Sean King 03 - Im Takt des Todes
Bedenken haben, was private Untersuchungen hier betrifft.«
»Und wer sind diese Mächte im Hintergrund?«
»Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen sagen.«
Sean klappte den Mund auf. »Soll das heißen, Sie wissen nicht, für wen Sie hier arbeiten?«
»Wenn jemand genug Geld hat, kann er seine Spuren sehr gut verwischen. Auf meinem Gehaltsscheck steht, dass ich für das Unternehmen Babbage Town arbeite. Ich war vor einiger Zeit mal neugierig und habe versucht, mehr herauszufinden. Und wissen Sie was? Man hat mir gesagt, ich bekäme einen Tritt in den Arsch und würde fliegen, sollte ich das noch einmal tun. Der Job hier wird besser bezahlt als alles, was ich je gemacht habe. Ich habe zwei Kinder, die das College besuchen. Ich will das nicht versauen. Ich kann keine solchen Probleme gebrauchen.«
»Wie kommen Sie darauf, dass es Probleme für Sie geben könnte?«
»Ich bekomme jeden Tag E-Mails. Aber ich habe denen gesagt, Sie säßen bereits im Flugzeug und sollten wenigstens die Chance bekommen, es mal zu versuchen – zumal die Sache heikel werden kann.«
»Heikel? Weil die CIA und das FBI ihre Finger im Spiel haben?«
Rivest verzog das Gesicht. »Ausgerechnet Camp Peary, verdammt! Aber wenn Sie den Fall schnell lösen und die Sache nichts mit Babbage Town zu tun hat, werden unsere Probleme möglicherweise verschwinden.«
»Und falls es doch mit Babbage Town zu tun hat?«
»Dann sollte ich nach einem neuen Job Ausschau halten.«
»Champ Pollion glaubt, dass der Fall etwas mit irgendeiner Verschwörung des militärisch-industriellen Komplexes zu tun hat.«
Rivest stöhnte. »Bitte, ich hab schon genug am Hals! Da kann ich nicht auch noch meine Zeit mit Champs Fantastereien verschwenden.«
»Okay, konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Wie ist Monk Turing gestorben?«
»Durch eine Kugel in den Kopf. Die Waffe lag neben ihm.«
»Wo genau in Camp Peary wurde er gefunden?«
»Am äußersten östlichen Ende des Komplexes, das direkt an den York River grenzt. Sie sind auf dem Weg hierher daran vorbeigefahren. Es liegt am anderen Flussufer.«
»Ist das Areal umzäunt?«
»Ja. Monk Turing lag gerade so innerhalb der Umzäunung. Schürfwunden an seiner Leiche deuten darauf hin, dass er über den Zaun geklettert ist. Ich bin sicher, dass das Gebiet patrouilliert wird, aber nicht vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Camp Peary umfasst Tausende Morgen, und ein großer Teil ist unbewacht. Selbst die CIA hat nicht so viel Geld, dass sie jeden Quadratzoll sichern könnte. Monk ist irgendwie da reingekommen.«
»Wo ist die Leiche jetzt?«
»Man hat eine provisorische Leichenhalle eingerichtet, in White Feather, das ist eine kleine Stadt ganz in der Nähe. Ein Gerichtsmediziner aus Williamsburg hat die Obduktion vorgenommen. An der Todesursache besteht kein Zweifel. Ich habe sowohl die Leiche als auch den Bericht gesehen; aber schauen Sie es sich ruhig selber an.«
»Okay. War Turing verheiratet?«
»Geschieden. Wir suchen noch immer nach seiner Ex. Bisher ohne Erfolg.«
»Kinder?«
»Eins. Viggie Turing, elf Jahre.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Hier. Sie hat mit ihrem Vater in Babbage Town gelebt.« Rivest wies mit einem Kopfnicken zu einigen der kleinen Häuser hinüber. »Die Gebäude da drüben dienen als Wohnungen für die Leute, die hier arbeiten. Ein paar wohnen allerdings auch im Herrenhaus.«
»Ist Viggie ein Spitzname oder ihr richtiger Name?«
»Das ist eine Kurzform für Vigenère. Zumindest habe ich das so gehört.«
»Nach Blaise de Vigenère?«, fragte Sean.
»Nach wem?«
»Vergessen Sie’s. Hatte Turing Feinde?«
»Mindestens einen hatte er ganz offensichtlich.«
»Aber was ist mit der Selbstmordtheorie? Aufgesetzter Kopfschuss? Waffe daneben?«
»Könnte sein«, räumte Rivest zurückhaltend ein. »Aber mein Bauch sagt mir etwas anderes.«
»Manchmal irrt der Bauch sich.«
»In meinen fünfundzwanzig Jahren beim FBI hat er das nie getan, und jetzt sagt er mir, dass hier etwas nicht stimmt.«
»Ich möchte mit Viggie sprechen.«
»Es wird Ihnen schwerfallen, aus dem Kind etwas herauszubekommen.«
»Wieso?«
»Sie ist Autistin. Nur Monk konnte zur ihr durchdringen, sonst niemand.«
»Weiß sie überhaupt, dass ihr Vater tot ist?«
»Da liegt das Problem. Niemand weiß, wie man es ihr beibringen soll. Das könnte übel werden.«
»Warum? Ist sie gewalttätig?«
Rivest schüttelte den Kopf. »Sie ist ruhig und schüchtern. Und sie spielt sehr gut
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