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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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Finger gezogen, stand dort: „GAS“.
    Rentsch wusste sofort, was es zu bedeuten hatte. Das war eines der von ihm erfundenen Codewörter und sollte dann zum Einsatz kommen, wenn eine Operation geglückt war, das Geld eingetrieben werden konnte. Es stand für „ G eld A bholen S ofort“.
    Aber jetzt war es eine Aufforderung der Kreatur an seinen Herrn und nicht umgekehrt. Und Sirkowsky hatte sich nicht nur damit begnügt seine Frau aufzuschlitzen um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, sondern auch noch seinen Computer mitgenommen.
    Dass ihm das nichts nützte, würde Sirkowsky noch herausfinden. In jedem Fall war seine Ahnung damit Gewissheit. Sirkowsky musste irgendwie von seinen Plänen Wind bekommen haben. Doch wie blieb ihm ein Rätsel. Kein Geheimnis dahingegen war: Ihm lief die Zeit davon. Er musste handeln. Sein Überleben hing davon ab.

-81-

    Rund eine Stunde später, Rentsch dachte gerade darüber nach, wie er heil aus der Sache herauskommen sollte, bekam Frank wieder nächtlichen Besuch. Alles begann zunächst mit einem weißen Rauschen, ähnlich dem Grieseln aus dem Fernseher als es noch einen Sendeschluss gab. Nach und nach formten sich daraus sieben Gesichter, wechselten einander ab und verschwanden wieder. Irgendwann ging es von vorne los. Frank konnte nie klar erkennen, wem die Gesichter gehörten, aber sein Unterbewusstsein reagierte. Bei Dreien fühlte er ein Gefühl der Wärme, bei Zweien nicht das Geringste und bei den Übrigen nur Kälte und Bedrohung. Dann kam das Dröhnen der Zahlen und jede einzelne Ziffer wurde untermalt mit seinem Gefühl. Warm. Nichts. Nichts. Warm. Kalt. Kalt. Warm. Dann wieder von vorne .
    Würde jetzt jemand neben seinem Bett stehen, so könnte er gequältes Wimmern hören und eine zuckende Silhouette im Gegenlicht des Fensters.

    *

    Ein Stockwerk höher hatte jemand einen anderen Traum.
    „Anna“, wisperte etwas.
    Stille.
    „Er kommt. Schon bald. Wach auf.“
    Im Schlaf nickte Anna. Ihre Augenlider flatterten. Auch sie sah verrauschte Gesichter. Es waren derer nur zwei, aber bei beiden glühte ihr Herz vor Hass.

-82-

    An Schlaf war bisher nicht zu denken. Mittlerweile zeigte Rentschs Uhr fast fünf und noch immer ging er die Möglichkeiten durch, das Geld einzusammeln ohne gleich darauf zu sterben. Fakt war: Er hatte Sirkowsky hintergangen. Darum wetzte der Ukrainer bestimmt schon die Messer, war hinter ihm her wie der Teufel hinter der Sünde. Sirkowsky würde ihn umbringen, ob er das Geld in seinen Händen hielt oder nicht. Und untertauchen? Seine Chancen, jetzt noch unbemerkt zu verschwinden, gingen gegen null. Sirkowsky war sicher schon längst zu seinem Schatten geworden.
    Zu allem Überfluss hatte er nun auch noch eine ziemlich tote Frau im Arbeitszimmer sitzen. Es war schon ironisch, fand er. Selbst ihr Ableben hatte nichts daran geändert, dass sie ihm ein Klotz am Bein war. Der einzige Unterschied jetzt war, dass sie ihm nichts mehr nützte.
    Irgendwann musste sich Rentsch eingestehen, dass es wenig sinnvoll war weiterhin nach Auswegen zu suchen. Selbst wenn es noch einen gab, so war das wie mit der Geheimnummer für den Bankautomaten. An die erinnerte man sich auch erst dann, wenn man es nicht verzweifelt versuchte. Und so hoffte er, dass ihm doch noch eine Lösung in den Schoß fallen könnte, wenn er es fürs Erste gut seinließe.
    Jetzt musste er seine Frau erst einmal aus diesem verdammten Sessel hieven und sie irgendwo zwischenlagern. Und als Lager kam nur der Keller in Frage. Dort war es kühl und trocken. Wenn er alle Fenster öffnete, würde es noch kälter sein. Das sollte den Verwesungsprozess erheblich verzögern. Später, sollte es noch ein Später geben, konnte er sich immer noch über das „Wie“ und „Wo“ ihrer Entsorgung Gedanken machen.
    Rentsch blickte auf die Uhr. Jetzt war es fünf. Die Umstände zwangen ihn dazu schon früher bei diesem Brenner aufzutauchen und nicht erst am Mittag, wie ursprünglich geplant. Damit blieben nur noch wenige Stunden.
    Er machte sich auf den Weg in die Garage. Dort war die stabile Malerfolie. Durch die Küche führte eine Tür direkt dorthin, so musste er nicht nach draußen und das Tor laut scheppernd öffnen.
    Summend flimmerte die Halogenröhre auf. Schon aus der Entfernung erkannte er, dass die Folienrolle nicht dort war, wo er sie neulich noch gesehen hatte. Trotzdem durchsuchte er jetzt alle Regale, schaute in jeder Ecke nach - doch sie war nicht zu finden.
    Rentsch fluchte. Er dachte

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