Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
reicht auch das Mondlicht aus. In diesem Fall allerdings nicht.“
„Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Hast du mir das schon einmal erklärt?“
„Kann sein, doppelt hält besser.“
Lisa fuhr die Serpentinen zum Schloss langsam hoch. Sie befürchtete, dass aus den Waldstücken rechts und links der Straße Tiere laufen könnten.
„Da ist der Parkplatz. Du kannst weiterfahren. Zwischen den beiden Pfeilern hindurch.“
„Da steht ein Durchfahrt-verboten-Schild.“
„Das gilt nur am Tag.“
„So, so.“ Obwohl sie seine Aussage anzweifelte, fuhr sie weiter. Es war tatsächlich stockfinster, und sie hatte kaum Lust, auf diesem schlechten Wegstück durch die Dunkelheit zu stolpern.
„Hier kannst du anhalten. Da vorn ist die Brücke. Da beginnen die Wegweiser.“
Lisa stieg aus und schaltete ihre Taschenlampe an. Sofort bemerkte sie einen Leuchtpfeil an einem der Bäume. Fitz stand hinter ihr und zeigte über ihre Schulter hinweg auf die rechte Seite der steinernen Brücke.
„Da müssen wir hinunter.“
Lisa musste sich an einem Baum festhalten. Die Schatten schaukelten ihr festen Boden vor, der gar nicht existierte. Sie kletterte über ein paar dicke Felsbrocken. Fitz’ Atem keuchte hinter ihr her. „Weiter nach links. Ja, da.“
Sie ließ den Strahl der Taschenlampe über den Boden streichen und sah die Box sofort. „Da ist sie!“
„Gut.“
Lisa zog sie aus dem Spalt zwischen zwei Steinen. Sie reichte Fitz die Lampe.
„Halt mal!“
Zuerst betrachtete sie die Kunststoffbox von außen. „Was ist das?“
„Das war mal eine Packung Streichkäse. La vache qui rit. Ziemlich unlecker künstlicher Geschmack, aber super Verpackung.“
„Angestrichen?“
„Gesprayt.“
Mit einem Ruck öffnete sie die Schachtel.
„Nichts!“
„Fehlalarm!“„
„Warte mal!“ Lisa nahm mit spitzen Fingern einen gefalteten Zettel heraus. „Ein Gedicht“, wisperte sie.
Shit Happens
4 von 8
Damian nicht Damon hieß er.
Im Stich den Freund ließ er
nun muss er Kreide fressen.
Vergeben? Vergessen!
(52° 08‘ 33,18‘‘ N, 9° 46‘ 32,65‘‘ O)
„Der gehört doch dazu, ist aber anders.“
Fitz hielt bereits sein Geocachinggerät in der Hand und gab die Koordinate ein. „Das ist ganz in der Nähe. In Burgstemmen.“
Sie rannten beinahe bis zum Auto.
Lisa fuhr so schnell sie es wagte. Fitz wies ihr den Weg.
Als sie in Burgstemmen angekommen waren, leitete er sie nach rechts in ein Neubaugebiet. „Hier muss es sein!“
Sie sprangen aus dem Wagen, sahen sich um und fanden nichts.
Fitz überprüfte die Anzeige auf dem Display immer wieder.
„Ich habe elf Satelliten. Das müsste ein ziemlich genaues Ergebnis sein.“
Lisa dachte laut nach. „Die Caches dürfen doch nicht auf privatem Gelände liegen, oder?“
„Normalerweise ist das unerwünscht. Sie sollten ständig zugänglich sein.“
Sie suchten noch eine gute Stunde, ohne etwas zu finden. Schließlich beschloss Lisa, dass sie nach Alfeld fahren und am nächsten Morgen wiederkommen sollten. Vielleicht konnten ihnen die Anwohner weiterhelfen.
Von der Dienststelle aus instruierte sie die Kollegen über den Fundort und übergab das Gedicht zur Analyse. Gemeinsam mit Meckler, der gerade das Gebäude verlassen wollte, als sie eintraf, entwickelte sie einen Plan, wie sie Suche und Überwachung aller in Landkreis und Stadt Hildesheim infrage kommenden Caches mit möglichst wenig Personalaufwand strukturieren konnten.
Meckler versprach, am Sonntag in Hildesheim an der Schützenwiese um Unterstützung zu bitten.
33
Schloss Abbensen, Samstag, der 10.9.2011
Gab es ein Wort für die Art Kopfschmerzen, die sie gerade verspürte? Jede Kopfbewegung verursachte eine Explosion hinter ihren Augen. Machte sie die Augen auf, zischten Silvesterraketen durch ihren Schädel. Schloss sie sie, flitzten ganze Schwärme von Glühwürmchen mit Eispickeln über ihre Lider.
Existierten gegen derart galaktische Kopfschmerzen Tabletten?
Corinna versuchte, ihren Körper abzutasten, ohne sich dabei allzu sehr zu bewegen. Sie fand etwas, das sich - von innen - wie ein blauer Fleck anfühlte, am unteren Rippenbogen. Etwas tiefer, auf dem rechten Hüftknochen, spürte sie eine große verschorfte Fläche.
Oh Mann, sie musste aufstehen. Sie hatte sich noch nicht überwinden können, die Augen so lange zu öffnen, dass sie die Uhrzeit erkennen konnte. Doch immerhin lange genug, um zu wissen, dass es draußen schon hell war. Sich aufzurichten, war viel zu
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