Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
zurück.
Es war am nächsten Morgen, und sie befanden sich in der Polizeizentrale. Donna Rothwell war wegen des Mordes an Sally Maxwell und des versuchten Mordes an Michelle verhaftet worden. Doch erst einmal hatte man sie ins Krankenhaus gebracht, wo die Wunde in ihrer Hand versorgt worden war. Doug Reagan lag ebenfalls im Krankenhaus. Sein Zustand war stabil. Das Loch in seiner Brust stammte von dem Schuss, der sich versehentlich aus Michelles Waffe gelöst hatte. Die Ärzte glaubten, dass er sich wieder erholen würde - und dann würde man ihn genauso anklagen wie Donna.
»Wie hast du die Fahrzeughalter herausgefunden?«, fragte Bobby.
»Ich habe einen Kumpel beim Straßenverkehrsamt.«
»Du hast Mom tot in der Garage gefunden und bist einfach rausgegangen, um Fotos zu machen?«, fragte Michelle ungläubig.
Frank richtete den Blick auf sein jüngstes Kind. »Sie war gerade ermordet worden. Kein Puls, keine Augenbewegungen. Ich konnte nichts mehr tun, um sie zurückzuholen. Der Körper war noch warm. Ich wusste also, dass der Mörder noch in der Gegend war. Ich war nicht in der Dusche. Ich war im Wohnzimmer. Ich habe ein Geräusch in der Garage gehört, und dann hat eine Tür geknallt.«
»Das hast du den Cops aber nicht gesagt«, bemerkte Bobby. »Himmel, Pop, das hast du mir nicht gesagt.«
»Ich hatte meine Gründe. Natürlich hätte ich die Cops anrufen und mich dann heulend neben ihre Leiche setzen können, aber ich weiß, wie kritisch die ersten Minuten nach einem Mord sind, und ich wollte keine Sekunde verschwenden. Ich bin zur Garagentür gerannt und habe sie aufgerissen. Ich habe niemanden gesehen oder gehört. Dann bin ich die Straße hinaufgelaufen, habe aber auch da nichts gesehen. Und ich habe auch keinen Wagen losfahren hören. Daraus habe ich geschlossen, dass der Täter entweder noch keine Gelegenheit gehabt hatte, wegzufahren, oder dass er zu Fuß war. Den Lärm der Party nebenan habe ich allerdings gehört. Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob ich zu den Leuten gehen und erzählen sollte, was passiert war. Vielleicht war ja jemand dort, der nicht dorthin gehörte. Aber dann habe ich mich anders entschieden.
Ich wusste, dass ich nicht viel Zeit hatte. Ich bin ins Haus zurückgerannt, habe meine Kamera geholt und die Nummernschilder fotografiert. Danach bin ich dann wieder ins Haus gegangen und habe die Cops gerufen. Das alles hat vielleicht zwei Minuten gedauert. Dann bin ich noch mal raus, habe aber wieder niemanden gesehen. Schließlich bin ich zu Sally in die Garage gegangen.« Er verstummte und senkte den Kopf.
»Sind Sie sicher, dass Sie niemanden gesehen haben?«, fragte Sean, der Frank gegenübersaß.
»Ja, sicher. Sonst hätte ich etwas unternommen. Als mein Freund dann die Nummernschilder überprüft hat, stellte sich heraus, dass der Wagen, der ganz am Ende der Straße stand, Doug Reagan gehörte. Ich ging nicht davon aus, dass er zur Geburtstagsfeier eines Teenagers eingeladen war. Trotzdem habe ich es noch mal anhand der Gästeliste abgecheckt. Sein Wagen war der einzige, der dort nichts zu suchen hatte. Die anderen Autos gehörten Leuten, die auf der Party waren oder in der Straße wohnen.«
»Gute Detektivarbeit«, bemerkte Sean. »Aber warum haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«
»Ja, Pop«, meldete Bobby sich wieder zu Wort. »Warum?«
Michelle starrte ihren Vater mit einer Mischung aus Wut und Mitgefühl an. Letzteres gewann schließlich die Oberhand. »Offensichtlich wollte er erst sichergehen, dass er auf der richtigen Fährte war«, sagte sie schließlich.
Frank schaute zu seiner Tochter. Michelle glaubte, einen Hauch Dankbarkeit in seinen Augen zu sehen.
»Du hast also geglaubt, Reagan habe etwas mit dem Mord zu tun. Aber was ist mit Rothwell?«, fragte sie.
Frank antwortete: »Ich habe sie nie gemocht. Warum, weiß ich auch nicht. Es war ein Bauchgefühl. Nachdem Sally ermordet worden war, habe ich mir das Pärchen mal genauer angesehen. Wie sich herausstellte, ist vor zwanzig Jahren ein Paar in Ohio angeklagt worden, das Rothwell und Reagan verdächtig ähnelte, allerdings unter anderen Namen. Sie hatten versucht, einen reichen alten Mann auszunehmen, der so naiv gewesen war, den beiden eine Generalvollmacht zu erteilen. Als die Kinder misstrauisch wurden, hat man den alten Herrn tot in seiner Badewanne gefunden. Das Paar ist aus der Stadt verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Vermutlich haben sie diese Tour auch anderswo versucht. Solche Leute
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