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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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sein, bis es hell wird.«
    Serge Ortega streckte die Hand aus, und Zinder ergriff sie.
    »Also bis zum Morgengrauen, Gilgram Zinder. Wir treffen uns unten am Kanal, ja?«
    »Am Kanal«, bestätigte der andere. »Aber nicht Doktor Gilgram Zinder, nein, nicht mehr. Das meiste von ihm starb vor ungefähr neunhundert Jahren in Oolakash. Das wenige von ihm, das noch überlebte, starb mit Nikki auf Olympus, und der Rest mit Obie auf ›Nautilus‹. Ich bin nur Zigeuner, Ortega. Das will ich sein, also bin ich es. Ich kann sein, wer und was ich will.«
    »Warten Sie! Noch eines!« rief der Ulik. »Woher wissen wir, ob wir lange genug die Stellung gehalten haben? Können Sie mir das sagen?«
    Zigeuner lachte.
    »Wenn ich hier bin, wissen Sie es genau, und auf sehr plötzliche und schmutzige Art. Wenn nicht – falls Sie bis zur Nacht durchhalten können, und wenn die Nacht klar ist und Sie vom Himmel etwas sehen können, werden Sie sehen, wie die Sterne erlöschen.«
    »Aber das ist doch ausgeschlossen«, wandte Ortega ein. »Selbst wenn das Universum erlischt, würde es Tausende von Jahren dauern, bis wir es erfahren.«
    »Wenn er abschaltet«, sagte Zigeuner zu den beiden anderen, »wird das Universum nicht einfach aufhören, zu bestehen. Es wird praktisch niemals existiert haben. Es wird diese Sterne und den Staub, der im Licht aufleuchtete, nie gegeben haben. Es wird nichts geben als das tote markovische Universum – und die Sechseck-Welt. Nichts sonst wird daneben existieren oder je existiert haben.«
    Ein ernüchternder Gedanke.
    »Noch eine letzte Frage«, sagte Marquoz. »Haben Sie Brazil gesagt, wer Sie sind?«
    Zigeuner lachte.
    »Nein. Er wollte es wissen, aber er wollte mir auch nicht verraten, warum ein markovischer Wächter ein jüdischer Rabbiner ist, also gleicht es sich wieder aus.« Er verschwand.
    »Auch wahr«, sagte Ortega zu niemand Bestimmtem. Schließlich wandte er sich an Marquoz. »Wenn Sie schon hier sind, werden Sie das Kommando über die Verion-Seite übernehmen, hoffe ich.«
    Marquoz nickte.
    »Alles geregelt. Wenn ich soweit bin, fliegen sie mich hinüber.«
    Zum zweitenmal in dieser Nacht streckte Ortega die Hand in einer freundschaftlichen Geste aus, und zum zweitenmal wurde sie in diesem Geist ergriffen.
    »Wie bei Zigeuner«, sagte Ortega. »Wir treffen uns am Kanal.«
    »Am Kanal«, wiederholte Marquoz. »Wir werden nur dreißig Meter auseinander sein.«
    »Die schwimmen wir«, sagte Ortega jovial.
    Stromabwärts gab es eine heftige Explosion, weit entfernt noch, und Lichter flammten dort unten auf. Feuersalven lösten sich automatisch, dann erlosch und verstummte alles wieder.
    »Ich gehe lieber«, sagte der Hakazit, während der Widerhall von Explosion und Schüssen in der Schlucht noch zu hören war. Er drehte sich um, stutzte und drehte den Kopf.
    »Wissen Sie was? Wäre es nicht irre, wenn wir siegen würden?«
    Ortega lachte.
    »Das würde alles durcheinanderbringen.«
    Marquoz stapfte in die Dunkelheit davon. Ortega blieb sitzen und starrte in die Schwärze, wartete und versuchte von Zeit zu Zeit einen Blick auf die verschleierten Sterne über sich zu erhaschen.

Die Avenue, an der Äquatorbarriere
    Serge Ortega hatte sein Wort gehalten. Obwohl sie an Kampfspuren und gelegentlich an Leichen vereinzelter Späher vorbeikamen, hatten sie auf dem ganzen Weg keinen Widerstand gegen sich. Ein paarmal rutschten sie auf den Geröllfeldern fast ins Wasser, aber das war an Schwierigkeiten alles gewesen.
    Mavra hatte die Äquatorbarriere nur aus dem Weltraum gesehen, und sie kam ihr, als sie nun vor ihr aufragte, weniger wie eine dunkle Mauer vor, als sie es aus der Ferne zu sein schien. Teilweise durchscheinend, ragte sie empor, so weit das Auge reichte, ein gigantischer Damm am Ende des Flusses, der hier nur ein Rinnsal war. Sie bemerkte, daß die Stelle, wo die Avenue an die Mauer gelangte, völlig trocken war; offenkundig war das einzige Wasser hier jenes, das an die ungeheure Barriere gelangte und dort herabtroff.
    Sie sah aus wie eine riesige, nicht spiegelnde Glasscheibe, nicht besonders dick, und erstaunlich sauber und frei von allen Verschleißerscheinungen. Nur hier, an der Mauer selbst, konnte man die eigentliche Avenue sehen – glänzend und glatt, wie die Barriere selbst. Wo sie auf die Mauer traf, gab es keine Fuge, keinen Spalt; die beiden gingen einfach ineinander über.
    Es war am zweiten Tag kurz vor Dunkelwerden, aber selbst Brazil konnte nicht auf der Stelle

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