie sorgfältig durch und machte sich dabei Notizen. Wie sich herausstellte, hatte King eine Bilderbuchkarriere im Secret Service hinter sich und konnte eine lange Liste von Empfehlungen vorweisen – bis eben zu jenem schicksalhaften Tag, an dem er sekundenlang nicht aufgepasst hatte und Clyde Ritter dafür mit seinem Leben bezahlen musste.
    Am Anfang seiner Laufbahn war King sogar einmal schwer verwundet worden. Es ging um Geldfälscherei. Ein Haus sollte gestürmt und durchsucht werden, doch der Einsatz misslang. King wurde von einer Kugel in die Schulter getroffen und tötete danach zwei Männer. Und Jahre später tötete er Ritters Mörder – wenn auch um ein paar Sekunden zu spät. Insgesamt hatte er also im Rahmen seiner dienstlichen Tätigkeit drei Personen erschossen.
    Michelle hatte im Training Tausende von Magazinen geleert, aber selbst während ihrer kurzen Zeit als Polizistin in Tennessee niemals auf Menschen geschossen. Sie fragte sich oft, wie man sich nach einem gezielten Todesschuss fühlen mochte. Veränderte man sich nach einem solchen Ereignis? Legte man danach alle Hemmungen ab oder wurde man so übervorsichtig, dass man für den Job nicht mehr taugte?
    Clyde Ritters Mörder war ein gewisser Arnold Ramsey gewesen, Professor am Atticus College und ein Mann, der zuvor weder als Gewalttäter in Erscheinung getreten war noch irgendwelche Verbindungen zu radikalen politischen Organisationen besaß. Verbal hatte er allerdings, wie man später erfuhr, aus seiner Abneigung gegen Ritter nie einen Hehl gemacht. Zurück blieben eine Ehefrau und eine Tochter. Kein leichtes Schicksal für das Kind, dachte Michelle. Wie sollte sie sich verhalten, wenn man sie nach ihrer Herkunft fragte? Hi, mein Vater war ein politischer Attentäter wie John Wilkes Booth und Lee Harvey Oswald. Er wurde vom Secret Service erschossen. Und was macht dein Daddy?
    Außer Ramsey war niemand im Zusammenhang mit der Tat verhaftet worden. Nach offizieller Lesart hatte er als Einzeltäter gehandelt.
    Nachdem sich Michelle durch den Papierkram gearbeitet hatte, nahm sie das Videoband zur Hand, das ebenfalls zu den Beweismaterialien gehörte, steckte es in den Recorder und stellte den Fernsehapparat an. Dann setzte sie sich, lehnte sich zurück und betrachtete die Szene, die bei Ritters Wahlkampfveranstaltung von einem lokalen Fernsehteam aufgenommen worden war. Man sah das Hotel, den Kandidaten, der Hände schüttelte und die verschiedensten Leute begrüßte. Der Film sollte sich später als der letzte Nagel zu Kings Sarg erweisen. Obwohl alle Anstrengungen unternommen wurden, solche Fehler künftig auszuschließen, hatte der Secret Service entschieden, den Film nicht zu internen Ausbildungszwecken freizugeben. Wahrscheinlich war er den Zuständigen einfach zu peinlich, dachte Michelle.
    Sie spannte sich an, als sie sah, wie der selbstbewusst und zuversichtlich wirkende Clyde Ritter und sein Tross den bis zum Bersten mit Menschen gefüllten Saal betraten. Michelle wusste kaum etwas über den damaligen Kandidaten, nur so viel, dass Ritter als Fernsehprediger begonnen und sich damit eine goldene Nase verdient hatte. Tausende von Menschen aus dem ganzen Land hatten ihm Geld geschickt, große und kleine Summen. Gerüchten zufolge sollten ihm zahlreiche wohlhabende ältere Damen, die meisten von ihnen Witwen, ihre gesamten Ersparnisse überlassen haben, nur weil er ihnen versprach, sie würden dafür in den Himmel kommen. Mit harten Fakten beweisen ließen sich diese Geschichten freilich nicht, sodass die öffentliche Empörung sich in Grenzen hielt. Ritter gab dann das quasi-religiöse Leben auf, kandidierte für den Kongress und wurde in irgendeinem Südstaat – in welchem, wusste Michelle nicht mehr – auch gewählt. Sein Abstimmungsverhalten in Fragen der Rassenintegration und der Bürgerrechte war dubios, und seine religiösen Vorstellungen waren hanebüchen. Trotzdem besaß Ritter in seinem Staat eine große Anhängerschaft, die ihn heiß und innig liebte, und der allgemeine Verdruss der Wähler über die Programme der etablierten Parteien war landesweit so groß, dass er sich

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