Sean King 03 - Im Takt des Todes
Spielzeuge auch.«
»Was meinen Sie damit?«
»Camp Peary ist ein Trainingslager für die Regierungsbehörde, deren Abkürzung mit C beginnt und mit A endet. Haben Sie’s jetzt kapiert?«
»Ihr Mann arbeitet für die CIA? «, stieß Sean hervor.
Valerie schaute ihn misstrauisch an. »Sind Sie sicher, dass Sie noch nie von Camp Peary gehört haben?«
»Ich bin aus Ohio. Hier in der Gegend mag es ja berühmt sein, aber in Dayton ist noch nichts davon angekommen. Tut mir leid.«
»Mein Mann leitet das Camp. Das ist übrigens kein Staatsgeheimnis.«
Sean spielte den Verblüfften. »Valerie, lassen Sie mich Ihnen eine einfache Frage stellen.«
»Warum sollte so ein Mann seine Frau allein in Bars gehen und mit Fremden zu Abend essen lassen?« Sean nickte. »Nun, lassen Sie mich Ihnen genauso einfach antworten: Es ist ihm egal, was ich tue. An manchen Tagen weiß ich nicht einmal mehr, warum er mich geheiratet hat. Ich weiß, dass ich einen verdammt guten ersten Eindruck mache, aber bei Ian hat die Wirkung nachgelassen.«
»Wenn Ian seinen Weg geht und Sie Ihren, warum lassen Sie sich dann nicht scheiden?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Scheidungen verlaufen meist sehr unerfreulich und kosten viel Kraft. Sie sind selbst geschieden. Stimmt das nicht?«
»Oh ja, das stimmt«, gab Sean zu. »Ich nehme an, Ihr Mann ist sehr beschäftigt von wegen Krieg gegen den Terror und so.«
»Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich nicht interessant genug bin«, sagte Valerie.
Sean lehnte sich zurück und schaute nachdenklich drein. »Bei meiner Frau und mir war es Liebe auf den ersten Blick. Doch dann hat sie sich verändert … oder ich, wer weiß das schon? Sie mochte Anwälte nicht sonderlich. Vermutlich war unsere Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt.«
»Vielleicht war das auch bei mir so.«
»Warum? Wie haben Sie und Ian sich denn kennen gelernt?«
»Ich habe für ein Privatunternehmen gearbeitet, das Aufträge von der CIA bekommen hat. Mein Spezialgebiet war Bioterrorismus – lange, bevor dieses Thema populär geworden ist. Wir haben uns auf einer Konferenz in Australien kennen gelernt. Das war natürlich, bevor man ihn zum Direktor von Camp Peary befördert hat. Tatsächlich war ich schon dort, bevor ich Ian überhaupt gekannt habe. Aber ich habe mir die Finger verbrannt und bin gegangen. Er hingegen genießt es noch immer, in dieser Welt zu leben. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden, und es ist ein verdammt großer Unterschied.«
»Hat man vor kurzem nicht eine Leiche in Camp Peary gefunden?«
Valerie nickte. »Der Mann ist offenbar über den Zaun geklettert und hat sich selbst erschossen.«
»Warum sollte jemand so was tun?«
»Jeder hat seine Probleme.«
»Bei Ihnen hört sich das an, als würden Sie aus Erfahrung sprechen.«
»Wir sprechen alle aus Erfahrung, Sean.«
Nach dem Essen gingen sie gemeinsam die Straße hinunter.
»Das war ein großartiger Abend, Valerie. Danke.«
»Es war ein sehr deprimierender Abend, und das war zum größten Teil meine Schuld.«
Sean schwieg. Es gab keine gute Antwort darauf. Schließlich sagte er: »Ich werde noch gut eine Woche in der Stadt sein. Würden Sie unser Treffen gerne wiederholen?«
»Ich glaube, das wäre keine gute Idee«, erwiderte sie.
»Könnte ich dann wenigstens Ihre Telefonnummer bekommen?«
»Warum?«
»Kann es schaden, wenn man ein bisschen redet?«
»Alles kann irgendwie schaden.« Trotzdem griff sie in ihre Handtasche, holte Papier und Kugelschreiber heraus, schrieb eine Nummer auf und reichte den Zettel Sean.
»Dort können Sie eine Nachricht hinterlassen. Wenn ich nicht zurückrufe … nun, dann tut es mir leid. Danke, dass Sie mich vor einem weiteren Abend in dieser Bar gerettet haben. Auf Wiedersehen.« Kurz legte sie Sean die Hand auf den Arm und ging davon. Sean machte sich Sorgen. Valerie Messaline war vermutlich genau das, was sie zu sein vorgab: eine einsame Frau, die Wasser trat, bis irgendetwas passierte. Sein einziger Anhaltspunkt, etwas über Camp Peary zu erfahren, war soeben verschwunden. Wo sollte er jetzt noch suchen?
Die Antwort fiel ihm fast so schnell ein wie die Frage. Das Problem war nur: Hatte er den Mut dazu? Oder besser gesagt: War er verrückt genug?
55.
M ichelle beschloss, ihren Viggie-Dienst mit einem kühnen taktischen Schachzug zu kombinieren. Es war noch hell, und so nahm sie das Mädchen zum Bootshaus mit, nachdem sie sich von Alicia die Erlaubnis geholt hatte. Dort legte sie dem
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