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Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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habe es allerdings nicht geschafft, ihn auch sauber zu halten. Ehrlich gesagt, habe ich das auch nicht versucht. Ich konnte einfach nicht. Nach nur einem Tag habe ich alles wieder reingeräumt.«
    »Sean hat mir erzählt, Ihr Rennboot sei stets blitzblank. Er behauptet, man könne vom Rumpf essen.«
    Michelle lächelte. »Das passt zu ihm. Er hat übrigens auch seine Macken. Haben Sie schon mal jemanden gesehen, der so ordentlich ist?«
    Sie brach einen Zweig von dem umgestürzten Baum ab und warf ihn ins Wasser. Während sie zuschaute, wie er davontrieb, sagte sie: »Ich weiß nicht, warum ich mich verändert habe, Horatio. Ich weiß es wirklich nicht. Um die Wahrheit zu sagen – ich erinnere mich nicht einmal daran, dass ich mich verändert habe. Aber da so viele Leute behaupten, es sei so gewesen, werde ich es wohl akzeptieren müssen.«
    »Okay, das ist schon mal ein Anfang, ein sehr positiver Schritt, Michelle. Aber als ich die Rosenhecke erwähnte, haben Sie sehr heftig reagiert. Warum?«
    Michelle schauderte bei diesen Worten, hüllte sich wieder minutenlang in Schweigen und starrte auf den Stamm, auf dem sie saß. Horatios Blick blieb unverwandt auf sie gerichtet. Auch er schwieg. Er wagte nicht, etwas zu sagen, aus Angst, den ersten Durchbruch zunichte zu machen, den er seit ihrem ersten Treffen erreicht hatte. Schließlich wurde seine Geduld belohnt.
    »Kann man Angst vor etwas haben, ohne zu wissen, was es ist?«, fragte Michelle.
    »Ja. Es ist möglich, dass etwas so tief in Ihrem Geist vergraben ist, dass Sie zwar die Angst empfinden, aber die Ursache nicht erkennen. Es ist ein Schutzmechanismus unseres Gehirns, Dinge ins Unterbewusstsein zu verdrängen, die man nicht verarbeiten kann. Wir sperren sie aus.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Aber das ist ähnlich wie beim Wasserrohrbruch im Keller, den Sie zu flicken versuchen, indem Sie willkürlich Löcher verstopfen. Irgendwann wird der Schaden so groß, dass die Fundamente bedroht sind. Das Wasser sickert an unerwartete Stellen … an Stellen, die Sie nicht mal sehen können, bis der Schaden angerichtet ist.«
    »Dann bin ich also ein baufälliges Haus, ja?«
    »Und ich bin der beste Handwerker, dem Sie je begegnen werden.«
    »Aber wenn ich mich nicht daran erinnern kann, warum ich solche Angst habe, wie können Sie mir dann helfen?«
    »Da gibt es eine sehr gute Methode: Hypnose.«
    Michelle schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht an diesen Mist. Mich kann niemand hypnotisieren.«
    »Meist ist das gerade bei Menschen besonders leicht, die glauben, bei ihnen ginge das nicht.«
    »Aber man muss die Hypnose doch wollen? «
    »Das wäre hilfreich. Sie möchten doch, dass es Ihnen wieder besser geht?«
    »Ich würde wohl kaum hier rumsitzen und mit Ihnen reden, wenn es anders wäre.«
    »Und? Werden Sie sich von mir hypnotisieren lassen?«
    »Ich mag es nicht, die Kontrolle zu verlieren, Horatio. Und was, wenn ich Ihnen etwas sage, womit ich nicht fertig werden kann? Was, wenn es wirklich so schlimm ist?«
    »Deshalb habe ich studiert und alle meine tollen Diplome an der Wand hängen. Ich bin Profi. Lassen Sie mich meinen Job machen. Mehr verlange ich gar nicht.«
    »Das ist schon viel … vielleicht zu viel.«
    »Werden Sie wenigstens darüber nachdenken?«
    Michelle stand auf, kletterte geschickt vom Baum hinunter und sprang neben Horatio auf den Boden. Als sie an ihm vorbeiging, sagte sie über die Schulter zu ihm: »Ich werde darüber nachdenken.«
    Horatio schaute ihr wütend hinterher. »Wo laufen Sie denn jetzt schon wieder hin?«
    »Ich habe Viggie-Dienst.«

54.
    S ean hatte Glück. Valerie saß am selben Tisch wie am Vorabend, und wieder scheuchte sie einen Möchtegern-Aufreißer davon.
    Diesmal war sie weniger aufreizend gekleidet. Sie trug eine weite Hose und einen Kaschmirsweater. Ihr Haar hatte sie zu einem französischen Zopf geflochten, und ihr Lippenstift war gedeckt.
    Als sie Sean auf sich zukommen sah, schaute sie rasch in die andere Richtung. Sie blickte ihn auch dann noch nicht an, als er ihr gegenüber Platz nahm.
    »Wie ich sehe, sind Sie hier noch immer sehr populär«, bemerkte er.
    »Und wie ich sehe, kapieren Sie es einfach nicht, wenn Sie eine Abfuhr bekommen haben.«
    »Neuer Tag, neues Glück.«
    »Nicht hier.«
    »Würden Sie gerne etwas essen?«
    »Muss ich wirklich erst den Türsteher rufen, um Sie loszuwerden?«
    »Lassen Sie mich darüber nachdenken, während Sie sich entscheiden, was Sie essen wollen.« Fast hätte

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