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Search inside yourself

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Titel: Search inside yourself Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chade-Meng Tan
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übernommen, um eine Lücke zu füllen. Während meine Übungspartnerin sprach, lauschte ich ihren Gefühlen und sagte anschließend, was sie meiner Ansicht nach empfunden hatte. Als ich ausgesprochen hatte, brach sie in Tränen aus. Auf meine Frage, was denn los sei, erwiderte sie, sie habe sich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr so verstanden gefühlt. An jenem Tag wurde mir die Macht des einfühlsamen Zuhörens klar. Die Menschen dürsten danach, dass andere ihre Gefühle verstehen, und wenn dies tatsächlich einmal der Fall ist, berührt es sie so tief, dass ihnen manchmal sogar die Tränen kommen. Stellen Sie sich vor, wie viel Gutes Sie anderen tun können, wenn Sie das einfühlsame Zuhören beherrschen.
    Bei Search Inside Yourself üben wir das einfühlsame Zuhören mit einer formalen Übung in Achtsamer Konversation (siehe Kapitel 3) – mit einem entscheidenden Unterschied. Bei der Achtsamen Konversation leitet der Zuhörer seine Zusammenfassung mit den Worten ein: »Ich glaube du hast gesagt, dass …« Bei dieser Übung beginnt er den Satz dagegen mit: »Ich glaube, du hast Folgendes empfunden  …« Dazu muss der Zuhörer die Gefühle des Sprechers herausfiltern und ihm Rückmeldung dazu geben.

    DIE FORMALE PRAXIS DES
EINFÜHLSAMEN ZUHÖRENS
    Â 
    Dies ist eine Übung in Achtsamer Konversation (siehe Kapitel 3). Allerdings achten Sie hier nicht auf den Gesprächsinhalt, sondern auf die Gefühle.
    Bilden Sie Zweiergruppen und wechseln Sie sich mit dem Sprechen und Zuhören ab. Der Sprecher beginnt wie üblich mit einem Monolog. Wenn Sie der Zuhörer sind, fassen Sie anschließend zusammen, was der Sprecher Ihrer Ansicht nach empfunden hat. Statt diese Zusammenfassung wie bisher mit den Worten: »Ich glaube, du hast gesagt, dass …«, einzuleiten, beginnen Sie nun mit dem Satz: »Ich glaube, du hast
    Folgendes empfunden  …«
    Themenvorschläge für den Monolog:
 Eine schwierige berufliche Situation oder ein Konflikt mit  einem Chef, Kollegen oder Untergebenen.
 Eine Situation, in der Sie den Schmerz eines anderen spüren konnten oder ihn spüren wollten, und nicht dazu in der Lage waren.
 Alle anderen emotional »geladenen« Themen.
    META-KONVERSATION
    Â 
    Wenn jeder einmal als Sprecher und einmal als Zuhörer an der Reihe war, sprechen Sie darüber, wie das Gespräch gelaufen ist.
    In unserem Seminar hat diese Übung eine Pointe: Wir machen die Teilnehmer darauf aufmerksam, dass wir ihnen das einfühlsame
Zuhören vorher nicht erklärt haben . Wir gehen einfach davon aus, dass sie bereits wissen, wie man das macht.
    Und es funktioniert. Nachdem wir die Pointe gebracht haben, sind die Seminarteilnehmer meist angenehm überrascht, wie gut ihnen das einfühlsame Zuhören auch ohne Anleitung gelungen ist. Sie finden selbst heraus, dass diese Fähigkeit angeboren ist. Sie gehört zum Standardpaket, das im Rahmen unseres sozialen Gehirns vorinstalliert ist. Wir müssen sie nur noch durch Übung verbessern.
    Wir können vor allem vier Dinge tun, um unsere Fähigkeit, einfühlsam zuzuhören, zu verbessern.
Achtsamkeit: Wenn wir achtsam sind, verbessert sich unsere Wahrnehmung und wir werden empfänglicher.
Freundlichkeit: Wenn wir freundlich sind, können wir Gefühle leichter heraushören.
Neugier: Überlegen Sie zur Übung, was der andere möglicherweise empfindet, wenn Sie seine Geschichten hören.
Übung: Üben Sie sich einfach sehr oft im einfühlsamen Zuhören. Je mehr Sie üben, desto besser werden Sie. Dies gilt vor allem, wenn Sie mit Achtsamkeit, Freundlichkeit und Neugier üben.
    Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse folgen nun einige Vorschläge, wie Sie das einfühlsame Zuhören formlos im Alltag üben können. Bitte beachten Sie, dass dies ein wenig komplizierter ist. In der formalen Praxis können wir eine künstliche Umgebung schaffen, um zu erörtern, wie gut wir die Gefühle unseres Gegenübers heraushören. In einer normalen Unterhaltung werden wir dagegen kaum sagen: »Ich werde dir jetzt sagen, was du meiner Ansicht nach empfunden hast, und du sagst mir dann, ob ich recht hatte, in Ordnung?« Das wäre peinlich. Ich schlage deshalb vor, dass Sie sich beim informellen
Üben eher auf

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