Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
hinzuschauen. Da hörte er Schritte näher kommen. Er schaute auf.
„Wer ist das? Schon der erste Gast?“, fragte Thomas Steinwand.
„Nein, das ist Frau Schwartz, Corinna Schwartz, die Schwester des Firmenbesitzers.“
Sola bemerkte, dass sich Steinwands Gesichtsausdruck deutlich veränderte. Sein Körper spannte sich, er wirkte größer, kräftiger, anziehender. Wollte er Eindruck auf Corinna Schwartz machen oder war das ein Reflex, der eintrat, sobald eine Frau in seine Nähe kam? Irgendwie erschien ihm der Mann nicht koscher.
Im Augenblick hielt die Schnepfe direkt auf sie zu. Sie lächelte erst Sola, dann Steinwand zu und sagte: „Herr Sola, bitte nehmen Sie mich mit auf Ihren Rundgang. Ich würde gern sehen, wie weit alles gediehen ist und wo sich noch Herausforderungen verbergen.“
Obwohl sie es als Bitte formuliert hatte, war es ein Befehl. Sola verbeugte sich und erwiderte: „Darf ich Ihnen Herrn Steinwand vorstellen? Er arbeitet für die Firma Fischer und Gerling Metallbau aus Bockenem.“
Sie reichte ihm ebenfalls die Hand. „Dann haben Sie die wundervollen Gitter an der Orangerie gestaltet? Ich bewundere Ihre handwerkliche Meisterschaft.“
Jetzt errötete der Kerl auch noch. Dadurch, dass sie seine Hand immer noch festhielt, wurde es nicht besser.
Steinwand benötigte zwei Anläufe, bevor er einen verständlichen Laut herausbrachte. „Ja, ja, nach alten Entwürfen. Was nicht mehr zu rekonstruieren war, haben wir stilistisch an das Wappen und die Holzelemente der Innentreppe angeglichen.“
„Ich verstehe. Das ist Ihnen perfekt gelungen.“ Sie hakte sich bei ihm ein und bugsierte ihn voran. „Ich bin schon immer ganz perplex, wenn ich sehe, was manche Menschen aus Holz schaffen können. Aber aus Metall? Unvorstellbar.“
Die beiden hatten ein Gesprächsthema gefunden. Das war die Gelegenheit, nach der er gesucht hatte. Sola hüstelte einmal laut und sagte dann: „Frau Schwartz, wenn Sie sich für einen Augenblick um Herrn Steinwand kümmern, könnte ich eben kurz ins Büro flitzen.“ Er ließ den Satz in der Luft hängen und hoffte, dass sie nicht fragen würde, was er dort wollte.
„Selbstverständlich.“ Sie strahlte den Metallbauer an und sagte dann zu Sola: „Wenn Sie länger brauchen, werden Sie uns nicht gleich finden, denn wir gehen anschließend noch zur Quelle.“ Damit ließ sie ihn stehen.
Er hörte, wie sie sagte: „Wussten Sie, dass wir eine Quelle und einen kleinen Teich besitzen? Ein lauschiges Plätzchen. Mir schwebt für diese Stelle ein ganz bestimmtes Gitter vor.“
Sola wandte sich ab und lief in die Werkstatt. Er ließ die Schlüssel abtasten und legte die passenden Rohlinge ein. Während die Maschine die Schlüssel fräste, notierte er sich das Kennzeichen des Firmenwagens, das in einen blauen Kunststoffanhänger geprägt worden war. Scheinbar gab es mehrere Firmenwagen, die von verschiedenen Mitarbeitern genutzt wurden. Schade eigentlich. Wer garantierte ihm, dass Steinwand jeden Tag denselben verwendete?
Er hatte die Maschine gerade abgeschaltet und die Schlüssel weggelegt, als Janka in der Werkstatt erschien. Sie sah ihn herausfordernd an. „Die Schnepfe flirtet mit dem Metallmann.“
„Umso besser.“
„Wieso besser? Das ist noch nicht einmal gut.“
Er zog sie an sich und küsste sie. „Muss ich dir alles erklären? Du bist doch die Studierte von uns beiden. Ach, ich erinnere mich, du hast ja nur Fächer studiert, keine Menschen.“
„Was hat das damit zu tun?“
„Einfach alles, meine Liebe. Menschenkenntnis entscheidet im Leben über Erfolg oder Misserfolg. Da kannst du so viel studieren wie du willst. Nützt alles nichts.“
„Okay, ich hab’s verstanden.“
„Gar nichts hast du, aber egal. Stell dir vor, unser Schnepfchen hat einen Unfall, weil der Metallmann nicht sorgfältig gearbeitet hat. Wenn du dann aussagst, dass er sie offensichtlich angebaggert hat, konstruiert die Polizei schnell einen Mordversuch aus verschmähter Liebe und schwupp …“
„… taucht Dennis auf und bringt sie in Sicherheit.“
„Du bist eben doch mein Seestern.“
„Was machst du hier drin“, wollte sie wissen, „während die beiden unbeaufsichtigt durchs Gelände stapfen? Beinahe wären sie mir über den Weg gelaufen.“
„Was hast du gemacht?“ Er sprach lauter und schneller.
„Reg dich nicht auf. Sie haben mich nicht bemerkt.“
„Was du gemacht hast, habe ich gefragt.“
„Ich habe Kartons mit Medikamenten, Spritzen usw. in
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