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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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unmoralische, launische Finger die Abschusscodes von Nuklearwaffen hielten, und die Öffentlichkeit mochte es auch nicht, wenn die Frau eines solchen Mannes nicht ganz dicht im Oberstübchen war.
    Also hatte Jane Cox sich seit zwanzig Jahren jedes Wort genau überlegt, jede Bewegung vorher durchdacht und sich jedes körperliche, spirituelle und emotionale Handeln im Vorfeld eingehend überlegt. Und dafür musste sie nicht viel tun ... außer ihre Menschlichkeit aufgeben.
    Der Terminplan, den man ihr heute Abend gegeben hatte, enthielt ein Zehnminutenfenster, um ihren Mann anzurufen, der sich auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania befand. Jane rief an und sagte das Übliche. Sie gratulierte ihm zu den letzten Umfrageergebnissen und seinen Fernsehauftritten, bei denen er ja so gut ausgesehen hatte.
    »Alles in Ordnung mit dir, Liebling?«, fragte Cox.
    »Alles in Ordnung ... außer Willa«, erwiderte Jane ein wenig emotionaler, als sie beabsichtigt hatte.
    Die politischen Fähigkeiten ihres Mannes galten als ausgesprochen gut, selbst bei seinen Konkurrenten. Bei seiner Frau jedoch schien Dan Cox nie dieses Maß an Wahrnehmungsfähigkeit erlangt zu haben.
    »Natürlich«, sagte er. Im Hintergrund waren Gespräche zu hören. »Wir tun, was wir können. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Jane.«
    »Ich weiß.«
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Ich weiß. Viel Glück heute Abend.« Jane legte auf. Ihr Zeitfenster war aufgebraucht.
    Eine halbe Stunde später schaltete Jane CNN an. In einem Wahljahr schaltete sie prinzipiell keine politischen Sendungen ein, es sei denn, ihr Mann trat irgendwo auf. Die zweite Garde war gerade fertig, und die fünfundsiebzigtausend Menschen warteten auf den Mann, den zu sehen sie gekommen waren.
    Begleitet von einem lauten, schnellen Song betrat Präsident Daniel Cox die Bühne. Jane erinnerte sich noch an Zeiten, als politische Veranstaltungen nicht wie Rockkonzerte aufgezogen worden waren; es hatte keine Anheizer gegeben, keine ohrenbetäubende Musik und keine lächerlichen Slogans aus der Menge. Früher war alles würdevoller und vielleicht auch realer gewesen. Nein, nicht vielleicht: Es war realer gewesen, echter. Heute war alles nur noch Show. Aufs Stichwort wurde ein Feuerwerk abgebrannt, als Janes Mann ans Rednerpult trat und den Blick auf die unsichtbaren Teleprompter richtete. Ja, auch das war früher anders gewesen, erinnerte sich Jane. Früher hatten Politiker tatsächlich frei gesprochen oder höchstens mal einen Blick auf ihre Notizen geworfen. Jane hatte mal gelesen, dass manche Politiker zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs und des Bürgerkriegs in der Lage gewesen waren, sich mehrere hundert Seiten lange Reden zu merken und fehlerfrei wiederzugeben.
    Jane wusste, dass kein heutiger Politiker - ihr Mann eingeschlossen - eine solche Leistung vollbringen konnte. Andererseits war ein Versprecher zu Lincolns Zeiten im Gegensatz zu heute ja auch nicht binnen Sekunden auf der ganzen Welt verbreitet worden. Dennoch sehnte sich ein Teil von Jane nach diesen alten Zeiten, während sie zuschaute, wie ihr Mann vom Teleprompter ablas, mit den Fäusten aufs Rednerpult schlug und im Hintergrund, für die Kameras unsichtbar, Schilder den Teilnehmern der Veranstaltung sagten, wann sie zu applaudieren und zu jubeln hatten. Ja, die gute alte Zeit ... Früher hatten auch sie einmal selbstgemachte Sticker und Flugblätter verteilt, und ihr Mann hatte sich unter die Leute gemischt, aus dem Herzen gesprochen und sie persönlich darum gebeten, ihn zu wählen.
    Heutzutage war es mehr, als setze sich ein ganzer Kleinstaat in Bewegung, wann immer der Präsident auf eine Veranstaltung ging. Man brauchte fast tausend Leute, mehrere Frachtflugzeuge und genug Fernmeldetechnik, um ein eigenes Telekommunikationsunternehmen aufzubauen, um es Janes Mann zu erlauben, in jedem Hotelzimmer der Welt auf das amerikanische Telefonnetz zuzugreifen. Die Führer der freien Welt konnten nicht spontan sein. Leider galt das auch für ihre Lebenspartner.
    Jane schaute Dan weiterhin zu. Er sah gut aus, und das schadete keiner Karriere, auch keiner politischen. Dan wusste, wie er mit seinen Zuhörern umgehen musste. Er hatte einfach diese Art; die hatte er schon immer gehabt. Dan konnte einen gemeinsamen Nenner mit Millionären und Fabrikarbeitern finden, mit Schwarz und Weiß, mit den Klugen und den Dummen. Deshalb war er ja so weit gekommen. Die Menschen liebten ihn. Und sie glaubten, dass er sich wirklich um

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