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Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Titel: Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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war, ein wenig heikel werden, weil er nicht wusste, in welchem Raum Sylvia sich aufhielt. Wahrscheinlich in der Leichenhalle. Und falls sie in der Arztpraxis war und er ihr über den Weg lief, konnte er sich jederzeit eine Ausrede ausdenken. Kyle Montgomery zog seine Sicherheitskarte durch den Schlitz neben der Eingangstür, hörte, wie das Schloss sich klickend öffnete, und betrat Sylvias Praxis.
    Nur die schwache Notbeleuchtung brannte. Er bewegte sich vorsichtig durch die vertraute Umgebung und hielt nur kurz inne, als er an Sylvias Büro vorbeikam. Auch hier brannte Licht, aber es hielt sich niemand im Zimmer auf.
    Er betrat das Medikamentenlager des Büros, öffnete mit seinem Schlüssel einen Schrank und holte mehrere Fläschchen heraus. Aus jeder nahm er eine Pille und tat sie in verschiedene Plastiktütchen, die er zuvor mit einem schwarzen Filzstift beschriftet hatte. Später würde er sich ins Computersystem der Praxis hacken und die Inventarlisten fälschen, um seinen Diebstahl zu vertuschen. Kyle Montgomery nahm jedes Mal nur ein paar Pillen mit, sodass es nicht allzu schwierig war, seine Spuren zu verwischen.
    Er wollte bereits gehen, als ihm einfiel, dass er während des Tages seine Brieftasche in seinem Spind in der Leichenhalle vergessen hatte. Er verstaute die Pillen in seinem Rucksack und schloss leise die Tür zwischen Praxis und Leichenhalle. Wenn er Sylvia begegnete, würde er einfach die Wahrheit sagen – dass er seine Brieftasche vergessen hatte. Montgomery kam an ihrem Büro im Leichenschauhaus vorbei. Es war leer. Er würde einen großen Bogen um den Obduktionssaal machen, der sich auf der Rückseite des Gebäudes befand, wo Sylvia mit ihrem stummen Patienten beschäftigt war. Er lauschte ein paar Sekunden, versuchte, das Geräusch der Stryker-Säge zu hören, oder fließendes Wasser, oder wie sterile Instrumente auf Metall klapperten, doch alles blieb still. Das war ein wenig seltsam, obwohl es bei einer Autopsie häufig sehr leise zuging. Schließlich beklagten die Toten sich nicht über das, was mit ihren Körpern angestellt wurde.
    Dann aber war ein Geräusch zu hören. Kyle war sicher, dass es aus dem hinteren Bereich des Gebäudes kam. Vielleicht näherte sich seine Chefin. Er griff sich schnell seine Brieftasche und zog sich in den Schatten zurück. Plötzlich hatte er Angst, ihr zu begegnen, weil sie ihm möglicherweise unangenehme Fragen stellte. Sie konnte manchmal sehr direkt und unverblümt sein. Was war, wenn sie ihn aufforderte, seinen Rucksack zu öffnen? Er zog sich tiefer in die Nische zurück, während sein Puls in seinen Ohren rauschte. Stumm verfluchte er seine Unsicherheit. Einige Minuten vergingen. Schließlich fasste er den Mut, wieder ins schwache Licht hinauszutreten. Dreißig Sekunden später hatte er das Gebäude verlassen und fuhr los. Die gestohlenen Medikamente waren sicher in seinem Rucksack verwahrt.
    Als er sein nächstes Ziel erreichte, stellte er fest, dass der Parkplatz ziemlich voll war. Er zwängte seinen Jeep zwischen zwei SUVs und stieg aus.
    Im Aphrodisia pulsierte das Leben, und fast sämtliche Tische und Barhocker waren besetzt. Montgomery zeigte dem verschlafen wirkenden Türsteher seinen Ausweis und durfte den Raum mit den Tänzerinnen betreten. Dort hielt er sich ein paar Minuten lang auf, um die Damen zu bewundern. Die gut aussehenden, kaum bekleideten Frauen vollführten solch anzügliche Bewegungen an den Metallstangen, dass ihre Mütter vor Scham tot umgefallen wären – aber erst, nachdem sie ihre Töchter erdrosselt hätten. Montgomery genoss den Anblick in vollen Zügen.
    Schließlich sah er auf die Uhr und ging dann zur Treppe, die in den zweiten Stock führte. Im Korridor trat er durch einen roten Vorhang, hinter dem sich ein Labyrinth aus kleinen Zimmern befand. Er blieb vor der ersten Tür stehen, klopfte in einem zuvor vereinbarten Rhythmus an und wurde unverzüglich zum Eintreten aufgefordert.
    Montgomery verschloss die Tür und zögerte, weil er sich nicht zu weit in den dunklen Raum vorwagen wollte. Er war nicht zum ersten Mal hier, aber es war immer wieder ein riskantes Unterfangen.
    »Hast du sie?«, fragte die Frau so leise, dass Montgomery sie kaum hörte.
    Er nickte. »Hier drin. Alles, was du magst.« Er holte die Plastiktütchen hervor und hielt sie hoch, wie ein kleiner Junge, der seiner Mutter stolz einen toten Vogel zeigte.
    Wie immer trug die Frau ein langes, fließendes Kleid und ein Kopftuch. Ihre Augen wurden von

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