Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
einer dunklen Sonnenbrille verdeckt, obwohl der Raum sehr schwach beleuchtet war. Offenbar wollte sie nicht erkannt werden. Montgomery hatte sich schon oft gefragt, wer sie sein mochte, hatte aber nie den Mut aufgebracht, sie zu fragen. Die Stimme klang vertraut, doch er konnte sie nicht zuordnen.
Eines Abends hatte er in seinem Jeep einen Zettel gefunden, auf dem stand, dass er eine bestimmte Nummer anrufen sollte, wenn er sich ein paar Dollar dazuverdienen wollte. Wer hätte ein solches Angebot ausgeschlagen? Er hatte sofort reagiert und den Hinweis erhalten, dass der Medikamentenvorrat in Sylvias Praxis zu einer lukrativen Einkommensquelle für ihn werden konnte. Auf dem Einkaufszettel standen starke Schmerzmittel und bewusstseinsverändernde Substanzen.
Da Montgomery keine Skrupel kannte, hatte er sich einverstanden erklärt, einen Versuch zu wagen. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht, um die optimale Methode zu finden, wie er Zugang zu dieser Goldader erhalten konnte, und erkannt, dass es machbar war. Die Bedingungen wurden ausgehandelt; dann hatte Montgomery die Lieferungen aufgenommen und sein Einkommen beträchtlich gesteigert.
Das lange Kleid verhüllte die attraktive Figur der Frau nicht vollständig. Die intime Umgebung, das Bett im Hintergrund des Zimmers und die Tatsache, dass sie sich in einem Nachtclub befanden, brachten Montgomerys Blut wie jedes Mal in Wallung. In einer stets wiederkehrenden Phantasie betrat er selbstbewusst das Zimmer, viel größer und männlicher, als er in Wirklichkeit war. Er hielt der Frau die Pillen hin, wie er es auch jetzt tat, doch als die Frau sie nehmen wollte, packte er sie, lachte über ihren armseligen Versuch, sich zu wehren, und warf sie rücksichtslos aufs Bett. Dann fiel er über sie her und nahm sie immer wieder, bis tief in die Nacht. Ihre ängstlichen Schreie feuerten seine sexuelle Wildheit umso mehr an, bis sie ihm schließlich ins Ohr keuchte, dass sie es brauchte, dass sie ihn brauchte, ihren großen, starken Kyle…
Sogar jetzt spürte er, wie sich etwas in seiner Hose regte, als die erregenden Szenen in seinem Kopf abliefen. Er fragte sich, ob er jemals den Mut aufbringen würde, diese Phantasie auszuleben, bezweifelte es aber. Dazu war er viel zu feige. Die Frau legte das Bargeld auf den Tisch und nahm die Pillen entgegen. Dann gab sie ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er gehen konnte.
Er verschwand, während er die Scheine zweimal zusammenfaltete und in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
Montgomery würde erst später erkennen, dass er etwas Bedeutsames gesehen hatte, und zwar hauptsächlich deshalb, weil es keinen Sinn ergab. Aber bald schon würde er sich darüber wundern. Und irgendwann würde sein Erstaunen ihn zur Tat schreiten lassen. Doch in diesem Moment ging ihm nur die Frage durch den Kopf, was er mit dem Geld anstellen wollte, das er sich soeben verdient hatte. Montgomery neigte nicht zur Sparsamkeit, sondern gab sein Geld mit vollen Händen aus. Diesmal vielleicht für eine neue Gitarre? Oder einen neuen Fernseher mit kombiniertem CD-DVD-Player für seine kleine Wohnung? Als er schließlich in seinen Jeep stieg, hatte die Gitarre den Sieg davongetragen. Er würde sie gleich morgen bestellen.
Im Zimmer verschloss die Frau die Tür und nahm das Kopftuch und die Sonnenbrille ab. Sie zog die Schuhe aus und legte ihr Kleid ab. Darunter trug sie ein seidenes Mieder. Sie studierte die Aufschrift der Plastikbeutel, nahm eine Pille heraus, zerkleinerte sie und kippte das Pulver mit einem Glas Wasser hinunter, gefolgt von einem Schluck purem Bombay Sapphire zum Nachspülen.
Sie legte Musik ein, streckte sich auf dem Bett aus, verschränkte die Arme über der Brust und ließ sich von der Wirkung des Medikaments an einen anderen Ort versetzen, an dem sie, zumindest für einen kurzen Augenblick, glücklich sein konnte. Zumindest bis morgen, wenn die Realität des Lebens erneut auf sie einstürzen würde.
Sie zitterte, zuckte, stöhnte und lag dann wieder still. Schweiß drang aus jeder Pore ihres Körpers, als sie die volle Rauschwirkung erlebte und dann vom absoluten Hoch ins absolute Tief abstürzte. Während eines erhitzten Krampfanfalls riss sie sich das schweißgetränkte Mieder vom Leib und brach auf dem Boden zusammen, nur mit einem Slip bekleidet. Ihr Atem ging in schweren Stößen, ihre Brüste schlugen klatschend zusammen, als sie sich in künstlich hervorgerufener Ekstase hin und her wälzte. Ihre Nerven feuerten unter
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