Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Zeit beim Secret Service waren beide öfter hier gewesen. Allerdings war es das erste Mal, dass sie nicht beruflich hier waren. Sie ließen sich von einem Kellner Drinks geben und zogen sich in eine Ecke zurück, um zu beobachten und zu warten. Der Präsident kam mit Jane, gefolgt von Tuck und den Kindern.
»Da ist er«, sagte Michelle.
Sean nickte, als Aaron Betack das Zimmer betrat und es Zoll für Zoll absuchte, wie jeder Agent es getan hätte, der je in den Diensten des Secret Service stand, ob er nun im Ruhestand war oder nicht. Es war eine Angewohnheit, die in Fleisch und Blut übergegangen war.
»Wie möchtest du es angehen?«, fragte Michelle.
»Er kann uns nicht feuern, wenn wir uns ihn mal ordentlich zur Brust nehmen.«
»Sollen wir die Karten auf den Tisch legen und ihm sagen, dass wir von seinen Treffen mit Pam wissen?«
»Das ist die große Frage. Reden wir ein bisschen um den heißen Brei herum. Mal schauen, ob er sich verplappert.«
Sie warteten, bis Betack sich aus einer anderen Gruppe gelöst hatte und in einen Nachbarraum gegangen war.
»Hallo, Aaron«, sagte Sean, als er und Michelle ihm folgten.
Betack nickte ihnen zu, sagte aber nichts.
Sean schaute auf das Glas in Betacks Hand. »Heute nicht im Dienst?«
»Ich bin nur hier, um mein Beileid zu bekunden.«
»Ja, heute ist ein trauriger Tag«, bemerkte Michelle.
Betack schwenkte die Eiswürfel in seinem Glas, nickte und biss in einen Cracker. »Ein Scheißtag.«
»Das meinst du aber nicht nur in Bezug auf die Beerdigung?«, fragte Sean.
»Es gibt noch immer nichts Neues über das verschwundene Mädchen. Die First Lady ist nicht besonders glücklich darüber.«
»Aber das FBI arbeitet daran. Wir haben Waters gesehen. Er scheint mir nicht der Mann zu sein, der schnell aufgibt.«
Betack trat näher an Sean heran. »Aber selbst der beste Detektiv der Welt braucht eine Spur.«
»Dem kann ich nicht widersprechen.«
»Hat der Kidnapper sich nicht wieder gemeldet?«, fragte Michelle.
»Nicht seit der Schüssel und dem Löffel.«
»Seltsam«, bemerkte Sean.
»Alles an diesem Kerl ist seltsam«, erklärte Betack geheimnisvoll.
»Aber die Entführung war hervorragend geplant. Wären Michelle und ich nicht plötzlich am Haus aufgetaucht, wüssten wir sogar noch weniger.«
Betack zuckte mit den Schultern. »Es ist, wie es ist.«
»Gibt es schon Erkenntnisse, was die Buchstaben auf Pams Arm angeht?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Sean schaute zu Michelle und sagte: »Ich erinnere mich noch gut, wie ich Pam kennengelernt habe. Sie war großartig. Eine tolle Mutter. Hast du sie eigentlich gekannt, Aaron?«
Sean sagte es ganz beiläufig, betrachtete den Mann dabei aber aufmerksam.
»Nein, ich hatte nie das Vergnügen«, antwortete Betack. »Als ich gesagt habe, ich sei gekommen, um mein Beileid auszusprechen, bezog es sich auf die First Lady.«
Sean schaute zur Tür, wo gerade Jane Cox mit ihren Assistenten vorbeiging. »Ja, sie ist etwas Besonderes.«
»Was ist mir euch?«, fragte Betack. »Habt ihr zwei schon irgendwas herausgefunden?«
»Wenn es so wäre«, sagte Michelle, »hätten wir es Waters längst gesagt.«
»Das Wichtigste ist, Willa lebend zurückzuholen. Wer den Ruhm dafür einsackt, ist mir egal«, erklärte Sean.
»Eine nette Philosophie.« Betack leerte sein Glas. »Und ziemlich selten in dieser Stadt.«
»Aber das bedeutet auch, dass jeder, der etwas weiß, sich meldet und uns alles sagt«, erklärte Michelle demonstrativ und schaute Betack tief in die Augen.
Der Mann bemerkte es, blickte kurz zu Sean und dann wieder zu Michelle. »Willst du damit etwas sagen?«
Sean senkte die Stimme. »Tuck Dutton hat gesehen, wie du dich mit seiner Frau getroffen hast, als er eigentlich nicht in der Stadt hätte sein sollen.«
»Da irrt er sich.«
»Er hat dich ziemlich genau beschrieben und auf dem Friedhof auf dich gezeigt.«
»Eine Menge Typen sehen aus wie ich. Und warum hätte ich mich mit Pam Dutton treffen sollen?«
»Ich dachte, das könntest du uns sagen.«
»Kann ich aber nicht, weil es nie passiert ist.«
Sean starrte ihn an; dann sagte er: »Okay, Tuck hat sich geirrt.«
»Genau«, erklärte Betack. »Er hat sich geirrt. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet.« Er ging davon.
Michelle drehte sich zu Sean um. »Wie lange dauert es, bis er den Mann kontaktiert, mit dem er zusammengearbeitet hat?«
»Nicht allzu lange.«
»Also warten wir?«
Sean schaute sich im Zimmer um, bis Tuck an ihnen vorbeikam.
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