Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
lange genug vor.«
»Na, heute haben Sie ja selbst reichlich Geld, mit dem Sie sich befassen können. Als Buchhalter verdient man anscheinend besser, als ich dachte.«
»Im Laufe der Jahre habe ich ein paar einträgliche Investitionen getätigt.«
»Ihre Frau war ebenfalls berufstätig – bei der Firma Battle. Als Bobby Battles Chefsekretärin, stimmt’s? Als sie bei dem Verkehrsunfall ums Leben kam, war sie dort noch angestellt, nicht wahr?«
»Ja. Das ist wohl kaum ein Geheimnis.«
»Ich habe Sie nicht auf Battles Beisetzung gesehen.«
»Ich war nicht dort.«
»Sind Sie mit der Familie Battle nicht in Kontakt geblieben?«
»Nur weil meine Frau bei Battle gearbeitet hat, müssen wir keine Freunde gewesen sein.«
»Bei meinen Nachforschungen bin ich auf ein Bild Ihrer Frau gestoßen. Sie war sehr schön, hatte sogar einige örtliche Schönheitswettbewerbe gewonnen.«
»Megan war außerordentlich attraktiv, ja. Hat diese Unterhaltung eigentlich irgendwie einen tieferen Sinn?«
»Der Sinn ist, dass ich nach einem Bild Ihrer Frau recherchieren musste, weil es in Ihrer Villa keine Bilder gibt. Auch keine Bilder Ihres Sohnes.«
»Sie meinen, nicht in den allgemein zugänglichen Räumen.«
»Nein. Als uns niemand geöffnet hat und wir die Tür unverschlossen vorfanden, haben wir befürchtet, es könnte etwas nicht stimmen, und sind von Zimmer zu Zimmer gegangen, auch ins Schlafzimmer. Es gibt im ganzen Haus keine Fotos von Ihrer Familie.«
Wütend stand Canney auf. »Wie können Sie sich so etwas erlauben?«
King blieb seelenruhig. »Gestatten Sie mir, ganz offen zu sprechen, Roger. Sie sind vor ungefähr drei Jahren zu Ihrem Vermögen gelangt, genau genommen kurz nach dem Tod Ihrer Frau. Damals haben Sie dieses Anwesen gekauft. Davor waren Sie eine normale Buchhalternase mit normalem Verdienst, kamen aber zurecht, weil Ihre Frau ebenfalls berufstätig war. Solche Männer setzen sich nicht zur Ruhe, nachdem plötzlich die Einkünfte ihrer Ehefrau entfallen, und erwerben ein Anwesen, das Millionen kostet.«
»Sie hatte eine Lebensversicherung.«
»Über fünfzigtausend Dollar. Auch das habe ich überprüft.«
»Was wollen Sie mir eigentlich unterstellen?«
»Ich habe kein Interesse an Unterstellungen. Ich ziehe die Wahrheit vor.«
»Das Gespräch ist beendet. Da Sie mein Haus schon durchsucht haben, finden Sie bestimmt allein hinaus.«
King und Michelle erhoben sich. »Schön, wir können es auch auf die harte Tour durchziehen.«
»Wenden Sie sich an Giles Kinney, meinen Anwalt. Er reißt Ihnen den Arsch auf.«
King lächelte. »Giles? Auf dem Golfplatz schlage ich ihn wenigstens einmal die Woche.«
KAPITEL 61
King und Michelle trafen sich mit Todd Williams und zwei seiner Deputys vor dem Aphrodisia . Wenig später saßen sie in Lulus Büro und erkundigten sich nach der Benutzerin des Zimmers und Kyle Montgomerys Besuchen. Anfangs stritt Lulu ab, etwas darüber zu wissen, räumte aber schließlich ein, Montgomery kürzlich im Club gesehen zu haben.
»Aber über diese Dame weiß ich wirklich nichts«, behauptete Lulu. »Sie arbeitet nicht bei uns, so viel steht fest.«
»Was denn, haben Sie sich in eine Wohltäterin verwandelt, dass Sie reichen Drogenkonsumentinnen kostenlos ein Zimmer zur Verfügung stellen?«, fragte Williams spöttisch.
»Ich wusste nicht, dass da so was im Gange ist. Sie hat das Zimmer bar bezahlt. Ich dachte, sie braucht bloß eine zeitweilige Unterkunft.«
»War sie jeden Abend hier?«
»Ich habe nicht Buch geführt. Man muss sich bei uns nur ausweisen, wenn man an die Bar oder die Erotik-Abteilung will, wo die Mädels tanzen. Darüber hinaus haben wir auch ein Restaurant und Veranstaltungsräume und obendrein ein Business-Center. Da kann jeder nach Belieben kommen und gehen.« Lulu schlug zunehmend barschere Töne an. »Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen.«
King schüttelte den Kopf. »Also wirklich, Lulu, wollen Sie vorgeben, Sie hätten mit der Frau kein Wort gewechselt, als sie das erste Mal bei Ihnen aufgekreuzt ist? Verdammt, woher wussten Sie denn überhaupt, was sie wollte?«
»Sie hat Bargeld und einen Zettel mit dem Hinweis hinterlegt, welches Zimmer sie gern haben würde, und zwar ausschließlich dieses Zimmer.«
»Und was haben Sie getan? Sich ohne weiteres darauf eingelassen?«
»Es ging bloß um ein Zimmer, Sean. Und Bargeld lacht. Es war ja nicht so, dass sie dort verbotene Dinge getrieben hätte. Sie kam immer abends. Am Tag wurde das Zimmer
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