Sean King 03 - Im Takt des Todes
Valerie gelächelt. Sean ging sofort darauf ein. »Okay, ihre Mundwinkel haben zwar nur gezuckt, aber ich nehme, was ich kriegen kann.«
»Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass ich mit Ihnen zu Abend essen will?«
»Okay, da ich nun Ihre volle Aufmerksamkeit habe, werde ich es Ihnen sagen.« Er hielt kurz inne, fuhr dann fort: »Ich will nur mit jemandem reden. Wenn man immer nur allein unterwegs ist, wird man das irgendwann leid. Ich suche bloß eine gepflegte Konversation bei einer Flasche Wein. Und die Rechnung können wir uns teilen, keine Gefälligkeiten.«
»Und Sie glauben, dass ich Ihnen diese gepflegte Konversation bieten kann? Und dass ich Wein mag?«
»Das mit der Konversation betrachte ich als gegeben. Was das betrifft, ist mein Radar ziemlich gut. Es hat kein einziges Mal negativ angeschlagen, seit ich Sie getroffen habe. Und was den Wein angeht, bin ich flexibel. Aber auf dem Weg hierher bin ich an einem Laden in der Nähe vorbeigekommen, wo ein Cabernet angeboten wird, den ich unbedingt mal probieren will.«
»Sie kennen sich mit Trauben aus?«
»Ich habe mal Wein gesammelt.«
»Haben?«
»Ja, bis jemand mein Haus mitsamt Weinkeller in die Luft gejagt hat.« Sean stand auf. »Sollen wir?«
Als sie in einer Ecke saßen, von wo sie auf die Straße hinausblicken konnten, und sich eine Flasche Cabernet teilten, blickte Sean auf Valeries Ehering, sodass sie nicht umhin konnte, es zu bemerken.
»Sie fragen sich, warum ich Wein mit Ihnen trinke, obwohl ich doch offensichtlich verheiratet bin«, sagte sie.
»Nun, wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich Sie nicht allein in Bars gehen lassen.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Ich würde mich an seiner Stelle trotzdem sorgen, dass Sie Gefallen an einem jungen Burschen finden könnten.«
»Und jetzt denken Sie, ich hätte Gefallen an Ihnen gefunden?«
»Ich denke, dass Sie sich gerade fragen, ob ich es wirklich ernst meine oder ob ich auch nur so ein Aufreißer bin.«
»Und was davon trifft zu?«
»Wäre ich ein Aufreißer, würde ich Ihnen sagen, dass ich es ernst meine.«
»Was heißt das jetzt?«
»Das heißt, dass Sie sich durch Beobachtung eine eigene Meinung werden bilden müssen. Klingt das vernünftig?«
»Worüber sollen wir reden, damit ich mit meinen Beobachtungen beginnen kann?«
»Wir reden über unsere persönlichen Geschichten. Ich fange an. Ich bin geschieden, keine Kinder. Und wie ich Ihnen schon sagte, bin ich Problemlöser … Anwalt, genauer gesagt. Ich bin hier wegen eines Mandanten, der in einen üblen Prozess verstrickt ist. Und Sie?«
»Ich bin verheiratet und habe ebenfalls keine Kinder. Früher hatte ich eine Karriere, heute sitze ich zu Hause oder gehe manchmal aus. Das wär’s auch schon.«
»Was tun Sie, wenn Sie Spaß haben wollen?«
»Ich tue nichts aus Spaß. Ich hatte in meinem Leben schon genug Spaß. Jetzt geht es nur noch bergab.«
»Na, na. Es ist nicht so, als würden Sie schon mit einem Fuß im Grab stehen …«
»Nein?«
»Sie sind doch nicht krank oder so?«
»Nicht in dem Sinne, den Sie meinen.«
Sean lehnte sich zurück und schwenkte den Wein im Glas. »Okay, Sie qualifizieren sich für die Top Three der interessantesten Frauen, die ich je kennen gelernt habe. Nur damit Sie das im Kontext sehen: Meine Ex hat es nicht mal bis in die Top Ten geschafft.«
»Was mir verrät, dass Sie kein guter Menschenkenner sind.«
»Ich bin inzwischen besser geworden.«
»Mein Mann würde es bei jedem in die Top Ten schaffen. Er ist wirklich sehr interessant … oder zumindest das, was er tut.«
»Und was tut er?«
Valerie schüttelte den Kopf. »Ein loses Mundwerk kann Schiffe versenken, wie Sie sicherlich wissen.«
Sean spielte kurz den Verwirrten. »Schiffe versenken? Ist er beim Militär? Ich weiß, dass die Navy hier unten präsent ist.«
»Er arbeitet für die Regierung, aber nicht beim Militär, obwohl er in Vietnam gekämpft hat.«
»Vietnam! Sie sind doch gar nicht so alt.«
»Er hat lange mit dem Heiraten gewartet. Warum er sich schlussendlich doch dazu entschlossen hat, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«
»Was dann? FBI ? Ich habe ein paar Kumpel, die früher bei der Armee waren und jetzt fürs FBI arbeiten.«
»Haben Sie je von Camp Peary gehört?«
Sean schüttelte langsam den Kopf. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das so ein Ferienlager für Kinder?«
Sie lächelte. »In gewisser Hinsicht schon, nur sind die Kinder sehr groß und ihre
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