Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Kinder… Ich weiß, es ist ein Gesetzesverstoß, aber ich bin nicht scharf darauf, sie ins Gefängnis zu bringen.«
»Vielleicht können wir ihr klar machen, dass sie unrechtmäßig gehandelt hat.«
Als Lulu wenig später in ihr Büro zurückkehrte, saß King an ihrem Schreibtisch. Neben ihm stand Michelle.
»Was tun Sie denn hier?«, schnauzte Lulu.
Zur Antwort langte King in die Schublade und drückte auf die darin entdeckte Taste.
»Ich hoffe, dieser zweite Alarm verwirrt die Mädels nicht, aber inzwischen sind ja sämtliche Freier aus dem Bau abgehauen.«
Lulu wurde blass, fasste sich aber rasch wieder. »Was soll das heißen?«
»Setzen Sie sich«, forderte King sie streng auf. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Aber wenn Sie versuchen, uns zu verarschen, rufen wir den Polizeichef und überlassen ihm die Angelegenheit. Dann haben wir keinen Einfluss mehr darauf.«
Erbittert starrte Lulu die beiden an, nahm aber Platz. Ruhelos rang sie die Hände im Schoß.
»Wenn Sie sich eine Zigarette anstecken wollen, von mir aus. Kann sein, dass es ein Weilchen dauert.«
Lulu zündete sich eine Zigarette an, inhalierte den Rauch und blies ihn aus der Nase aus.
King lehnte sich in den Sessel. »Also, erläutern Sie uns das Arrangement.«
»Es ist nicht so, wie Sie denken«, beteuerte Lulu.
»Sie sind eine kluge Frau. Ich bin sicher, Sie haben sich irgendetwas Neues einfallen lassen, und ich brenne darauf, Näheres zu erfahren.«
Nervös blickte Lulu zwischen ihnen hin und her. »Jahrelang hab ich schwer dafür geschuftet, dieses Etablissement aufzubauen, sodass ich manchmal die Kinder vernachlässigen musste, und Junior ebenfalls. Ich hab Magengeschwüre und qualme jeden Tag zwei Päckchen Lungentorpedos. Klar, ich hab nur eine Minderheitsbeteiligung, aber in Wirklichkeit halte ich den Laden am Laufen. Meine Kompagnons genießen einen Großteil ihrer Zeit in Florida. Aber ständig üben sie Druck auf mich aus, den Gewinn zu erhöhen, damit sie sich größere Yachten und schönere Frauen leisten können. Mehr, mehr, mehr – das ist alles, was ich von denen zu hören kriege.«
»Deshalb sind Sie auf den Einfall gekommen, die Tänzerinnen für Zusatzeinnahmen einzuspannen?«
»Der Vorschlag stammt von meinen Kompagnons. Erst wollte ich nicht mitziehen, aber sie haben darauf bestanden. Andernfalls wollten sie mich ausbooten und eine andere Geschäftsführerin einstellen. Aber kein Mädchen, das nicht mitmachen möchte, wird gezwungen, und es werden keine dummen Fragen gestellt. Diese Bedingung hab ich mir nicht abhandeln lassen.« Sie zögerte. »Wenn ich Ihnen erkläre, wie…«
»Lulu, es stimmt, was Sean gesagt hat«, versicherte Michelle. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«
»Warum?«, rief Lulu plötzlich heftig. »Warum interessiere ich Sie denn?«
»Weil wir wissen, dass Sie im Grunde ein anständiger Mensch sind«, antwortete King, »und zudem Mutter von drei Kindern, die Sie brauchen. Sie haben unter starkem Druck gestanden und gerade erst Ihren Mann verloren. Was Sie uns erzählen, bleibt unter uns, Ehrenwort.«
Lulu holte tief Luft und lieferte die gewünschten Aufschlüsse. »Zwischen den Mädchen und den Männern fließt kein Bargeld. Wir… Wir haben eine Art Verein gegründet. Die Mitglieder zahlen eine Eintrittsgebühr und danach einen Monatsbeitrag, der sich nach… na ja, nach den jeweiligen Ansprüchen richtet. Die Einnahmen verbuchen wir über das Konto der Business-Center-Kontaktbörse.«
»Hm, auf jeden Fall ist es eine originelle Spielart der Kontaktbörse«, sagte King. »Weiter.«
»Wir verlangen ziemlich hohe Beiträge, also bleibt der Kreis der Stammkunden begrenzt und hat ein gewisses Niveau.«
»Mit anderen Worten«, meinte King, »es sind wohlhabende Stecher, die im Bett was erleben wollen.«
»Auf alle Fälle erlaubt die Mitgliedschaft den Umgang mit den Mädchen ausschließlich per Verabredung. Die Mitglieder erhalten jedes Mal Passwörter, anhand derer die Mädels erkennen können, dass die Sache in Ordnung geht. Es werden immer Kondome benutzt, und es ist nichts Gefährliches erlaubt. Wer den Mädchen gegenüber ruppig wird, verliert unwiderruflich die Mitgliedschaft. Es sind aber noch nie Probleme aufgetreten. Die Tänzerinnen, die sich beteiligen, erhalten zusätzlichen Lohn.«
»Ganz schön einfallsreich, aber trotzdem illegal, Lulu. Es könnte zur Schließung des Clubs führen und Sie in den Knast bringen.«
Lulu zündete sich die nächste Zigarette an. Sie
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