Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
erzählt?«
»Noch weiß ich nicht, ob da wirklich Zusammenhänge bestehen. Ich will mir erst sicher sein.«
»Aber du hast einen Verdacht?«
»Ja, und zwar einen starken.«
»Möchtest du damit rausrücken?«
»Meine Vermutung ist, dass Mrs Canney von Bobby Battle ein Kind bekam, nämlich Steve. Und dass Roger Canney nach dem Tod seiner Frau den Alten dafür hat zahlen lassen. Dadurch ließe sich Canneys plötzlicher Reichtum erklären, ebenso die Tatsache, dass es im ganzen Haus weder Fotos von seiner Frau noch von dem Sohn gibt, der gar nicht sein Sohn war.«
»Es wundert mich, dass er mit der Erpressung Battles gewartet haben soll, bis seine Frau bei dem Verkehrsunfall starb«, sagte Michelle.
King richtete den Blick auf seine Partnerin. »Verkehrsunfall?«, wiederholte er gedehnt.
»Ja, sie hatte getrunken und den Wagen zu Schrott gefahren. Erinnerst du dich nicht?«
»Doch, danke der Nachfrage. Ich erinnere mich gut.«
Michelle bemerkte den Ausdruck der Versonnenheit in Kings Augen. »Irgendwas gibt dir zu denken. Was ist es?«
Er sah sie wieder an. »Wenn Canneys Frau gar nicht bei einem Unfall ums Leben kam?«
»Ist sie aber. Sie wurde in einem Hohlweg im Autowrack aufgefunden. Ich habe dir doch erzählt, dass ich bei Todd Erkundigungen eingeholt habe.«
»Na schön, sie ist in einem Autowrack gestorben. Trotzdem muss es nicht zwangsläufig ein Unfall gewesen sein, oder?«
KAPITEL 65
Endlich gelang es King, Harry telefonisch zu erreichen und ihm mitzuteilen, was sich ereignet hatte.
»Ich fahre sofort zu den Battles«, erklärte Harry. »Am besten, Sie und Michelle treffen mich dort.«
Am Herrenhaus der Battles öffnete Remmy persönlich ihnen die Tür. »Mason ist gerade außer Haus«, erklärte sie.
»Sie wissen Bescheid?«, fragte King.
»Ja. Ich habe meine Zweifel, ob sie es schafft, sich da herauszuwinden.«
Überrascht fasste King die alte Dame ins Auge. »Ich habe gemerkt, Remmy, dass Sie und Dorothea nicht die dicksten Freundinnen sind, aber immerhin ist sie mit Ihrem Sohn verheiratet.«
»Das ist der einzige Grund, weshalb ich überhaupt einen Gedanken an sie verschwende.«
»Wo ist Eddie?«
»Im Ort. Er redet mit den Anwälten. Hat man schon offiziell Anklage gegen Dorothea erhoben?«
»Bisher steht nicht mal die Todesursache eindeutig fest«, erklärte Michelle. »Solange die nicht ermittelt ist, kann es zu keiner Anklageerhebung kommen.«
»Sie glauben doch nicht, dass sie den Mann ermordet hat?«, fragte Harry.
Remmy musterte ihn mit festem Blick. »Nein, aber ich hätte auch nicht von ihr geglaubt, dass sie gestohlene Medikamente kauft.«
»Zwischen Pillenhehlerei und einem Mord besteht ein erheblicher Unterschied«, stellte King fest.
Remmy winkte die Ankömmlinge ins Haus. »Warum setzen wir diese faszinierende Diskussion nicht beim Abendessen fort?«
Auch Savannah erschien zum Essen. Sie trug einen langen Rock, eine weiße Bluse, einen dunkelblauen Pullover, Nylons und flache Pumps. Sie hatte sich ordentlich frisiert und geschmackvoll wenig Make-up aufgetragen.
Ein Moment verstrich, bis King begriff, was er da sah. Dann erkannte er es: Die Tochter hatte sich ganz ähnlich wie ihre Mutter gekleidet. Er warf Michelle einen verdutzten Blick zu und entnahm ihrer Miene, dass auch ihr diese Eigentümlichkeit aufgefallen war.
Harry nahm neben Savannah Platz und knüpfte eine Unterhaltung mit ihr an, während King und Michelle sich mit Remmy besprachen.
»Dorothea hat durch Bobbys Tod überhaupt keinen Vorteil«, stellte King fest. »Also fehlt ihr ein Motiv.«
»Ein Mordmotiv muss nicht immer finanzieller Natur sein«, antwortete Remmy, während sie Butter auf ein Brötchen strich.
So wie das Motiv für den Mord an deinem Ehemann? , überlegte King.
»Denken Sie an etwas Bestimmtes?«, fragte Michelle.
»Nein, ich habe lediglich einen für mein Verständnis offenkundigen Sachverhalt ausgesprochen.«
»Sie hatten keine Ahnung, dass Dorothea einen der Oldtimer Bobbys benutzte und im Aphrodisia stets dasselbe Zimmer gemietet hat? Und dass sie ein Drogenproblem hatte?«
Remmy schüttelte den Kopf. »Bin ich die Hüterin meiner Schwiegertochter?«
»Ich wusste von dem Drogenproblem.« Sämtliche Anwesenden richteten den Blick auf Savannah.
»Hat sie sich dir anvertraut?«, fragte King.
»Nein, aber ich habe sie mal gesehen, als sie vermutlich von diesem Etablissement nach Hause kam. An einem frühen Morgen. Ich war zeitig zu einem Spaziergang aufgestanden. Sie kam
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