Search inside yourself
schaffen oder so.
Falls Sie echt faul oder echt beschäftigt oder beides auf einmal sind, können Sie die Meditation an diesem Punkt für erledigt erklären. Allein der Akt, gute Vorsätze zu fassen, ist bereits eine eigene Form der Meditation. Jedes Mal, wenn Sie sich etwas vornehmen, bilden und stärken Sie beinahe unmerklich eine geistige Gewohnheit. Wenn Sie denselben Vorsatz immer wieder fassen, wird er Ihnen irgendwann in Fleisch und Blut übergehen und in verschiedenen Situationen in Ihrem Inneren aufsteigen, um Ihr Verhalten zu steuern. Sagen wir, Sie nehmen sich viele Male am Tag vor, sich um Ihr Wohlbefinden zu kümmern. Nach einer Weile werden Sie feststellen, dass Sie in jeder Situation oder mit jeder Ihrer Entscheidungen (vielleicht sogar unbewusst) auf Verhaltensweisen oder Entwicklungen hinarbeiten, die Ihr Wohlbefinden steigern. Und das wird vermutlich tatsächlich zu einer Verbesserung Ihrer Befindlichkeit führen.
PROZESSMODELL
DER ACHTSAMKEITSMEDITATION
(Mit freundlicher Genehmigung von Philippe Goldin, nach einem Modell von Shauna Shapiro)
Dieser Prozess ist sogar noch wirkungsvoller, wenn Ihr Vorsatz dem Wohlbefinden anderer gilt. Allein dadurch, dass Sie ihn häufig wiederholen, werden Sie wahrscheinlich â ohne weitere Schritte unternehmen zu müssen â feststellen, dass Sie sich anderen gegenüber allmählich (und auch in diesem Fall zuweilen unbewusst) liebenswürdiger und freundlicher verhalten. Schon bald werden viele Menschen Sie mögen und Ihre Nähe suchen, und Sie haben keine Ahnung, wieso. Vielleicht denken Sie sogar, es läge nur an Ihrem guten Aussehen.
Nachdem Sie eine Absicht gefasst haben, folgen Sie Ihrem Atem . Richten Sie einfach eine sanfte Aufmerksamkeit auf den Prozess des Atmens. Mehr müssen Sie nicht tun.
Die klassische Analogie zu diesem Prozess ist der Wachposten am Stadttor, der sich ansieht, wer die Stadt betritt und wer sie verlässt. Mehr nicht. Er tut nichts, sondern betrachtet Kommende und Gehende lediglich mit ruhiger Wachsamkeit. Sie können sich auch Ihren Geist als Wächter vorstellen, der aufmerksam das Ein- und Ausströmen des Atems verfolgt. Tun Sie ruhig so, als hätten Sie einen groÃen Stock, wenn Sie sich dann lässiger fühlen. Meine Freundin Yvonne Ginsberg, die ebenfalls als Dozentin bei Search Inside Yourself tätig ist, schlägt alternativ dazu das wunderschöne Bild eines Schmetterlings vor, der auf einem Blütenblatt sitzt, das sich in der sanften Brise hebt und senkt. Ihre Aufmerksamkeit ist der Schmetterling, Ihr Atem das Blütenblatt.
An diesem Punkt kann es vorkommen, dass sich Ihre Aufmerksamkeit sammelt. Sie erkennen, dass Sie sich in einem Zustand befinden, in dem Ihr Geist ruhig und konzentriert ist. Vielleicht sind Sie sogar im Fluss, einfach bei Ihrem Atem. Wenn Sie fleiÃig üben, kann dieser Zustand recht lange andauern, doch bei den meisten Menschen währt er nur ein paar Sekunden. Dann fallen wir der Ablenkung zum Opfer.
Wenn wir abgelenkt sind, beginnen wir manchmal zu grübeln, uns Sorgen zu machen oder zu fantasieren. Gelegentlich fantasiere ich sogar darüber, wie es wohl wäre, wenn ich mir keine Sorgen machen würde. Nach einer Weile merken wir, dass wir in Gedanken abgedriftet sind. Die meisten Menschen reagieren an diesem Punkt automatisch mit Selbstkritik. Wir erzählen uns, wie schlecht wir im Meditieren sind, um infolgedessen zu behaupten, dass wir auch keine besonders guten Menschen seien. Zum Glück gibt es eine bessere Möglichkeit, damit umzugehen.
Sie kehren erstens zum Gegenstand der Aufmerksamkeit zurück , indem Sie erneut auf Ihre Atmung achten. Sie erinnern sich zweitens an eine wichtige Erkenntnis, die in diesem Kapitel ebenfalls zur Sprache kommen wird: Sie erinnern sich daran, dass es eine gewisse Ãhnlichkeit mit dem Bizepstraining im Fitnessstudio hat, wenn Sie Ihre abschweifende Aufmerksamkeit zurückholen. Es bedeutet keinesfalls, dass Sie versagt haben. Es handelt sich lediglich um einen Prozess, der es Ihnen erlaubt zu wachsen und starke geistige »Muskeln« aufzubauen.
Sie vergegenwärtigen sich drittens Ihre Einstellung gegenüber der eigenen Person. Sehen Sie sich an, wie Sie mit sich umgehen und wie oft Sie hässliche Gerüchte über sich verbreiten. Finden Sie â soweit möglich â zu einer freundlichen und neugierigen Haltung gegenüber sich
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