Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
noch aus der Zeit stammen, als er hier gearbeitet hat«, sagte King.
»Man hat sie auf der Außenseite des aufgebrochenen Fensters gefunden. Ich habe Junior beauftragt, in meinem Schlafzimmer zu arbeiten, nicht draußen vor dem verdammten Fenster!«
»Wie ich hörte, wurde auch Bobbys Ankleidezimmer ausgeraubt.«
»So ist es.«
»Und was wurde mitgenommen?«, fragte Michelle.
»Kommen Sie, dann können Sie es sich selbst anschauen.«
Remmy führte sie hinaus und ein Stück durch den Korridor, bis sie eine andere Tür öffnete. Sie betraten einen Raum, in dem schwer der Geruch nach Zigarren- und Pfeifenrauch hing. Das Zimmer strahlte etwas Maskulines aus, fand Michelle. An einer Wand hing ein Waffenregal, doch es war leer. Gegenüber waren zwei antike Schwerter angebracht, die sich kreuzten und ein großes X bildeten. Außerdem gab es mehrere Ölgemälde, die Rassepferde zeigten. In einer Ecke stand ein Pfeifenregal mit mehreren sichtlich benutzten Pfeifen. In einer anderen Ecke standen ein Wandtisch und ein Stuhl. Das Bett war klein, und auf dem Nachttisch lag ein Stapel Zeitschriften zu den Themen Angeln, Jagd und Wissenschaft. Eine Wand war vollständig mit Fotos von Bobby Battle behangen. Er war ein großer Mann mit kräftigem Brustkorb, dunklem, gewelltem Haar und einem Gesicht, dessen Züge aus Eisen gegossen schienen. Auf den meisten Fotos war er als Angler oder Jäger zu sehen, aber es gab auch ein Bild, auf dem er aus einem Flugzeug sprang, und ein weiteres, das ihn als Pilot eines Hubschraubers zeigte.
Remmy fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Es tut mir Leid wegen des Gestanks. Wir haben tagelang gelüftet, aber der Geruch will einfach nicht verschwinden. Er scheint inzwischen schon im Teppich und in den Möbeln zu stecken. Bobby liebt seine Pfeifen und Zigarren.«
Als Michelle sich in Robert E. Lee Battles Allerheiligstem umschaute, schien es, als würde er plötzlich in voller Lebensgröße aus den Fotos treten: ein Bär von einem Mann, der ein abenteuerliches Leben führte und keine Gefangenen machte. Dass ein solcher Mann nun im Koma lag und vielleicht nie mehr daraus erwachte, deprimierte sie zutiefst, obwohl sie ihm nie begegnet war und keine gute Meinung über seinen Ruf als Frauenheld hatte.
Michelle zeigte auf mehrere Fotos, die Bobby inmitten größerer Gruppen zeigten. »Was sind das für Leute?«
»Einige von Bobbys Angestellten. Er war Ingenieur und hat sich später als Geschäftsmann selbstständig gemacht. Er besitzt über hundert Patente. Wenn man sich dieses Zimmer ansieht, könnte man meinen, er hätte nur gefaulenzt und nie gearbeitet, aber Bobby ist ein Arbeitstier. Jede seiner Erfindungen brachte ihm eine Menge Geld ein.«
»Wie haben Sie sich kennen gelernt?«, fragte Michelle. »Ich weiß, es ist eine sehr persönliche Frage«, fügte sie rasch hinzu, »aber er scheint ein faszinierender Mann zu sein.«
Remmy musste lächeln. »Er kam eines Tages vor fünfundvierzig Jahren in das Bekleidungsgeschäft meines Vaters in Birmingham, Alabama spaziert und verkündete, dass ich ihm bei mehreren Gelegenheiten aufgefallen sei. Er sagte, ich sei das hübscheste Wesen, das er je gesehen habe, und wolle mich heiraten. Er hat meinen Vater lediglich über eine Tatsache in Kenntnis gesetzt und ihn keineswegs um Erlaubnis gefragt, wie es in gewissen Kreisen bis heute in dieser Gegend Tradition ist. Er sagte, ich sei die einzige Person, die er von seinen Absichten überzeugen müsse. Was soll ich sagen? Es ist ihm gelungen. Ich war damals erst achtzehn und hatte noch nichts von der Welt gesehen, aber ich war kein leichtes Opfer. Trotzdem hat er mich schließlich erobert.«
»Bobby, wie er leibt und lebt«, sagte King.
»Er war zehn Jahre älter als ich. Als wir heirateten, hatte er noch nicht viel Geld gemacht, aber er hatte Köpfchen und Tatkraft. Er war etwas Besonderes. Und trotzdem wollte er mich .« Sie sagte es mit überraschender Bescheidenheit.
»Sie waren schließlich auch nicht von schlechten Eltern«, sagte King völlig ernst.
»Ich vermute, ich war eine der wenigen Frauen, die es wirklich mit ihm aufnehmen konnten. Natürlich hatten wir unsere Höhen und Tiefen, genauso wie die meisten Leute«, fügte sie leise hinzu. Dann öffnete sie eine Tür und winkte ihre Besucher heran. »Bobbys Ankleidezimmer.«
Der Raum war deutlich kleiner als die Garderobe seiner Frau, aber nicht weniger geschmackvoll eingerichtet.
Remmy schob einige Hosen zurück, die an einer Stange
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