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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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»Nein. Ich bin das Warten leid.«

48.
    W illa beendete das letzte Buch, legte es auf den Stapel zurück, setzte sich wieder auf ihr Bett und starrte auf die Tür. Wenn sie las, vergaß sie, wo sie war, doch als sie die letzte Seite gelesen hatte, wurde ihr wieder bewusst, was sie war.
    Eine Gefangene.
    Sie würde ihre Familie niemals wiedersehen. Das wusste sie.
    Willa versteifte sich, als sie Schritte näher kommen hörte. Es war der große Mann. Der alte Mann. Sie erkannte ihn an seinen Schritten. Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür, und da war er. Er schloss die Tür hinter sich und kam auf sie zu.
    »Alles klar, Willa?« Er setzte sich an den Tisch und legte die Hände in den Schoß.
    »Ich habe alle Bücher gelesen.«
    Der Mann öffnete den Rucksack, holte einen neuen Stapel Bücher heraus und legte sie auf den Tisch. »Da hast du neue.«
    Willa schaute sich die Bücher an. »Dann werde ich wohl noch lange hier sein, nicht wahr?«
    »Nein. Nicht mehr lange.«
    »Ich komme wieder zu meiner Familie?«
    Der Mann wandte den Blick ab. »Magst du die Frau, die du hier getroffen hast?«
    Willa schaute den Mann weiter unverwandt an. »Sie hat Angst. Ich auch.«
    »Das geht wohl uns allen so.«
    »Warum sollten Sie denn Angst haben? Ich kann Ihnen doch nichts tun.«
    »Ich hoffe, dir gefallen die Bücher.«
    »Ist eins dabei, wo das Kind am Ende stirbt? So könnte ich mich wenigstens vorbereiten.«
    Der Mann stand auf. »Du klingst nicht mehr wie du selbst, Willa.«
    Sie erhob sich ebenfalls. Auch wenn sie deutlich kleiner war als der Mann, schien sie es mit ihm aufnehmen zu können. »Sie kennen mich doch gar nicht. Sie haben vielleicht das ein oder andere über mich herausgefunden, aber Sie kennen mich nicht. Oder meine Familie. Haben Sie ihnen wehgetan? Haben Sie?«, wollte sie wissen.
    Quarrys Blick huschte durchs Zimmer. Er schaute überall hin, nur nicht zu Willa.
    »Ich lasse dich jetzt ein bisschen schlafen. Offenbar kannst du das gut gebrauchen.«
    »Lassen Sie mich allein«, sagte Willa mit lauter, fester Stimme. »Ich will Sie nicht mehr sehen.«
    Quarry ging zur Tür. »Willst du die Frau wiedersehen?«
    »Warum sollte ich?«
    »Dann hättest du wenigstens jemanden, mit dem du reden kannst, Willa. Außer mir, meine ich. Ich verstehe, warum du mich nicht magst. An deiner Stelle würde ich mich auch nicht mögen. Mir gefällt ja selbst nicht, was ich tun muss. Würdest du die ganze Wahrheit kennen, würdest du mich vielleicht besser verstehen. Vielleicht aber auch nicht.«
    »Ich will sie sehen«, sagte Willa trotzig und wandte Quarry den Rücken zu.
    »Gut«, sagte Quarry leise.
    Doch Willas nächste Worte ließen ihn erstarren.
    »Hat es mit Ihrer Tochter zu tun? Mit der, die nicht mehr lesen kann?«
    Quarry drehte sich langsam wieder um, und jetzt brannte sich sein Blick förmlich in das Kind hinein. »Wie kommst du darauf?«, fragte er mit harter Stimme.
    Willa erwiderte seinen Blick. »Weil auch ich jemandes Tochter bin.«
    Ja, stimmt, dachte Quarry. Du weißt nur nicht, wessen Tochter.
    Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich ab.
    Nach ein paar Minuten öffnete sie sich erneut. Die Frau stand da, Quarry hinter ihr.
    »Ich bin in einer Stunde wieder da«, sagte er.
    Er schloss die Tür, und Diane Wohl trat vorsichtig vor und setzte sich an den Tisch. Willa gesellte sich zu ihr und drehte das Laternenlicht auf.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    »Ich habe eine solche Angst, dass mir manchmal sogar das Atmen schwerfällt.«
    »Geht mir genauso.«
    »Du machst aber keinen ängstlichen Eindruck. Ich bin zwar die Erwachsene hier, aber du bist offensichtlich viel tapferer als ich.«
    »Hat er mit Ihnen gesprochen? Der Mann, meine ich.«
    »Nein, eigentlich nicht. Er hat mir nur gesagt, ich solle mit ihm kommen. Um dich zu sehen.«
    »Und wollten Sie das?«
    »Natürlich. Ich meine ... in meiner Zelle ist es so einsam.«
    Sie schaute zu den Büchern. Willa folgte ihrem Blick. »Wollen Sie ein paar Bücher haben?«, fragte das Mädchen.
    »Ich fürchte, ich habe nie viel gelesen.«
    Willa nahm ein paar und schob sie zu Diane. »Dann ist jetzt wohl die richtige Zeit, damit anzufangen.«
    Diane fingerte am Cover eines der Bücher herum. »Er ist ein seltsamer Entführer.«
    »Ja«, pflichtete Willa ihr bei. »Aber wir müssen trotzdem Angst vor ihm haben.«
    »Das wird kein Problem sein, glaub mir.«
    »Wir sind fast entkommen«, sagte Willa trotzig. »Wir waren so nah dran.«
    »Dank dir.

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