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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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besänftigt.
    »Außerdem«, fügte das Mädchen hinzu, »benutzen die Zauberer diese Treppe nicht. Nur die Bediensteten. Er hätte überhaupt nicht auf der Treppe sein dürfen.«
    »Ich denke, das ist alles, was wir wissen müssen«, sagte Koltak. Er warf Harland einen Blick zu und war erleichtert, als der Vorsitzende des Rats der Zauberer zustimmend nickte.
    Er brachte das Mädchen zur Tür und öffnete sie, nicht überrascht, die Oberste Kammerfrau im Flur vorzufinden. Sie hielt stets eine schützende Hand über ihre Mädchen und hatte bereits mehr als einmal junge Zauberer in aller Öffentlichkeit dafür gescholten, dass sie ein Dienstmädchen offenbar nicht von einer Hure unterscheiden konnten.
    Als sie mit dem Mädchen davoneilte, schloss Koltak die Tür und wandte sich zu Harland um. »Was denkt Ihr?«
    Harland starrte zu Boden. Dann seufzte er. »Der Junge hatte auf der Treppe nichts zu suchen, aber es ist eine Abkürzung von den Lehrlingsquartieren zu den Studierzimmern. Also ich denke, Ihr hattet recht, zu behaupten, er hätte das Mundwerk eines Angebers. Wahrscheinlich war er auf dem Weg, irgendeinem Kameraden zu erzählen, dass er mir eine Nachricht überbracht hat.«
    »Wenn es nicht mehr war als bloße Eile, die ihn dazu getrieben hat, die Treppe hinunterzurennen, hätte er das Mädchen und den Eimer gesehen, und er hätte gemerkt, dass die Stufen nass waren.« Koltak hielt inne. »Aber das Mädchen hat gesagt, er sah aus, als hätte er Angst gehabt.«
    Ein undefinierbarer Ausdruck legte sich auf Harlands Gesichtszüge und verschwand sofort wieder. »Ihr denkt, ein Wächter der Dunkelheit hätte dem Jungen Angst eingejagt?«
    »Ihr glaubt nicht an die Wächter der Dunkelheit?«
    Harland hob eine Hand und ließ sie wieder fallen.  »Wenn die Menschen daran glauben, dass es Wahrer des Lichts und Wächter des Herzens gibt, wie könnte es da  keine Wächter der Dunkelheit geben, um das Gleichgewicht herzustellen, um die dunklen Wünsche des Herzens zu gewähren? Ich persönlich denke, dass die Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen, ob zum Guten oder zum Schlechten. Wenn sie Trost darin finden, den Grund für ihre Not in etwas anderem als sich selbst zu sehen, dann sollen sie daran glauben.«
    »Und so endet ein Moment zur falschen Zeit am falschen Ort damit, dass ein junger Mann eine nasse Treppe hinunterstürzt und sich den Hals bricht?«, fragte Koltak. Warum diskutierte er das, und vor allen Dingen, warum diskutierte er es mit Harland?
    »Ja«, sagte Harland leise. »Höchst wahrscheinlich werden wir herausfinden, dass ein paar Klassenkameraden ihm einen Streich gespielt haben, der ihm mehr Angst eingejagt hat als beabsichtigt, und dass dies wiederum den Unfall verursachte, durch den das Leben des Jungen heute Morgen endete. Nein, ich denke nicht, dass wir etwas Geheimnisvolleres herausfinden werden, Koltak. Kein Wächter der Dunkelheit, keine dunkle Erscheinung. Nichts außer menschlichem Versagen.«
    »Ich weiß.«
    Als er in seine eigenen Räume zurückkehrte, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass Harland versuchte, etwas zu verheimlichen, nämlich dass er keinen Moment lang daran geglaubt hatte, dass die Tragödie dieses Morgens durch einen menschlichen Fehler verursacht worden war.
     Nigelle rannte den ganzen Weg zu ihrem von Mauern umgebenen Garten. Sie schlüpfte durch das Tor und hielt kurz inne, um Atem zu schöpfen und sich der Freude hinzugeben, die sie jedes Mal verspürte, wenn sie hier stand.
    Geheimnisse. Ihr Garten steckte voller Geheimnisse. Dunkle Landschaften, gut versteckt, so dass die Lehrer bei einer oberflächlichen Betrachtung keinen Verdacht schöpfen würden. Nicht, dass in letzter Zeit die üblichen Kontrollen stattfanden. Zu viele seltsame Dinge waren geschehen.
    Und sie war die Einzige, die wusste, weshalb.
    Sie eilte zum hintersten Ende ihres Gartens und sah sich ungeduldig um. Wo war er? Er würde kommen. Er  musste kommen. Er war so wundervoll, sie hielt es nicht aus, ihn einen ganzen Tag nicht zu sehen.
    Sie hatte schon mit ein paar Jungen von den Brückenbauern ausprobiert, wie es war, Sex zu haben, aber es hatte ihr nicht besonders gefallen. Aber mit ihm … war es überwältigend schön. Als würde sie in Empfindungen ertrinken. Es war, als würde sie verzehrt, während sie wieder und wieder zum Höhepunkt kam. Es war schon so weit, dass sie nervös wurde, wenn ein ganzer Tag ohne Sex verstrich. Ihr wurde dann ganz heiß, so als säße ihre Haut zu

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