Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Weg!«, fuhr Cox ihn an. Der Einsatzleiter, ein Veteran aus zwei Kriegen und unzähligen Feuergefechten mit Drogendealern und den unterschiedlichsten Psychopathen, sprang sofort beiseite. Cox nahm die Hand seiner Frau und ging weiter. Als sie die kleine Veranda erreichten, schauten sie einander kurz an und gingen hinein.
82.
D as Präsidentenpaar schaute auf Tippi Quarry hinunter, die von den Geräten mit Sauerstoff versorgt wurde. Monitore zeichneten ihren Herzschlag auf.
»Sie ist nun schon mehr als dreizehn Jahre so«, sagte Jane. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
Der Präsident musterte sie. »Ich kann mich nicht an sie erinnern, Liebling. Ich schwöre, ich erinnere mich nicht. Aber sie hat ein hübsches Gesicht.«
Bei diesen Worten rückte Jane ein Stück von ihm ab. Er schien es nicht zu bemerken. »Tippi Quarry?«, fragte er.
»Ja.«
»In Atlanta?«
»Ja. Sie hat in der PR-Firma gearbeitet, die wir für deinen ersten Senatswahlkampf engagiert haben. Sie war dort Praktikantin, frisch aus dem College.«
»Woher weißt du das alles?« Dan drehte sich zu seiner Frau um.
»Ich habe mir die Mühe gemacht, das nachzuforschen. Diese Mühe habe ich mir bei allen Damen gemacht, an denen du interessiert warst.«
»Ich weiß, dass du damals durch die Hölle gegangen bist.« Er wandte sich wieder Tippi zu. »Aber an sie kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.«
»Das ist vermutlich der Grund dafür, weshalb euch bis jetzt niemand miteinander in Verbindung gebracht hat. Aber du hast Kontakt zu ihr gehabt. Das hat damals sogar mich überrascht. Ich habe euch zusammen in einem Hotelzimmer gefunden. Sie hat geschrien und dich angefleht, von ihr runterzugehen, aber es war zu spät. Du warst schon fertig. Ich habe Stunden gebraucht, sie wieder zu beruhigen, während du von zu viel Gin und zu wenig Tonic schnarchend in der Ecke gelegen hast.«
»Warum ist die Polizei denn nicht gekommen? Bist du sicher, dass es nicht einvernehmlich war?«
»Sie hat die Polizei nicht angerufen, weil ich sie schließlich davon überzeugt habe, was für eine Schlammschlacht das werden würde, sollte es an die Öffentlichkeit gelangen. Außerdem stünde ihre Aussage gegen deine, und sie war in unserem Hotelzimmer, und ich könne nicht gegen meinen Mann aussagen. Du hast auf dem Sprung in den Senat gestanden, vielleicht sogar ins Weiße Haus, und sie war eine junge Frau, die ihre ganze Zukunft noch vor sich hatte - eine Zukunft, die ruiniert werden könnte, sollte das je rauskommen. Die Leute könnten glauben, sie hätte versucht, dich auszunutzen, oder sie hätte dich irgendwie in die Falle gelockt. Ich war sehr überzeugend. Ich habe ihr sogar gesagt, du hättest das nur getan, weil du krank bist. Ich habe ein mitleiderregendes Bild von dir gezeichnet.«
»Danke, Jane. Du hast mich gerettet ... wieder einmal.«
Kalt sagte Jane: »Ich habe dich damals gehasst. Ich habe dich für das gehasst, was du ihr angetan hast ... und mir.«
»Es war, wie du gesagt hast: Ich war krank. Ich habe mich verändert. Ich habe das überstanden. Das weißt du. Es ist ja dann nie wieder passiert.«
»Doch. Noch einmal.«
»Aber der Frau habe ich mich nicht aufgezwungen. Und danach ist nichts mehr passiert. Ich habe wirklich hart daran gearbeitet, Jane. Ich habe wieder alles im Griff.«
»Im Griff? Dan, hier geht es nicht um ein, zwei Glas Gin zu viel. Du hast die arme Frau vergewaltigt.«
»Aber ich habe das nie wieder getan! Ich habe mich verändert ... habe mich entwickelt.«
»Nun, sie hat jedenfalls keine Chance gehabt, sich zu ›entwickeln‹.«
Der Präsident ließ den Blick durch den kleinen Raum schweifen, als wäre ihm plötzlich etwas Wichtiges eingefallen. »Du glaubst doch nicht, dass hier irgendwelche Aufzeichnungsgeräte versteckt sind?«
»Ich glaube, der Mann hat alles, was er braucht. Auch ohne diese arme Frau.«
»Was meinst du damit?«
»Ich meine Willa.«
»Was ist mir ihr?«
»Sie ist deine Tochter, und er weiß das.«
Der Präsident wurde kreidebleich und drehte sich langsam zu seiner Frau um. »Willa ist meine Tochter?«
»Sei nicht dumm, Dan. Was hast du denn geglaubt? Dass Diane Wright einfach so weggeht, nachdem sie schwanger geworden ist?«
Cox musste sich an der Wand abstützen. »Warum hast du mir das nie gesagt?«
»Was hättest du denn getan, wenn ich es dir gesagt hätte?«, erwiderte Jane.
»Ich ... ich ...«
»Genau. Nichts. Wie immer. Also habe ich wieder mal hinter dir aufgeräumt.«
»Warum
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