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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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der Wind, so dass Rentsch, die wenigen Meter vom Eingangstor über den Hof bis zur Haustür relativ trocken blieb. Obwohl sein Hirn damit beschäftigt war, alle Gliedmaßen einigermaßen koordiniert zu bewegen, nahm es doch zur Kenntnis, dass Swantjes Wagen nicht in der Einfahrt stand. Und auch sonst deutete nichts auf ihre Anwesenheit hin. Als er am Abend gegangen war, daran erinnerte er sich genau, hatte er sie in der Küche gehört. Sei's drum. Wenn er heute Nacht mal nicht auf der Couch übernachten musste, war ihm das nur recht.
    Schwankend suchte Rentsch nach dem Schlüssel. Es dauerte eine Weile, dann fand er ihn. Als er es dann auch noch geschafft hatte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken und aufzuschließen, trat er ein. Im Haus war es finster. Einen Moment noch stand er unentschlossen herum, bevor er den Lichtschalter suchte und sogar fand. Er legte ihn um.
    Sofort wurde das Wohnzimmer von den vielen Deckenstrahlern mit grellem Licht geflutet. Für seine Augen eine Supernova. Als er sich an das Licht gewöhnt hatte, wankte er zunächst zum Esstisch, warf seinen Mantel achtlos über einen der Stühle und ging dann hinüber zur Küche. Er durchstöberte den Kühlschrank nach etwas Essbarem. Viel fand er nicht. Die Schlampe hatte wieder nicht eingekauft!
    Während er in der Küche stand, mit einer Scheibe Brot in der einen Hand und einem Stück Fleischwurst in der anderen, registrierte seine Nase eine Merkwürdigkeit. Zigarettenrauch. Er hielt nur kurz inne, zuckte dann mit den Schultern und aß in aller Seelenruhe weiter.
    Mit dem nächtlichen Snack im Magen fühlte er sich schon deutlich besser. Denn während er in Richtung Schlafzimmer schlurfte, um zu überprüfen ob das Bett heute wirklich ausschließlich ihm gehörte, schien ihm, als habe sich sein Gang stabilisiert. Auf dem Weg zum Ziel durchquerte er jetzt das Wohnzimmer, passierte wieder den Eingang und erreichte dann das angrenzende Bad. Vielleicht war Swantje ja dort? Um die Zeit sicher unwahrscheinlich, aber er dachte sich, dass es nicht schaden konnte einen Blick zu riskieren.
    Rentsch machte sich gar nicht erst die Mühe zu klopfen. Schon seit Jahren schloss ihn Swantje aus. Sollte sie also im Bad sein, würde er die Tür ohnehin verriegelt vorfinden. Er drückte die Klinke herunter und sie schwang widerstandslos nach innen. Dahinter lag nichts als Dunkelheit. Um ganz sicher zu gehen, schaltete er das Licht ein. Doch außer dem Tropfen des Wasserhahns gab es nichts Bemerkenswertes. Also setzte er seine Runde fort.
    Gegenüber dem Bad lag das, was einstmals als Kinderzimmer geplant, doch irgendwann zum „Leseraum“ geworden war. Ein Raum, ihr Raum, voller Bücherregale. Möglicherweise war Swantje dort und beim Lesen eingeschlafen. Aber auch hier lag alles im Dunklen. Jetzt blieben nur noch sein Arbeitszimmer und das Schlafzimmer übrig.
    Als er in den Gang zum Arbeitszimmer einbog, sah er die Tür halb geöffnet. Ein schwacher Lichtschein drang in den Flur. Er blieb kurz stehen und lauschte. Alles war ruhig. Dennoch war er sich jetzt sicher, dass sie da war. Das Haus war nicht leer!
    Wäre er nüchtern, sein Gang nicht so schwer und laut, würde er jetzt versuchen das Miststück zu überraschen. Womöglich vergriff sie sich gerade wieder an dem Wein oder seinem Computer.
    Dass sein Weinvorrat schwand gefiel ihm nicht, aber er akzeptierte es. Denn so sehr es Rentsch liebte, sie zu hassen, war es ihm dann doch zu anstrengend es auch noch des Weines wegen zu tun.
    Aber dafür, dass sie den Rechner ausspionieren konnte, hatte er sogar selbst gesorgt. Frei nach der physikalischen Gesetzmäßigkeit, dass Gravitation eine Wechselwirkung zwischen zwei Objekten ist, vertraute er auf die Anziehung, die sein Rechner auf Swantje ausüben musste. Nicht ohne Grund hatte er das Passwort so gewählt, dass sie es auch ganz sicher erriet.
    Was seine Frau dabei nicht ahnte, war, dass sie jedes Mal eine Wechselfestplatte mit Blendwerk startete. Diese Platte beherbergte nur das, was er sie sehen lassen wollte und war damit nichts weiter als eine Beschäftigungstherapie, die ins Leere führte. Seine wahren Geschäfte dahingegen waren auf einer zweiten Festplatte gesichert. Beide Speicher wurden immer dann gegeneinander ausgetauscht, wenn er den Raum verließ - sei es auch noch so kurz.
    So leise und unauffällig er konnte, stieß er jetzt die Tür nach innen. Und da sah er Swantje. Im schwachen Schein der Lampe saß sie an seinem Schreibtisch. Ihr Kopf war auf

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