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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Google-Suche in der Stadtbücherei gefunden hatte.
    Nachdem er hundert Meilen nach Osten gefahren war, überquerte er die Grenze nach Georgia. Quarry fuhr vom Highway und auf den Parkplatz einer Raststätte. Er hatte sechs Päckchen dabei, doch nur eines war von Bedeutung. Er parkte und ging zum Briefkasten. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es keine Überwachungskameras gab, warf er sämtliche Päckchen in den Briefkasten. Das Päckchen, das zählte, ging an eine Adresse in Maryland. Darin befanden sich die Schüssel und der Löffel, die Willa benutzt hatte; dazu der Brief, den Quarry früher am Abend geschrieben hatte. Quarry hatte keine Ahnung, ob die Behörden feststellen konnten, wo genau ein Päckchen aufgegeben worden war, aber er musste davon ausgehen, dass sie in der Lage dazu waren. Deshalb die anderen fünf Päckchen: Sie dienten zur Tarnung, damit sich später niemand erinnerte, dass hier jemand nur ein Päckchen eingeworfen hatte. Auf diese Weise war Quarry nur einer von vielen Truckern, die hier ihre Post aufgaben.
    Quarry fuhr nach Alabama zurück. Nur einmal hielt er kurz an, um etwas zu essen. Als er zur Atlee-Plantage zurückkehrte, brannte Licht in Gabriels Zimmer.
    Quarry klopfte an die Tür. »Gabriel?«
    Der kleine Junge öffnete. »Ja, Mr. Sam?«
    »Warum bist du so spät noch auf?«
    »Ich lese.«
    »Und was?«
    »Das hier.« Gabriel hielt ein Buch in die Höhe.
    Quarry nahm es und schaute auf den Titel: Das Absolut Wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers.
    »Es ist toll«, sagte Gabriel. »Manchmal muss man lachen und manchmal weinen. Und es hat Erwachsenensprache, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Aber du bist doch gar kein Indianer.«
    »Darum geht's ja auch gar nicht, Mr. Sam. Da steht für jeden was drin. Die Lady in der Bücherei hat mir davon erzählt. Eines Tages will ich auch ein Buch schreiben.«
    »Nun, der Herr weiß, dass du genug Worte dafür im Kopf hast, denn sie kommen manchmal schneller raus, als ich zuhören kann.« Quarry gab dem Jungen das Buch zurück. »Ist deine Ma schon wieder hier?«
    »Sie ist vor einer Stunde gekommen. Wir haben uns schon gefragt, wo Sie sind.«
    »Ich musste ein paar Dinge erledigen.« Quarry lehnte sich an den Türrahmen und steckte sich eine Zigarette an. »Hast du Kurt in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein, Sir.«
    Quarry musterte Gabriel unter seinen dichten Augenbrauen. »Ich glaube, er ist weitergezogen.«
    Gabriel war überrascht. »Warum? Wo will er denn hin?«
    Quarry klopfte die Asche am Türrahmen ab. »Jeder muss irgendwann irgendwohin. Manche Menschen brauchen einfach nur länger, um herauszufinden, wohin genau.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich recht.«
    »Sollte jemand fragen, werde ich es ihm wohl sagen. Trotzdem Mist. Er war wie ein Sohn für mich. Dass du mir ja nicht einfach so abhaust, ohne mir vorher Bescheid zu sagen, okay?«
    Allein der Gedanke schien Gabriel zu entsetzen. »Sollte ich jemals weggehen, Mr. Sam, werden Sie es als Erster erfahren, gleich nach meiner Ma.«
    »Braver Junge. Lies weiter, Gabriel. Man muss immer vorbereitet sein. Die Welt wird dir eine Chance geben, aber beim Schopf packen musst du sie schon selbst. Setzt du es in den Sand, dann war's das.«
    »Das haben Sie mir schon oft gesagt.«
    »Guter Rat ist es wert, wiederholt zu werden.«
    Quarry ging in sein Zimmer im oberen Stock. Es hatte einst seinen Eltern gehört. Ordnung war nie eine von Quarrys Stärken gewesen, aber Ruth Ann und Gabriel taten ihr Bestes, um dieses Manko wettzumachen.
    Quarrys Frau, Cameron, war seit mehr als drei Jahren tot. Es war der größte Verlust gewesen, den er je erlitten hatte, und Quarry hatte schon viel verloren. Nach Camerons Tod hatte er nicht mehr in ihrem gemeinsamen Bett geschlafen. Stattdessen hatte er die Nächte auf einer langen, verschlissenen, hundert Jahre alten Couch an der Schlafzimmerwand verbracht. Im Bad verwahrte er noch heute viele Sachen seiner Frau, und Ruth Ann staubte sie pflichtbewusst ab, obwohl sie nie mehr getragen werden würden.
    Quarry hätte die Atlee-Plantage schon vor langer Zeit verkaufen können, und vermutlich hätte er es tun sollen, aber letztlich kam es für ihn nicht in Frage. Cameron hatte diesen Ort geliebt, und sich von ihm zu trennen würde bedeuten, auch sie für immer hinter sich zu lassen. Das konnte Quarry einfach nicht, ebenso wenig, wie er seinen eigenen Sohn töten konnte. Allerdings machte es ihm Angst, wie nahe daran er gewesen war. Das war der Familienwahnsinn

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