"Seasons of Love" - Der Klang von Regen - Band 2 (Liebesroman) (German Edition)
linken Arm, an dem sich filigrane Ranken bis hinauf zu seinen Schultern schlängelten.
»An einem dieser Abende habe ich mich auch dazu entschlossen, mich tätowieren zu lassen«, verriet er.
Eyleen fuhr die Linien mit den Fingern nach.
»Haben sie eine Bedeutung?«, wollte sie wissen.
Cole schüttelte den Kopf.
»Nein, sie haben mir einfach nur gefallen.«
»Wie ging es weiter?«
Cole holte tief Atem und blies die Luft lautstark aus.
»Knapp ein Jahr später erfuhr ich von Mutters Tumor. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als wäre es gestern gewesen. Sie hatte mich zu sich ins Wohnzimmer gerufen. Ich habe sie angemault, was sie jetzt schon wieder wollte und mich gelangweilt in einen der Sessel fallen lassen. Sie setzte sich, nahm meine Hand und lächelte. Anschließend erzählte sie mir von der Diagnose, die der Arzt gestellt hatte und erklärte, dass ihr nur noch ein paar Monate bleiben würden.«
»Ich kann mir nur vorstellen, wie du dich in diesem Moment gefühlt haben musst«, sagte Eyleen.
»Für mich brach in diesem Augenblick eine Welt zusammen. Am Anfang klammerte ich mich noch an die Hoffnung, dass sich die Ärzte vielleicht getäuscht hatten und der Besuch bei einem Spezialisten eine nicht so vernichtende Diagnose bringen würde, doch dem war nicht so. Der Tumor saß am Stammhirn und war inoperabel«, seufzte er. »Von diesem Tag an besuchte ich keines der Kampfsportstudios mehr und traf mich auch nicht mehr mit meinen sogenannten Freunden. Ich wollte mich nur um meine Mutter kümmern.« Er lachte freudlos auf und strich sich durch sein ohnehin bereits zerzaustes Haar. »Eigentlich tat ich damit mir selbst den größten Gefallen, denn ich wusste, dass sie nicht mehr lange bei mir sein würde. Deshalb wollte ich jede freie Minute mit ihr verbringen. Leider ging diese Zeit viel zu schnell vorüber. Man merkt meist erst, wie sehr man jemanden liebt, wenn es zu spät ist«, erklärte er traurig und sah Eyleen eindringlich an.
»Und dein Vater?«
Cole schnaubte verächtlich.
»Das Arschloch hat die Nachricht über ihren baldigen Tod einfach nur zur Kenntnis genommen und hat sich weiterhin mit seinen zahlreichen Freundinnen vergnügt.«
»Er war in dieser schweren Zeit nicht für seine Frau da?«, fragte Eyleen ungläubig.
Es war für sie unvorstellbar, wie jemand so kalt und gefühllos sein konnte. Selbst wenn er sie nicht mehr geliebt hatte, musste die Nachricht doch ein Schock gewesen sein.
»Nein, er hat sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Wahrscheinlich konnte er es kaum erwarten, dass er ihr Vermögen erbte«, erklärte er kühl. Man konnte deutlich die Enttäuschung in Coles Stimme hören, als er über seinen Vater sprach.
»Aber er ist leer ausgegangen«, stellte Eyleen fest. Das wusste sie noch aus ihrem damaligen Gespräch.
»Er hat ein wenig Geld bekommen. Dummerweise hat meine Mutter ihn bis zu ihrem letzten Atemzug geliebt und es nicht übers Herz gebracht, ihn mittellos zurückzulassen. Mit dem Betrag, den sie ihm hinterlassen hat, hätte er sich eine gesicherte Zukunft aufbauen können. Stattdessen hat er das Geld binnen kürzester Zeit verprasst. Danach versuchte er auf gerichtlichem Weg an dass Haupterbe zu kommen, doch er verlor. Ich selbst musste meiner Mutter auf dem Sterbebett versprechen, dass ich etwas aus meinem Leben machen würde. Nachdem sie gestorben war, beendete ich die Schule, die ich zuvor abgebrochen hatte und begann zu studieren. Anschließend zog ich in diese Wohnung, die sie mir vermacht hatte, und investierte mein Erbe in verschiedene Firmen. Mein Vater hat sich noch einige Male bei mir gemeldet und mich um Geld angebettelt, aber ich habe ihn jedes Mal abblitzen lassen. Seither haben wir keinen Kontakt mehr.«
»Und was ist mit deinem Großvater?«
»Als seine Tochter starb, hat es ihm das Herz gebrochen. Zu ihm habe ich regelmäßig Kontakt. Da ich sein einziger Enkel und Erbe bin, versucht er mich bei jedem meiner Besuche, zu überreden, doch in die Firma einzusteigen, aber das ist nicht mein Ding. Wenn du Lust hast, nehme ich dich einmal mit, damit du ihn kennenlernst?«
Eyleen hob erstaunt die Brauen.
»Ja, gerne«, antwortete sie freudig überrascht. Dass Cole sie seinem Großvater vorstellen wollte, war ein weiterer Beweis für sie, dass er es mit ihr ernst meinte.
Eyleen musste unweigerlich an Theresa denken. Mit Sicherheit hatte Coles Großvater sie gekannt, wenn man bedachte, dass die beiden sogar vorgehabt hatten, zu
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