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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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Corinna ihr Schweigen.
    „Eben durch die Visitenkarte. Die lag im Auto, als man ihre Schwester gefunden hat.“
    „Wann war das? Wann hat die Polizei Sie angerufen?“
    „Was tut denn das zur Sache? Irgendwann kurz nach acht heute Morgen. Vielleicht auch Viertel nach acht. Ich weiß es nicht mehr genau.“
    „Dann wussten Sie ja noch vor mir Bescheid ...“
    Es klang gekränkt.
    „Noch einmal. Ich mag Ihre Schwester. Vom ersten Moment an. Auch wenn wir uns kaum länger als vielleicht zehn Minuten kennen. Mich hat es wirklich getroffen, als ich von dem Unfall gehört habe und bis jetzt hatte ich auch gar keine Ahnung, wie schlimm es wirklich um sie steht. Deswegen bin ich ja hier.“
    Alle schwiegen einen Moment. Es war, als lauere ein jeder auf einen weiteren Angriff des anderen. Doch Corinna schien sich langsam zu beruhigen. Vielleicht weil sie endlich begriff, dass hier jemand stand, der sich tatsächlich aufrichtig Sorgen machte? Möglicherweise konnte seine Unterstützung den Genesungsprozess von Anna sogar begünstigen? Genau darüber dachte Corinna nach.
    Währenddessen fiel Ben nichts anderes ein, als die Hände in die Taschen seiner Jeans zu stecken und geduldig auf das Ergebnis zu warten.
    Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, sagte sie:
    „Wenn Ihnen meine Schwester wirklich so wichtig ist, dann sollen Sie Anna sehen. Aber nicht alleine. Damit das klar ist?“
    Drohend setzte sie hinzu:
    „Und wehe, ich finde heraus, dass das nicht in Annas Sinne ist. Dann können Sie sich auf etwas gefasst machen.“
    Ben lächelte versöhnlich.
    „Wenn ich nicht völlig falsch liege, ist das nicht der Fall. Und sollte dem doch so sein, sehen Sie mich nie wieder. Versprochen.“
    Corinna nickte.
    „Dann sind wir uns alle einig?“, fragte Frauke.
    „Zumindest fürs Erste", antwortete Corinna in einem letzten Anflug von Trotz.
    „Dann bringe ich Sie beide jetzt zu ihr“, sagte Frauke Zanner.

-22-
     
    „Frau Brenner ...?“, jemand rüttelte sanft an ihrer Schulter. Melanie öffnete benommen die Augen. Das helle Flurlicht blendete sie kurz, aber als sich ihre Pupillen auf den abrupten Wechsel von dunkel nach hell eingestellt hatten, erkannte sie Frauke Zanner vor sich stehen.
    Mit einem Schlag wich ihre Müdigkeit. Sie richtete sich auf und realisierte sofort, dass die Kinder nicht mehr über ihren Beinen lagen. Sie überkam Panik.
    „Wo ...?“
    „Keine Sorge. Ihre Kinder sind aufgewacht. Wir haben sie ins Stationszimmer gesetzt. Sie schauen Fernsehen.“
    „Danke", sagte Melanie und richtete sich schnell die Haare.
    „Wie geht es ihm?“
    „Nun, er ist stabil. Soweit man das zu diesem Zeitpunkt sagen kann. Wir haben ihn jetzt auf die Intensivstation verlegt.“
    „Wie schlimm ist es?“
    „Er hat mehrere Frakturen erlitten. Der rechte Oberschenkel ein offener Bruch und am linken einen Trümmerbruch. Der Beckenring ist mehrfach gebrochen.“
    Melanie schluckte.
    „Er hat leider auch innere Verletzungen. Eine Lungenkontusion, also eine Quetschung der Lunge, eine Milz- und eine Nierenruptur gehören dazu.“
    „Was heißt das?“
    „Das sind Risse.“
    „Das ist mir schon klar", sagte Melanie. „Ich will wissen, was genau gemacht wurde!“
    „Wir mussten die Milz entfernen und auch eine Nephrektomie, also eine Entfernung der Niere, durchführen. Und durch das stumpfe Bauchtrauma hat er einiges an Blut verloren, so dass er natürlich eine Bluttransfusion bekommen hat. Die Brüche sind fixiert. Ein Schädel-CT blieb ohne Befund und das ist eine gute Nachricht.“
    Mit jedem weiteren Detail erblasste Melanie zunehmend.
    „Ist er ...“, Melanie stockte, „... ist er in Lebensgefahr?“
    „Er wird auch ohne die Niere und die Milz gut leben können. Größtes Risiko einer Milzentfernung ist allerdings die höhere Anfälligkeit für Infektionen mit lebensbedrohlichen Folgen, wie zum Beispiel einer schweren Lungenentzündung oder Sepsis. Gegen bestimmte Erreger, wie etwa Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus Influenza, wird eine Impfung durchgeführt. Diese Impfung muss auch nach vier Jahren wieder aufgefrischt werden.“
    Die Ärztin machte eine kurze Pause. Da Melanie aber nicht fragte, sondern nur stumm dasaß, fuhr sie fort.
    „Nach einer Entfernung der Milz kann es zu einem Anstieg der Thrombozyten kommen. Wir müssen ihre Anzahl wegen des erhöhten Thromboserisikos also regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls mit Medikamenten gegensteuern. Was seine Frakturen angeht ... er

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