Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)
du mitgemacht hast?« Ich schnappte mir eine Scheibe Parmaschinken, den Mario uns in der Zwischenzeit auf einem kleinen Teller gemeinsam mit Käse serviert hatte.
»Doch, ich habe in einem Supermarkt, glaube ich, mal was ausgefüllt.« Verena gab sich damit offenbar zufrieden. »Kommst du mit? Ich möchte, dass wir zusammen fliegen. Es ist verrückt. Das mit der Karibik und dem Zumbakurs ist doch genau das, was ich mir damals gewünscht habe, als du die Lotto-Umfrage gemacht hast.«
Genau! Und deswegen war es mir auch nicht geheuer. Ich konnte mich überhaupt nicht freuen, beschäftigte mich viel zu sehr mit der Frage, ob der heimliche Unbekannte schon wieder zugeschlagen hatte.
»Zuerst dachte ich ja, dass ich das alles dir zu verdanken hätte. Dass du das organisiert hast, deswegen habe ich mich auch vorm ›Würz‹ herumgedrückt. Aber dann hat Carl mir gesagt, was Sache ist. Dass du dir nicht mal das Übergepäck leisten könntest. Das du aber garantiert hättest.« Carl hatte mir nicht eine Silbe davon erzählt. »Sag mal, Carl lässt ja ordentlich bei sich renovieren.« Sie blickte durch die Scheibe des »Piazza« und deutete auf die andere Straßenseite. »Hätte nicht gedacht, dass er das auf seine alten Tage noch einmal über sich bringt.«
»Hätte er auch nicht«, erwiderte ich nachdenklich. »Er hat eine Art Gönner, einen Investor gefunden, der alles zahlt, auch die Sanierung des gesamten Hauses.«
»Wie bitte? Das glaubst du doch wohl selber nicht.« Auf einmal hatte Verena ihren realistischen Blick auf die Dinge wiedergefunden. Eine der Eigenschaften, die ich so an ihr schätzte. »Wer würde denn so was machen?«
Ich sah sie eindringlich an. »Vielleicht derselbe, der zwei Frauen eine Karibikreise spendieren würde? Wie hieß denn eigentlich dieses Gewinnspiel?«, erkundigte ich mich.
Verena holte den Brief aus ihrer Handtasche. Auf dem maschinell erstellten Briefkopf prangte etwas Grünes. »Warte, das ganze heißt: Glückskleespirale!«
Die nächsten fünf Minuten verbrachte ich damit, den Kopf zu schütteln. Glückskleespirale! Und das war Verena nicht aufgefallen?
»Du hast dich auch nicht mehr daran erinnert, dass im Umkleidespind bei den Babysittergutscheinen auch ein Glücksklee war?«, fragte ich sie.
»Nee, ich habe mich so gefreut und gar nicht richtig nachgedacht, nur in dem Reisebüro angerufen.«
»Na ja. Das ist vielleicht eine Story. Alle um mich herum werden glücklich gemacht. Wahnsinn!« Kaschi und der Wohnwagen, der Kindergarten, die Sache mit dem Babysitter, Carl und sein »Würz«, Verena und die Karibik. Da waren ganz schön hohe Summen im Spiel. »Ich muss da weiter recherchieren. Motz flippt aus, wenn er das hört und wir noch immer nicht wissen, wer dahintersteckt. Außerdem war’s das dann mit dem Radiopreis.«
»Was ist los?« Verena hatte mein Gemurmel gar nicht richtig verfolgt. »Freust du dich überhaupt, dass wir wegfliegen können? Wann wollen wir los, was nehmen wir mit?« Sie steckte schon voll in den Planungen, und der Koffer war schon halb gepackt. »Oder soll ich lieber Rafael mitnehmen?«, fragte sie mich noch scherzend, als wir gemeinsam gegen ein Uhr das »Piazza« verließen.
»Der wird ausflippen, wenn er davon hört«, sagte ich.
»Der soll möglichst gar nichts mehr von mir hören«, entgegnete Verena und verzog angeekelt das Gesicht. »Wie steht’s denn bei dir überhaupt mit Ulf und so?«
»Vergiss es!« Mehr musste ich nicht sagen.
»Und der nette Typ, der da neulich Abend angerufen hat, als wir beim Zumba waren? Als du so rot geworden bist.« Das war ihr aufgefallen?
Wir standen inzwischen vor meiner Haustür und waren dabei, uns zu verabschieden.
»Äh, der will wahrscheinlich eh nichts mehr von mir wissen, außerdem muss ich da noch etwas klären.«
Meine Tante antwortete mir neulich auf die Frage,
ob sie Angst vor dem Tode habe:
»Nein, nein – nur ein bisschen Reisefieber!«
Armin Mueller-Stahl
Anstatt auf mein Bauchgefühl zu hören, wollte ich eine andere Meinung einholen. Ich hatte schlecht geschlafen, Bonny hatte stundenlang gekläfft und mich schier um den Verstand gebracht. Auf dieses Telefonat musste ich mich nun aber konzentrieren.
»Lottozentrale Hamburg, guten Tag!«, meldete sich dieselbe Dame am Telefon, die mir neulich schon erzählt hatte, Markus Röck sei im Urlaub.
»Ja, äh, hallo. Jule Claussen noch einmal. Wir hatten ja schon telefoniert, wegen Markus Röck.« Selbst durch die Leitung erkannte ich, dass
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