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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Sean besorgt.
    »Meine Mutter ist tot.«

21.
    D as Fahrwerk der Cessna setzte auf der gepressten Erde mit der Grasnarbe auf. Sam Quarry ließ die Maschine über die improvisierte Landebahn rollen, lenkte mit den Pedalen und drehte das Flugzeug geschickt herum. Schließlich stieg er aus und warf sich den Rucksack über die Schulter. Nachdem er Keile unter die Räder geschoben hatte, öffnete er die Außentür der alten Mine. Dann stapfte er im Licht seiner Taschenlampe und vereinzelter Glühbirnen den Tunnel hinunter.
    Ein paar Minuten später traf er sich mit Carlos und Daryl.
    »Habt ihr euch um Kurts Leiche gekümmert?«, fragte er.
    Daryl senkte den Blick, doch Carlos antwortete: »Wir haben ihn im Südschacht begraben und ein Gebet für ihn gesprochen. Es war alles sehr pietätvoll.«
    »Gut.« Quarry schaute zu seinem Sohn. »Hast du irgendwas daraus gelernt, Junge?«
    Daryl nickte steif. »Verliere nie die Kontrolle.«
    Quarry schlug seinem Sohn auf den Rücken und grub dann die starken Finger in die Haut des jungen Mannes. »Wenn du noch mal die Beherrschung zu verlieren drohst, denk an den Preis, den Kurt bezahlt hat. Vergiss das nie. Niemals. Denn ich hätte genauso gut Kurt davonkommen lassen können. Dann hätten er und Carlos das Vaterunser über deinem Loch im Dreck gesprochen. Hast du verstanden?«
    »Ja, Daddy.«
    »Ein kleines Stück von mir ist mit ihm gestorben«, sagte Quarry. »Vielleicht sogar mehr als nur ein kleines Stück. Durch diese Tat habe ich mich selbst zur Hölle verdammt. Vergiss auch das nicht.«
    »Ich dachte, du glaubst nicht an Gott«, sagte Daryl leise, während Carlos zuschaute und seinen Christophorus-Anhänger befingerte.
    »Vielleicht glaube ich nicht an Gott, aber an den Teufel.«
    »Ja, Daddy.«
    »Ich erwarte, dass die Regeln befolgt werden, die ich aufstelle. Nur so läuft der Laden. Klar?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Carlos, der aufhörte, an seinem Medaillon herumzufingern und es wieder unter seinem Hemd verschwinden ließ.
    Quarry verließ die Männer und ging weiter. Eine Minute später saß er Willa gegenüber, die eine Cordhose und ein Wollhemd trug, beides von Quarry zur Verfügung gestellt.
    »Hast du alles, was du brauchst?«, erkundigte er sich.
    »Ich hätte gerne ein paar Bücher«, sagte Willa. »Es gibt hier nichts zu tun, darum würde ich gerne lesen.«
    Quarry lächelte und öffnete seinen Rucksack. »Das dachte ich mir schon.« Er nahm fünf Bücher heraus und reichte sie dem Mädchen. Willa musterte sie eingehend.
    »Magst du Jane Austen?«, fragte Quarry.
    Willa nickte. »Sie ist zwar nicht meine Lieblingsautorin, aber bis jetzt habe ich auch nur Stolz und Vorurteil gelesen.«
    »Das war das Lieblingsbuch meiner Tochter.«
    »War?«
    Quarry versteifte sich ein wenig. »Sie liest nicht mehr.«
    »Ist sie tot?«, fragte Willa mit der entwaffnenden Offenheit der Jugend.
    »Einige nennen es so.« Quarry deutete auf die anderen Bücher. »Ich weiß, dass du sehr klug bist. Also habe ich auf den ganzen Müll verzichtet. Du bist vermutlich darüber hinaus. Aber lass mich wissen, ob dir die Bücher gefallen oder nicht. Ich habe noch jede Menge.«
    Willa schaute sich die Bücher an. »Kann ich auch Papier und Stift haben? Ich schreibe gerne. Und es würde mich ablenken.«
    »Klar.«
    »Haben Sie mit meinen Eltern gesprochen? Sie haben gesagt, Sie würden mit ihnen reden.«
    »Ich habe ihnen eine Nachricht geschickt, dass es dir gut geht.«
    »Werden Sie mich umbringen?«
    Quarry zuckte zusammen, als hätte Willa ihn geschlagen, und irgendwie war es auch so. Es dauerte eine Weile, bis er seine Sprache wiedergefunden hatte. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Manchmal geben Entführer ihr Opfer nicht mehr frei. Sie bringen es um.« Willa hielt den Blick ihrer großen Augen fest auf Quarry gerichtet. Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht, das Thema einfach auf sich beruhen zu lassen.
    Quarry rieb sich mit der schwieligen Hand übers Kinn. Dann schaute er sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Es war die gleiche Hand, die Kurts Leben beendet hatte, also hatte das Mädchen vielleicht gar nicht mal so unrecht. Ich bin ein Mörder.
    »Ja«, erwiderte Quarry schließlich, »ich verstehe, wie du auf diesen Gedanken kommst. Aber wenn ich vorhätte, dich umzubringen, könnte ich einfach lügen. Was also kümmert es dich?«
    Willa war auf dieses kleine Logikduell vorbereitet. »Aber wenn Sie mir sagen, dass Sie mich töten wollen, ist es vermutlich die Wahrheit.

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