Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
Vom Netzwerk:
über Alternativen nach. Vom Bettlaken bis hin zum Teppich spielte er alles durch, was ihm in den Sinn kam und groß genug war. Doch nichts schien ihm geeignet Swantje einigermaßen luftdicht zu verstauen. Ihm fiel nur ein Ort ein, wo sich die Folie noch befinden konnte: der Keller. Vielleicht hatte Swantje sie benutzt und, aus welchem Grund auch immer, dort deponiert. Er machte sich auf den Weg.
    Als er die Tür zur Kellertreppe öffnete, drang ein muffig-süßlicher Geruch in seine Nase. Rentsch lächelte. Scheinbar hatten die von ihm ausgelegten Rattenfallen endlich ihre Arbeit getan. Schon lange war er nicht mehr hier unten gewesen, völlig vergessen sie zu kontrollieren. Das rächte sich jetzt. Wenn Swantje irgendwann auch anfangen würde so zu stinken, und das würde sie, mehr sogar, dann war nur zu hoffen, dass sich die Folie fand.
    Rentsch war jetzt unten angekommen und schaltete das Licht ein. Der Geruch von Zersetzung war hier deutlich intensiver. Er folgte ihm. Am Ende stand er vor dem alten Stahlschrank. Hatte er eine Falle hier hineingestellt? Daran konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Doch das war jetzt unwichtig. Denn das, was er suchte, lehnte direkt an der Tür! Er lächelte. Eine tote Ratte als Wegweiser.
    Er ergriff die Rolle, musste aber feststellen, dass sie sich zwischen dem Fußboden und der Blechlasche für das Vorhängeschloss verkeilt hatte. Um sie freizubekommen, drückte er die Tür etwas nach innen.
    Begleitet vom blechernen „Plong“ der sich wellenden Tür, kippte die Rolle langsam zur Seite. Mit einem Sprung zur Seite fing er sie schnell ab. Die Tür war frei.
    In diesem Moment schwang sie auf, und etwas sehr Großes löste sich aus der Dunkelheit des Schranks, fiel unter lautem Schaben und Ratschen direkt auf ihn zu.
    Rentsch schrie entsetzt auf, versuchte noch nach rechts auszuweichen, aber es war bereits zu spät. Was immer es war, dieses „Ding“ landete auf seiner Brust, riss ihn zu Boden und begrub den Schreienden unter sich.
    Rentsch strampelte und schlug panisch nach dem, was da auf ihm lag und als es schließlich herunterrollte, krabbelte er auf allen Vieren rückwärts über den Betonboden davon. Sein Atem flatterte und sein Herz schlug heftig gegen seine Brust.
    Jetzt sah er, was da auf ihn gefallen war. Ein Mensch! Ein Mensch, fest und eng in Folie gewickelt, wie eine ägyptische Mumie in ihre Leinenbinden.
    Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, rappelte er sich auf und näherte sich zaghaft. Die Konturen des Pakets offenbarten, dass es sich um eine Frau handeln musste, und zwar um eine verdammt übelriechende.
    Die Folie war während des Sturzes irgendwo an einer scharfen Blechkante hängengeblieben, dabei aufgerissen und der süßsauere Gestank von Verwesung entwich jetzt ungehindert. Rentsch schlug das Hemd vors Gesicht, atmete flach durch das Gewebe. Wer zum Henker war diese Frau? Wer hatte sie hierhin gebracht und wer getötet? Sirkowsky? Wieso sollte er? Er hatte ja schon seine Frau umgebracht. Das hätte gereicht, um ihm etwas anzuhängen.
    Rentsch beugte sich über die Tote. Durch den Zersetzungsprozess war nicht sehr viel zu erkennen, hauptsächlich eine braune Schmiere. Aber zwischen dem was wohl einmal ihre Brüste waren, entdeckte er einen silbernen Schimmer. Er bückte sich tiefer. Gegen seinen Ekel streckte er die Hand aus und rieb die Folie über das glänzende Ding. Es war ein Drachen-Medaillon. Er kannte es! Das war der Anhänger, der immer dann zwischen genau diesen Brüsten hin- und hergependelt war, wenn ihre Besitzerin sich vor ihm gebückt hatte.
    Mit anderen Worten: Vor ihm lag seine Sekretärin. Und damit wusste er auch, wem er ihr Verschwinden anzulasten hatte. Swantje! Sie war es, die ein Druckmittel gebraucht hatte, nicht Sirkowsky. Trotzdem bedauerte er es fast, dass seine Frau tot war. Mit ihr zusammen hätte er die Welt erobern können ... sie hätten wohl nur öfter miteinander reden sollen.
    Doch dafür war es jetzt zu spät.
    Jetzt aber tat sich eine neue Unbekannte auf. Jemand musste doch Fragen stellen? Dass das bislang nicht geschehen, dieser Jemand niemals aufgetaucht war, schrieb er Swantje zu. Vermutlich hatte sie auch hier etwas gedreht und je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war er davon.
    Was Rentsch vor seinem Tod nicht mehr erfahren sollte: Ja, Swantje hatte dafür gesorgt und nein, Yasmin ging nicht auf ihr Konto, sondern auf das seiner Droge. Aber das Wichtigste zumindest würde er noch

Weitere Kostenlose Bücher