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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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Flurs aufgestellten Stühlen und setzte sich. Ihm gegenüber saß eine Frau mit dem Kopf an die Wand gelehnt. Sie schlief, ebenso wie ihre beiden Kinder. Das größere der beiden Mädchen lehnte an ihrer linken Schulter und die kleinere hatte den Kopf im Schoß der Mutter vergraben. Er beobachtete sie alle interessiert. Die Augenlider der Frau flatterten von Zeit zu Zeit hektisch. Insgesamt hatte die Szene etwas Friedvolles und Beunruhigendes zugleich.
    Er wunderte sich, wie man auf einem Krankenhaus-Flur schlafen konnte. Da musste man schon sehr erschöpft sein, folgerte er.
    Auf was die Drei wohl warten?
    Das brachte ihn zu der Frage, was ihn wohl erwartete. Ihm war bisher überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass Anna möglicherweise schwer verletzt sein könnte, ja, vielleicht nicht mal ansprechbar. Oder noch schlimmer ...
    Dieser Gedanke ließ in unruhig auf dem Stuhl herumrutschen. Als die Lehne dabei gegen die Wand krachte, regte sich Leben ihm gegenüber.
    Die Kleine erwachte.
    Sie rieb sich müde die Augen und erblickte Ben. Er lächelte sie freundlich an und hielt den Zeigefinger vor den Mund. Sie nickte, stand auf und ging auf ihn zu.
    „Hallo!“, flüsterte er. „Ich bin Ben. Und wer bist du?“
    „Sofie ... Brenner“, kam es flüsternd zurück.
    „Freut mich, dich kennenzulernen.“
    „Und was machst du hier?“
    „Ich möchte eine Freundin besuchen.“
    „Ist deine Freundin sehr krank?“
    „Das weiß ich noch nicht. Sie hatte einen Autounfall, weißt du?“
    „Genau wie mein Papa! Der ist auch hier.“
    „Hatte er auch einen Autounfall?“
    Sofie nestelte an ihrem Kleid und schaute glasig an Ben vorbei.
    „Er ist mit einem Auto zusammengestoßen, hat die Frau gesagt.“
    Ben blickte betreten.
    „Das ist schlimm. Das tut mir leid. Aber bestimmt wird es ihm bald bessergehen. Wirst es sehen.“ Ben stupste sie sachte unter dem Kinn und lächelte aufmunternd.
    „So ein Auto hält eine Menge aus. Da hat man viel Blech um sich herum", fügte er noch hinzu.
    „Papa war aber nicht im Auto.“
    „Aber du hast doch gesagt, er wäre mit einem Auto zusammengestoßen? War er denn auf einem Motorrad oder auf dem Fahrrad?“
    Sofie schüttelte den Kopf.
    Dann verstand Ben.
    „Du meinst, er ist von einem Auto angefahren worden, als er auf der Straße gelaufen ist?“
    Sofie nickte.
    Ben überlegte, was er ihr jetzt zum Trost sagen konnte.
    „Hier kümmert man sich gut um ihn. Bestimmt! Ich war selbst einmal im Krankenhaus. Ich weiß das!“
    Sofie schaute ihn mit großen Augen an.
    „Wirklich? Bist du auch angefahren worden?“
    Ben lachte, unterdrückte sein Lachen aber sofort wieder.
    „Nein. Mir haben sie nur den Blinddarm herausoperiert.“
    „Was ist denn das?“, fragte Sofie voller Neugier.
    „Das ist, naja, ein Stück in deinem Bauch, das sich mal entzünden kann. Und wenn das passiert, fliegt es raus.“
    Sein Lachen war nicht ohne Folgen geblieben. Auf der anderen Seite regte sich das andere Mädchen.
    Sofie drehte sich nach ihrer Schwester um. Als Claire die beiden verwirrt anstarrte, flüsterte Sofie:
    „Das ist meine Schwester. Die guckt immer so blöd.“
    Ben musste grinsen. Er begrüßte Claire mit einem Winken und deutete auch ihr an leise zu sein, damit wenigstens die Mutter weiterschlafen konnte.
    Ein paar Meter weiter öffnete sich die Tür, in der die Ärztin vorhin zur Visite verschwunden war. Dort kam sie auch wieder heraus. Sie steuerte auf Ben und die Kinder zu.
    „Na, seid ihr aufgewacht?“, begrüßte sie die Kinder flüsternd. Beide nickten.
    „Ich habe eine Idee. Wollt ihr vielleicht Fernsehen schauen? Wir haben einen Fernseher und bestimmt auch ein Kinderprogramm. Was haltet ihr davon?“
    Die Kinder hielten natürlich viel davon und nickten erneut.
    „Okay! Dann kommt mal mit, ihr zwei.“
    Bevor sie mit den Kindern ging, wandte sie sich Ben zu.
    „Herr ...“ Frauke geriet ins Stocken.
    „... Liebermann!“, half Ben.
    „Richtig. Ich bringe die Kinder schnell ins Stationszimmer und dann nehme ich mir Zeit für Sie.“
    „In Ordnung. Ich warte dann hier", sagte Ben.
    „Tschüss!“, Sofie verabschiedete sich winkend.
    Dann ging die Ärztin mit den Kindern davon.
    Nach etwa fünf Minuten bog sie wieder um die Ecke.
    „So. Dann folgen Sie mir mal", sagte sie.
    Sie führte ihn zu einer ihm bekannten Tür. Es war eben jene, hinter der sie vorhin zur Visite verschwunden war. Ben war verwundert.
    „Da wären wir. Gehen wir herein", sagte sie knapp.
    Als er

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