Sean King 03 - Im Takt des Todes
nachdenken: Ich habe fünf Kopien von diesem Film anfertigen lassen, und alle sind an sicheren Orten versteckt. Falls Michelle und ich also nicht mit neunzig Jahren friedlich im Bett sterben sollten, wird eine dieser Kopien zu meinem bereits erwähnten, Pulitzer-hungrigen Freund gelangen, damit er die Geschichte zuerst veröffentlichen kann, gefolgt von der New York Times, der Washington Post und der Times in London.«
»Das sind nur vier Kopien. Was ist mit der fünften?«
»Die geht an den Präsidenten. Ich wette, der wird einen Heidenspaß an dem Film haben.«
»Wie es scheint, haben wir eine Pattsituation.«
Sean stand auf und ging auf und ab. »Gute Anwälte denken stets an Kompromisse. Hier ist einer für Sie: Es gibt einen Schatz in Camp Peary.«
»Bitte?«, sagte der Mann überrascht. »Ich …«
»Halten Sie den Mund, und hören Sie zu. Er ist in den Grundmauern von Porto Bello versteckt. Gold, Silber, Edelsteine. Die Klunker sind Millionen wert.«
»Mein Gott!«, rief der Mann.
»Ja, aber bevor Sie jetzt Dollarzeichen in den Augen bekommen … Das ganze Zeug soll zum höchstmöglichen Preis verkauft werden. Wenn die Regierung es kaufen will, dann soll sie. Mir ist es egal. Aber der Erlös wird in drei gleiche Teile geteilt.«
Der Mann griff zu Stift und Papier. »Also schön. Ich nehme an, ein Teil geht an Sie.«
»Nein«, sagte Sean entschieden. »Ein Teil geht an Viggie Turing. Das wird sie zwar nicht für den Tod ihres Vaters entschädigen, aber es ist ein Anfang. Der zweite Teil geht an die beiden Kinder von Len Rivest. Sie sind auf dem College und können das Geld vermutlich gut gebrauchen. Und der dritte Teil geht an die Familie des Pathologen, der bei der so genannten Gasexplosion ums Leben gekommen ist. Haben Sie das?«
Der Mann beendete seine Notiz und nickte. »Ja.«
»Gut. Ich werde die Summen überprüfen, die ihnen gezahlt werden. Also versuchen Sie nicht, mich auszutricksen. Und es ist mir egal, ob der Kongress extra ein Gesetz dafür verabschieden muss. Sie bekommen das Geld steuerfrei.«
»Das dürfte kein Problem sein«, sagte der Mann.
»Das dachte ich mir schon.«
»Und wir wollen Viggie sehen, um sicherzugehen, dass es ihr gut geht«, fügte Michelle hinzu.
»Das kann arrangiert werden.«
»Dann arrangieren Sie es«, sagte Sean. »Je eher, desto besser.«
»Geben Sie uns eine Woche, und alles ist erledigt.«
»Sorgen Sie dafür.«
»Und Sie werden niemandem etwas über das alles hier erzählen?«, fragte der Mann.
»Niemandem. Ich will schließlich nicht in den Knast.«
»Und wer würde uns schon glauben?«, fügte Michelle hinzu.
»Dann bekommen wir auch die Kopien?«, hakte der Mann nach.
»Dann bekommen Sie auch die Kopien.«
»Und wir können Ihnen vertrauen?«
»Genau so, wie wir Ihnen vertrauen können«, erwiderte Sean.
92.
E ine Woche später trafen sich Sean und Michelle mit Joan Dillinger in deren Büro mit einem anderen Mann, der weder seinen Namen nannte noch preisgab, für wen er arbeitete. Er verkündete lediglich, dass die Eigentümer von Babbage Town der Agentur für ihre Dienste dankbar seien, und überreichte ihnen einen Scheck. Die Summe – das sah Sean sofort – würde auf absehbare Zukunft all ihre finanziellen Probleme lösen, und ein Urlaub war auch noch drin. Letzteres konnten sie nach der Aufregung gut gebrauchen.
»Ich hoffe, Sie haben jemanden gefunden, um Champ und Alicia zu ersetzen«, sagte Sean. »Schade, dass Sie so gute Leute verloren haben.«
»Ihr Mitleid rührt mich. Aber dank Ihnen werden keine elektronischen Augen unsere Arbeit mehr bespitzeln«, erwiderte der Mann.
Als er sich zum Gehen wandte, konnte Sean sich einen letzten Seitenhieb nicht verkneifen. »Warum verschwenden Sie eigentlich all die Zeit und das Geld, um etwas zu entwickeln, das die Welt zum Stillstand bringen kann?«
Der Mann schaute ihn fragend an. »Wer hat Ihnen gesagt, dass es in Babbage Town um so etwas geht?«
»Ein paar echte Genies.«
Der Mann hob die Augenbrauen. »Sagen wir mal so: Was Sie da beschreiben, ist durchaus eine Möglichkeit, aber es ist schon ein wenig komplizierter.«
»Und Sie wollen wirklich würfeln, wenn die ganze Welt auf dem Spiel steht?«, fragte Sean.
»Wenn wir es nicht tun, tut es jemand anders.«
Joan lächelte. »Gute Arbeit, Sean.« Sie hielt kurz inne und schaute zu Michelle. »Das gilt auch für Sie, Maxwell. Nach dem zu urteilen, was ich gehört habe, hätte Sean es ohne Sie nicht geschafft.«
Sie wusste
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