Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
gerade nachgedacht und noch keine Entscheidung getroffen.«
Sie verließ die Kabine.
Der Präsident setzte sich an den Schreibtisch und betete, dass er noch einmal Glück haben würde. Ein einziges Mal.
77.
S ind Sie Ruth Ann?«, fragte Michelle, den Blick auf die Frau und nicht auf die Waffe gerichtet.
Woher kennen Sie meinen Namen?«
»Die Leute sind von der Regierung, Momma. Sie sind wegen Mr. Sam hier.«
»Halt du den Mund, Junge.«
»Ruth Ann«, sagte Sean, »wir wollen nicht, dass jemand verletzt wird, aber wir glauben, dass Mr. Sam ein kleines Mädchen mit Namen Willa Dutton entführt hat.«
»Nein, das hat er nicht!« Ihr Finger spannte sich um den Abzug.
»Momma, ich habe den Namen unten in dem Raum gesehen. Und ihr Foto war im Fernsehen ...«
»Halt den Mund, Gabriel. Ich sage es dir nicht noch einmal.«
»Das Leben eines kleinen Mädchens steht hier auf dem Spiel«, versuchte es Michelle. »Ein kleines Mädchen, das nicht viel älter ist als Gabriel.«
»Mr. Sam tut niemandem weh. So einer ist er nicht.«
»Miss Tippi ist weg, Momma«, sagte Gabriel.
Ruth Ann fiel die Kinnlade herunter. »Was?«
»Sie ist nicht in ihrem Zimmer. Mr. Sam hat sie mitgenommen.«
»Wohin?«
»Ich weiß nicht.«
»Ruth Ann«, sagte Sean, »wenn Sie uns mal einen Blick ins Haus werfen lassen, und wenn wir dann nichts finden, gehen wir wieder. Wir wollen nur Willa und sie zu ihrer Familie bringen.«
»Ist Willa das kleine Mädchen, deren Momma getötet worden ist?«, fragte Ruth Ann, und ihr Griff um die Schrotflinte löste sich ein wenig.
»Ja.«
»Was hat Mr. Sam damit zu tun? Sagen Sie mir das!«
»Vielleicht hat er gar nichts damit zu tun«, antwortete Michelle. »Dann wird ihm auch nichts geschehen. So einfach ist das. Und wenn Sie glauben, dass er nicht unser Mann ist, haben Sie bestimmt kein Problem damit, wenn wir uns hier ein wenig umschauen.«
»Bitte, Momma, lass sie.«
»Warum bist du eigentlich so dahinter her, Gabriel?«
»Weil es das Richtige ist. Mr. Sam würde das Gleiche sagen, wenn er hier wäre.«
Ruth Ann schaute ihren Sohn sekundenlang an; dann nahm sie die Schrotflinte herunter und trat beiseite.
Sean und Michelle betraten die Eingangshalle von Atlee und schauten sich um.
»Das ist ja wie eine Reise in die Vergangenheit«, murmelte Sean.
Michelle hatte ihre Aufmerksamkeit auf die Frau gerichtet, die ihnen folgte. »Ruth Ann, ich möchte, dass Sie die Waffe weglegen. Jetzt sofort.« Michelles Hand lag auf ihrer Pistole.
»Tu es, Momma!« Gabriel standen Tränen in den Augen.
Ruth Ann tat, wie ihr geheißen. Michelle schnappte sich die Waffe und nahm die Munition heraus.
»Gabriel«, sagte Sean, »was ist das für ein Raum, von dem du geredet hast?«
Sie gingen nach unten zu der massiven Tür.
»Ich habe die Schlüssel nicht«, sagte Ruth Ann. »Die hat Mr. Sam.«
»Treten Sie bitte zurück«, befahl Michelle. Sie zielte und jagte zwei Kugeln neben das Schloss. Dann steckte sie die Waffe wieder weg, nahm Anlauf und trat mit Wucht das Schloss aus der Tür. Sie flog auf.
Gabriel starrte die fremde Frau mit großen Augen an. Dann blickte er zu Sean, der bloß mit den Schultern zuckte und lächelte.
»Sie macht gerne so eine Show«, sagte er.
Sie betraten den Raum, und Gabriel schaltete das Licht ein. Als Sean und Michelle sahen, was sich an den Wänden befand, bekamen sie den Mund nicht mehr zu. Fotos, Aktenzettel, Notizen auf Schiefertafeln und Stecknadeln an Fäden, die die einzelnen Teile miteinander verbanden.
»Gabriel, Ruth Ann«, sagte Sean, »weiß einer von euch, was das zu bedeuten hat?«
»Nein, Sir«, antwortete Ruth Ann.
»Wer hat das alles gemacht?«, fragte Sean.
»Mr. Sam«, erklärte Gabriel und fügte hinzu: »Ich bin mal hier unten gewesen, als er nicht da war. Da habe ich dann auch das Bild von dem Mädchen gesehen. Da.«
Er deutete auf einen Teil der Wand. Einen Augenblick später starrten Sean und Michelle auf ein Foto von Willa.
Als Sean den Blick über die anderen Wände schweifen ließ, blieb er plötzlich an einem bestimmten Punkt haften. »Ruth Ann, Gabriel, würdet ihr bitte draußen warten?«
»Was?«, sagte Gabriel. »Warum?«
»Raus. Sofort!«
Sean scheuchte die beiden hinaus, schloss die Tür hinter ihnen und wandte sich wieder dem Bild der Frau zu.
»Sean, was ist?«, fragte Michelle.
»Ich habe dir doch mal erzählt, wie ich Jane Cox kennengelernt habe.«
»Ja. Du hast ihren betrunkenen Mann, den Senator, nach Hause gebracht,
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