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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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die in einer unverständlichen Sprache durch das ganze Sechseck gingen.
    Mavra Tschang vermutete, daß es sich um Spekulationen über die fremden, kleinen Wesen handelte, die mit einer Art fliegender Maschine abgestürzt waren und nun irgendwo im Land herumliefen.
    Wenigstens regnete es nicht; dafür waren sie dankbar. Aber es blieb den ganzen Tag dunkel und dräuend. Sie konnten die Sonne nicht sehen und die Richtung nicht an ihr bestimmen. Sie wußte nicht, wohin sie unterwegs waren. Natürlich hatte sie die östliche Richtung eingeschlagen, aber der Wald war dicht, sie mußten Wiesen und Wege meiden, und wer wußte, ob sie noch auf dem richtigen Pfad waren?
    Das einzig wirklich Erfreuliche waren die Äpfel gewesen. Wenigstens sahen sie wie Äpfel aus, auch wenn sie auf Sträuchern wuchsen und eine seltsame purpurrote Haut hatten. Fast verzweifelt hatte sie das Risiko auf sich genommen. Die großen Nagetiere fraßen die Früchte unbekümmert, und sie ließ sich davon anregen. Nikki war trotz der Appetitzügler immer noch die Hungrigste, und man hätte sie wohl ohnehin nicht mehr lange zügeln können. Mavra ließ das Mädchen eine Frucht essen. Sie wußte, daß sie eigentlich ein paar Stunden warten sollten, aber als sie erklärte, der Apfel sei süß und schmackhaft und leicht zu kauen, wurde die Versuchung für Mavra zu groß.
    Der zweite Tag war viel erträglicher gewesen als der erste. Trotzdem ließ Mavras Unbehagen nicht nach. Auch die beiden anderen hatten inzwischen die Riesenzyklopen gesehen, die Handkarren auf den Wegen schleppten und Herden von Tieren hüteten, die wie gewöhnliche Schafe aussahen.
    Große Veränderungen waren bei den beiden Schwammsüchtigen noch nicht zu erkennen, aber Mavra wußte, daß das täuschte. Im normalen Gespräch gab es wenig Unterschiede zwischen einem IQ von 100 und einem solchen von 150. Es stand außer Frage, daß Nikki schneller verkommen würde; sie war knapp über dem Durchschnitt, kein Genie.
    Als es am Ende des zweiten Tages dunkel wurde, waren die Berge noch immer nicht zu sehen, und die Landschaft schien sich kaum verändert zu haben. Die Luft war kühl, und es nieselte leicht.
    Nikki schlief, wie gewohnt, als erste. Sie saß eine Weile mit Renard zusammen und wußte wenig zu sagen. Er hatte den Arm um sie gelegt und preßte sie an sich, aber das war kein Versuch, romantisch zu werden.
    Schließlich sagte er: »Mavra, glauben Sie wirklich, daß das alles einen Sinn hat? Wir beide wissen, daß wir nicht einmal eine Ahnung haben, wo wir sind oder was hinter dem nächsten Hügel liegt oder ob es nicht derselbe Hügel ist, den wir schon einmal überstiegen haben.«
    »Alles hat einen Sinn, bis man tot ist«, erwiderte sie gereizt.
    »Glauben Sie wirklich? Ist das nicht nur zur inneren Aufmunterung?«
    Sie starrte in die Dunkelheit.
    »Ich bin von einer rauhen Frachterpilotin aufgezogen worden. Wohl nicht die ideale Mutter, aber sie hat mich auf ihre Weise geliebt, und ich liebte sie. Ich bin im Weltraum aufgewachsen, das große Frachtschiff war mein Spielplatz, alle paar Wochen kamen neue Häfen, glitzernd und aufregend.«
    »Muß einsam gewesen sein«, meinte er.
    »Nein, gar nicht. Für mich war das ja normal. Und es hat mich gelehrt, allein sein zu können. Das war wichtig, weil meine Mutter viele illegale Dinge trieb. Das machen die meisten Frachterkapitäne, aber bei ihr muß es sehr bedeutsam gewesen sein. Die Kom-Polizei faßte sie, und das Schiff wurde beschlagnahmt. Ich war damals dreizehn und kaufte gerade in den Läden am Raumflughafen ein. Ich konnte nichts tun, mich nicht einmal zeigen. Also blieb ich auf Kaliva.«
    »Hatten Sie nie Schuldgefühle, weil Sie nicht versucht haben, sie herauszuholen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich hatte natürlich alle möglichen Ideen, aber ich bekam keine Chance, sie auszuführen. Es ging alles viel zu schnell. Nein, ich war allein.«
    »Ihrem Ton nach mögen Sie die Kom-Welten nicht sehr, wie?«
    »Man hat meine Familie ermordet«, zischte sie. »Ich war kaum älter als fünf Jahre, aber ich erinnere mich an sie. Ich erfuhr später von Maki, meiner Stiefmutter, wie alles gewesen war. Sie heuerten einen Raumfahrer an, der mich fortschaffen sollte, weil sie sahen, daß sie selbst nicht mehr wegkamen, als ihre Welt in den Kom-Verband ging. Ich erinnere mich seltsamerweise nach all den Jahren noch immer an den Piloten. Ein seltsamer kleiner Mann in farbenfroher Kleidung mit mächtiger Stimme, teilweise recht zynisch, aber

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