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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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einzustellen.
    »Ich bin auf dem Weg zu einem Finanzberatungsgespräch an einer Autobahnraststätte. Ich muss also im Auto fahren.« Der Lotto-Mann klang sichtlich amüsiert.
    »Autobahnraststätte?«
    Bestimmt hatte ich mich verhört. Im Gegensatz zu unserem Volontär. Daniel versuchte unauffällig jedes meiner Worte mitzuhören, weswegen ich durch die Doppeltür auf den Flur in Richtung Toiletten floh. Daniel hatte mich mitleidig angeschaut, so als könne er es nicht fassen, dass eine Frau meines Alters noch fröhliche Telefonate mit Männern führte. Und dabei rot anlief. Meine Wangen waren tatsächlich gerötet, bestätigte der Blick in den Spiegel auf dem Damenklo.
    Kein Wunder, bei jedem Live-Auftritt im Radio schoss mir das Blut in den Kopf. Daniel kannte nur den entgegengesetzten Weg seines Blutes in untere Regionen. Noch wog er sich in Sicherheit,sollte er jedoch noch ein einziges Mal so abfällig grinsen wie eben, würde ich schneller zurückschlagen, als er seinen »Foto«-Apparat bedienen konnte.
    »Was machen Sie auf einer Autobahnraststätte?«
    »Tanken?«, schlug er vor.
    »Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie eine Tankstelle gleich um die Ecke in der City Nord.«
    »Das stimmt«, erwiderte Markus Röck. »Aber der Tank war noch nicht leer, ich musste ein Stück fahren, sonst hätte sich das Tanken nicht gelohnt.« Mir begann dieses Gespräch richtig Spaß zu machen.
    »Jetzt sagen Sie schon, was machen Sie da?«
    Er senkte die Stimme und war kaum noch zu verstehen. »Das ist ein Geheimnis. Ich treffe mich mit einem Lottogewinner.«
    »Echt? Dem Jackpot-Knacker?«
    »Vielleicht. Der hier hat auf jeden Fall ein schönes Sümmchen gewonnen. Ich darf es eigentlich nicht verraten, versprechen Sie, es nicht weiterzuerzählen?«
    »Na, klar. Verspreche ich«, sagte ich laut und dachte: höchstens im Radio. Nein, das würde ich selbstredend nicht tun. Markus Röck hatte mir so viele gute Infos zugespielt, ich wollte sein Vertrauen nicht missbrauchen, nur um mir einen beruflichen Vorteil zu verschaffen. Außerdem hatte ich das Gefühl, gerade eher privat mit ihm zu sprechen.
    »Der Herr, mit dem ich mich an der Autobahnraststätte treffe, will nicht, dass seine Frau von dem Gewinn Wind bekommt. Er plant, sich von ihr zu trennen, und hofft, dass ich das Geld wegschaffen kann.«
    »Wohin denn? Schweiz, Liechtenstein?« Meine Fantasie schlug dreifache Salti. Wie herrlich musste es sein, wenn man mit seinen Milliönchen jonglieren konnte. Ich hatte ja nicht einmal genügend Geld, um es von meinem Konto in die Kasse des Schuhladens zu transferieren.
    »Na, mindestens Cayman-Inseln, würde ich mal … Ahnung, was der sich vorst… Ein kleiner Spinner, der meint, er …« Leider kamen Markus Röcks Sätze nur noch abgehackt bei mir an. Ungern wollte ich das Gespräch beenden, aber es hatte bei der Verbindung ja keinen Sinn.
    »Sie klingen, als würden Sie eine Klippe runterrauschen und keinen Felsvorsprung auslassen.« Lange Zeit hörte ich gar nichts mehr und befürchtete schon, er und sein schönes Cabrio seien auf dem Klippengrund zerschellt.
    »Aha.« Plötzlich war er wieder klar und deutlich zu verstehen. Er musste die Freisprechanlage ausgestellt und das Handy in die Hand genommen haben. Ob Ulf wohl auch einen Punkt in Flensburg und vierzig Euro Strafe für mich riskieren würde?, schoss es mir durch den Kopf. Ulf riskierte ja nicht einmal die paar Cent für einen Anruf bei mir. Aber darüber sollte ich mich erst nach diesem netten Telefonat ärgern.
    »Und Sie klingen, als würden Sie gerade Ihr Wohnzimmer von oben bis unten fliesen.« Recht hatte er, ich telefonierte ja aus dem Damen-WC.
    »Damit steht es 1:1.«
    »Vielleicht sollten wir es noch einmal ohne Telefon versuchen, ich meine, uns zu unterhalten. Wollen wir mal zusammen abends essen gehen? Ich könnte Ihnen erzählen, ob der Gewinner seine Frau überlisten konnte.« Ein Abendessen mit Markus Röck könnte durchaus unterhaltsam sein und über den Kummer mit Ulf hinwegtrösten.
    »Das würde mich sehr interessieren, zur Vorspeise. Zum Hauptgang müssten Sie natürlich schon mehr Insiderstorys auspacken, okay?«
    »Und zum Dessert erzähl ich Ihnen, wie eine australische Familie dreimal den Lottojackpot geknackt hat – und was das mit der Schwangerschaft der Tochter zu tun hat.«
    Markus Röck sollte beim Radio anheuern. Das, was er dagerade gemacht hatte, war ein lupenreiner Teaser. So nannten wir es in der Fachsprache, wenn man die Hörer

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