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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Michelle sofort zu Spekulationen an, sodass sie die nächste Szene gar nicht mitbekam: Ramsey zog seine Waffe und schoss. Erst der Knall ließ sie erkennen, dass ihre Aufmerksamkeit ebenso abgelenkt worden war wie die Kings. Sie ließ das Band zurücklaufen, und diesmal konnte sie genau verfolgen, was geschah: Ramseys Hand glitt in seine Jackentasche, wobei die Bewegung zum Teil von einem Ritter-Plakat verdeckt wurde, das er in der anderen Hand hielt. Erst, als Ramsey bereits auf Ritter zielte und gleich darauf auch abdrückte, war die Waffe deutlich erkennbar. King zuckte zusammen – vermutlich in dem Moment, als ihn die Kugel, die Ritters Körper durchschlagen hatte, in den Finger traf. Ritter brach zusammen, und es kam zu einer Art Massenhysterie. Der Kameramann, von dem das Band stammte, war offenbar in die Knie gesunken. Michelle sah bruchstückhaft menschliche Rümpfe und dann Beine, die in alle Richtungen davonstoben. Durch die in heller Panik fliehenden Menschen wurden andere Leibwächter und Sicherheitsbeamte an die Wände gedrückt. Es dauerte nur Sekunden – und kam Michelle doch vor wie eine Ewigkeit. Und dann musste der Kameramann sich wieder aufgerappelt haben, denn plötzlich erschien wieder Sean King auf der Bildfläche.
    Seine linke Hand war blutüberströmt. Mit der Rechten hatte er seine Pistole gezogen und richtete diese nun auf den Attentäter, der ebenfalls seine Waffe noch in der Hand hielt. Wenn in unmittelbarer Nähe ein Schuss fällt, besteht die normale menschliche Reaktion darin, zusammenzuzucken, sich auf den Boden fallen zu lassen und sich nicht mehr zu rühren. Bei der Ausbildung im Service wurde einem beigebracht, wie man diese Impulse überspielen konnte. Wenn ein Unbekannter einen Schuss abgab, reagierte man folgendermaßen: Man packte sich sofort die Schutzperson und versuchte, sie so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen, was oft so viel bedeutete wie: Man trug oder schleppte sie eigenhändig fort. King tat dies im Fall Ritter nicht – wahrscheinlich deshalb, so interpretierte Michelle jedenfalls seine Reaktion, weil er sich einem Mann mit einer Pistole in der Hand gegenübersah.
    King schoss einmal, zweimal, ganz ruhig, wie es den Anschein hatte. Er sagte dabei kein Wort – zumindest schien es Michelle so. Als Ramsey umfiel, stand King einfach da und starrte auf den ermordeten Kandidaten. Andere Agenten, deren Trainingsreflexe noch intakt waren, packten Ritter, schleppten ihn davon und ließen King im Regen stehen.
    Was mag ihm in diesem Moment durch den Kopf gegangen sein? Michelle hätte es nur allzu gern gewusst.
    Sie spulte das Band zurück und sah es sich noch einmal von vorn an. Da war das Peng! , als Ramsey schoss… nur, da war vorher noch ein anderes Geräusch. Wieder spulte sie zurück und spitzte die Ohren. Da war es! Es klang wie »piep« oder »pling«, wie eine Art Gong- oder Glockenschlag. Genau, wie ein Klingelzeichen. Das Geräusch kam genau aus der Richtung, in die King starrte. Außerdem war es Michelle, als höre sie ein leichtes Rauschen oder Surren.
    Rasch dachte sie nach. Eine Glocke in einem Hotel bedeutete meistens, dass ein Fahrstuhl zum Halten kommt. Und das Rauschen konnte von sich öffnenden Fahrstuhltüren stammen. Der Plan des Raumes, in dem Ritter ermordet worden war, zeigte eine ganze Reihe von Fahrstuhlschächten. Angenommen, eine Fahrstuhltür hätte sich geöffnet und Sean King hätte in dem Fahrstuhl etwas wahrgenommen? Doch warum hatte er das dann nicht zu Protokoll gegeben? Und warum hatte außer ihm niemand etwas gesehen? Und zu guter Letzt: Warum war bei den Ermittlungen niemand zu ähnlichen Schlüssen gekommen wie sie – die sie nichts weiter getan hatte, als sich das Videoband mehrmals anzusehen – und hatte entsprechend nachgehakt? Sie fragte sich, warum sie sich so sehr für Sean King und sein inzwischen acht Jahre zurückliegendes Waterloo interessierte. Ja, ich bin neugierig, gestand sie sich ein. Nach dieser tagelangen Untätigkeit muss ich unbedingt wieder etwas tun. Ich brauche Action…
    Michelle dachte nicht mehr lange nach. Sie packte spontan ihre Reisetasche, beglich die Rechnung und verließ das Hotel.

KAPITEL 14
    Sean King war genauso früh aufgestanden wie Michelle Maxwell und hatte sich ebenfalls aufs Wasser begeben. Allerdings saß er nicht in einem Einer, sondern in einem Kanadier, und er kam beträchtlich langsamer voran als Michelle. Der See war spiegelblank um diese Tageszeit, und es herrschte

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