Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
hat sie das Kind nicht abtreiben lassen?«
»Damit sie so endet wie sie hier?«, entgegnete Jane und deutete auf Tippi. »Und das alles war nicht ganz so einfach, wie du es dir offenbar vorstellst, Danny. Ich habe Kontakt zu ihr aufgenommen. Ich habe ihr gesagt, dass alles gut wird, und dass ich verstehe, was passiert ist und es ihr nicht zum Vorwurf mache.«
»Und wie ist es passiert?«
»Offenbar hast du sie aufgegabelt ... in einer Bar, glaube ich. Du musst sehr charmant gewesen sein, dass du sie so schnell zum Sex überreden konntest. Vielleicht lässt das aber auch nur auf die Klasse der Frauen schließen, zu denen du dich hingezogen gefühlt hast.«
Dan legte die Hand auf die Stirn. »Ich kann mich an nichts erinnern. Ich schwöre.«
»Dann erinnerst du dich auch nicht daran, dass Sean King dich anschließend nach Hause gebracht hat?«
»Deshalb hast du dich mit ihm angefreundet.«
»Das war einer der Gründe, ja.«
Er schaute sie scharf an. »Es gab noch andere?«
»Wage es ja nicht, mich das zu fragen.«
»Tut mir leid, Jane. Tut mir leid.«
»Wright hat mich gut einen Monat später angerufen. Sie hatte ihre Periode nicht bekommen. Dann hat sie einen Schwangerschaftstest gemacht. Positiv. Und sie war sicher, dass du der Vater bist. Sonst hatte sie mit niemandem Sex. Du warst sogar der Erste, hat sie gesagt. Ich habe ihr geglaubt. Sie wollte kein Geld. Sie hatte bloß Angst und wusste nicht, was sie tun sollte. Ähnlich wie Tippi. Tuck und Pam haben zu der Zeit in Italien gelebt. Sie hatte eine Fehlgeburt, doch außer Tuck und mir wusste das niemand. Und Tatsache war, dass das Kind von dir war, wenn auch von einer Frau, mit der du nicht verheiratet warst. Ich konnte das Kind nicht einfach einer Fremden überlassen, denn ich wusste, dass Wright es nicht behalten wollte. Es war von deinem Blut. Also habe ich mit Wright alles arrangiert, und acht Monate später ist sie nach Italien geflogen. Ich habe sie dort getroffen. Nachdem das Kind geboren war, habe ich es zu Pam und Tuck gebracht. Als Pam später wieder nach Hause kam, glaubten alle, es sei ihr Kind.«
»Und das hast du alles vor mir geheim gehalten?«
»Wenn man bedenkt, was du all die Jahre vor mir geheim halten wolltest, ist das wohl verzeihlich.«
»Aber warum das alles für ...?«
»Für dein Baby, weil du eine andere Frau gevögelt hast? Wie ich schon sagte: Sie ist von deinem Blut. Sie ist dein Kind, Dan. Einer von uns musste die Verantwortung übernehmen, und das war ich. Das war immer ich!«
»Du hast es ihnen nie gesagt? Tuck und Pam? Dass Willa meine Tochter ist?«
»Wie hätte ich das machen sollen? ›Ach ja, Bruderherz, übrigens ... Das ist Dans Bastard. Möchtest du sie gerne haben?‹ Und Diane Wright hat Pam oder Tuck nie kennengelernt. Sie ist davon ausgegangen, dass ich Adoptiveltern aufgetrieben habe. Aus offensichtlichen Gründen wollte ich nicht, dass sie Willas neue Identität erfährt. Aber Sean King hat herausgefunden, dass Pam nur zwei Kinder geboren hat. Deshalb habe ich die Briefe des Entführers auch niemandem gezeigt und versucht, alles unter den Tisch zu kehren.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Wenn gewisse Leute herausfinden, dass Willa adoptiert ist, graben sie vielleicht tiefer, Dan. Deine politischen Feinde zum Beispiel. Und die würden dann möglicherweise Diane Wright finden und eins und eins zusammenzählen. Aus der Nummer wärst du niemals rausgekommen. Deine Karriere wäre zu Ende gewesen.«
»Ich verstehe. Ich mag Willa wirklich sehr«, sagte der Präsident. »Ich habe sie immer gemocht. Vielleicht habe ich es ja gefühlt.«
»Sie ist klug, lieb und süß, und ich würde alles tun, sie lebend zurückzubekommen«, sagte Jane.
Der Präsident drehte sich wieder zu Tippi um. »Aber wir haben doch nichts damit zu tun, dass sie hier geendet ist.«
Jane wischte sich mit einem Tuch über die Augen. »Ich schon. Als sie herausfand, dass sie schwanger war, hat sie mich voller Panik angerufen. Sie könne es ihren Eltern nicht sagen, hat sie gesagt. Sie würden es nicht verstehen. Und sie wollte das Kind auch nicht austragen. Ich konnte es ihr kaum zum Vorwurf machen, schließlich hast du sie vergewaltigt. Eine Abtreibung war unsere einzige Option. Aber ich konnte sie nicht in ein Krankenhaus oder zu einem normalen Arzt schicken. Dort hätte alles ans Licht kommen können. Es musste schnell und heimlich erledigt werden. Ich kannte da jemanden ... Ich habe Tippi sogar zu ihm gefahren, habe für den Eingriff
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